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Fiona

Fiona

Titel: Fiona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hätten, dehnten sich nun, wo sie zu Fuß gehen mußten, über weitere Tage aus.
    Am vierten Tag verließ das Trio kurz vor Mittag die Straße, um zu rasten und sich zu erfrischen. Nachdem Roger noch einmal einen, von beiden unbemerkten, verächtlichen Blick auf seine Schwester und Miles geworfen hatte, schritt er von ihnen weg, tiefer in den Wald hinein. Als er zum ersten Mal von der Gefangennahme seiner Schwester gehört hatte, war seine Seelenqual groß gewesen; doch nun hatte er erkennen müssen, daß sie als Gefangene für ihn nicht so endgültig verloren war wie jetzt.
    Während er über dieses Problem nachdachte, ging er am Rand einer kleinen Senke entlang, wo die Erde abgerissen war, ohne auf den Weg zu achten. Er war ein paar Schritte über diese offensichtlichen Spuren eines Kampfes hinaus, ehe ihm die Bedeutung dieser Zeichen bewußt wurde. Er kehrte um und untersuchte die Erde.
    Er war am Rand eines Steilufers entlanggegangen, das zu einem Fluß mit starker Strömung hinunterfiel, und daß ein Stück Erde aus der Böschung herausgebrochen war, ließ nur eine Deutung zu: hier war jemand den Abhang hinuntergestürzt. Roger hatte oft nach einer Schlacht nach Männern suchen müssen, die verwundet oder vermißt waren; und nun meldete sich der Instinkt des Ritters, der sich als prickeln in seinem Nacken kundtat. Sofort kletterte er den Steilhang hinunter, rutschte in seiner Hast auf dem lockeren Boden aus.
    Was er am Fuß der Böschung fand, war nicht das, was er dort erwartete. Da saß auf einem verfaulenden, umgestürzten Baumstamm, die Füße unter einem Haufen großer Steine versteckt, eine hübsche junge Frau, reich gekleidet in burgunderroten Samt, mit großen goldgefaßten Amethysten als Besatz am Halsausschnitt. Ihre dunklen Augen, die fast zu groß für ihr Gesicht waren, sahen heiter zu Roger auf.
    »Ich wußte, daß Ihr kommen würdet«, sagte sie in einem Englisch, das sich mit seinem weichen Akzent angenehm anhörte.
    Roger blinzelte sie verwirrt an, überging jedoch ihre Bemerkung. »Seid Ihr gestürzt? Seid Ihr verletzt? «
    Sie lächelte ihn an, sie sah noch sehr jung aus, eher wie ein Kind, das ein Kleid trug, für das es eigentlich nicht alt genug war. Dunkle Haare lugten unter einer mit Perlen bestickten Kapuze hervor. Noch mehr Perlen schmückten den breiten Besatz an der Vorderseite ihres Kleides.
    »Mein Fuß ist eingeklemmt, und ich kann ihn nicht bewegen. « Frauen! dachte Roger und bückte sich, um die Steine zu untersuchen, die ihren Fuß festhielten. »Ihr müßt gehört haben, wie ich oben vorüberkam. Warum habt Ihr nicht um Hilfe gerufen? «
    »Weil ich wußte, daß Ihr zu mir kommen würdet. « Verrückt, dachte Roger. Die arme Kleine war von Dämonen besessen. »Wenn ich diesen Stein anhebe, möchte ich, daß Ihr den Fuß anhebt. Habt Ihr mich verstanden? « sagte er, als redete er mit einer Beschränkten. Sie lächelte nur als Antwort, und als er den Stein rückte, zog sie den Fuß darunter hervor.
    Der andere Fuß befand sich in einer schwierigeren Lage. Wenn er einen Stein rückte, würden andere nachrutschen und ihr vielleicht den Knöchel brechen, überlegte Roger. Sie war ein schmächtiges Ding, und er bezweifelte, daß ihre zierlichen Knochen viel auszustehen vermochten.
    »Fürchtet Euch nicht, mir die Wahrheit zu sagen«, flüsterte sie. »Mir sind Schmerzen nicht fremd. «
    Roger drehte sich um und sah sie an. Er merkte, wie sie ihn mit ihren großen Augen mit so viel Vertrauen anblickte, und dieses Vertrauen erschreckte ihn und gab ihm gleichzeitig das Gefühl der Stärke.
    »Wie heißt Ihr? « fragte er, während er die Steine um ihren kleinen Fuß betrachtete.
    »Christiana, Mylord. «
    Rogers Kopf ruckte in die Höhe. Sein schmutziges Bauerngewand hatte sie nicht getäuscht. Also war sie vielleicht gar nicht so dumm. »Chris also. « Er lächelte. »Darf ich mir Euren Eßdolch ausborgen? Ich muß mir etwas zurechtschneiden, mit dem ich diese Steine festhalten kann, wenn ich diesen dort bewege. « Er deutete auf den Stein über ihrem Fuß.
    Sie überreichte ihm ihr Messer, und er biß sich auf die Lippen, weil ihn ihre Vertrauensseligkeit so erschreckte. Doch er sprach die Warnung nicht aus, daß sie niemals einem Fremden ein Messer anvertrauen dürfte. Die Juwelen an ihrem Kleid waren ein Vermögen wert, und die Perlenkette um ihrem Hals hatte wohl nicht ihresgleichen.
    Er bewegte sich einige Schritte von ihr fort, um ein paar Zweige von den Bäumen zu schneiden.

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