Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
ist, in dem ein cremefarbener Umschlag steckt. Ich nehme den Umschlag, öffne ihn und ziehe den Brief heraus.
Heute Vormittag wirst du dich ausruhen. Dein Mittagessen wird um 12 Uhr geliefert, und bis 13 Uhr musst du aufgegessen haben. Um 14 Uhr wirst du diese Schachtel öffnen und darin weitere Anweisungen finden.
Jeder Brief, merke ich, ist bestimmender als der vorherige. Jeder diktiert mir nachdrücklicher, was ich zu tun habe, geht über mich als sexuelles Wesen hinaus und greift in mein Leben als autonome Person ein.
Auch an diesem Tag gibt mir Dominic vor, was ich zu tun habe, selbst wenn er nicht mit mir zusammen ist. Und er weiß, dass ich ihm gehorchen werde. Ich spüre, dass er genau weiß, was ich tue, als ob sein Blick aus seinem Wohnzimmer heraus quer durch das Gebäude dringt.
Irgendwie würde ich es ihm auch zutrauen, dass er meine Wohnung verwanzt und heimlich eine Kamera installiert hat.
Der Gedanke ist schräg, und kaum ist er mir durch den Kopf geschossen, verwerfe ich ihn auch schon wieder. Und doch bleibt das ungute Gefühl, dass dieser neue Dominic fähig wäre, zu solchen Mitteln zu greifen.
Ich starre die schwarze Schachtel an und frage mich, was darin enthalten sein mag.
»Was soll’s«, sage ich zu mir. »Es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken. Ich werde sie nicht vor zwei Uhr öffnen. Vielleicht hat er ja eine Art Kontrolluhr, die ihm sagt, wann der Deckel abgenommen wird.«
Ich will ihm keinen Grund liefern, mich zu bestrafen. Heute ist schließlich der Tag, an dem wir am weitesten gehen wollen.
Bei diesem Gedanken erfasst mich eine Art kalter Erregung. Zum ersten Mal mischt sich in mein Verlangen nach Dominic echte Angst.
Ich gehorche meinen Anweisungen und verbringe einen ruhigen, entspannten Vormittag. Meine Mutter ruft an, um zu fragen, wie es mir geht, und obwohl ich finde, dass ich absolut normal klinge, spürt sie sofort, dass ich nicht ich selbst bin.
»Bist du krank?«, will sie wissen, mit Sorge in der Stimme.
»Nein, Mum. Nur müde. Es war eine lange Woche. Das Leben in London saugt einen aus, finde ich.« Ganz zu schweigen von all dem Sex.
»Das merke ich. Sei ehrlich. Ist es wegen Adam?«
»Adam?« Ich klinge aufrichtig erstaunt. Seit Tagen habe ich nicht mehr an ihn gedacht. »Nein, nein, überhaupt nicht. Was ihn angeht, hat sich London als das perfekte Heilmittel erwiesen.«
»Das freut mich zu hören.« Mum klingt erleichtert. »Ich habe ja immer schon gedacht, dass du es besser treffen könntest, Beth, aber ich wollte nichts sagen, weil du doch so offenkundig verliebt in ihn warst. Als allererster Freund war er ja wirklich in Ordnung, aber ich bin froh, dass du jetzt die Chance hast, deine Flügel auszubreiten. Du brauchst einen Mann, der dir ebenbürtiger ist, jemand, der deine Interessen erweitert, deine Erfahrungen und deine Lebenslust teilt. Ich möchte, dass meine Beth von dem besten Mann auf der ganzen Welt geliebt wird.«
Ich kann nicht sprechen. Mein Hals schnürt sich zu, als ob sich in ihm etwas quergestellt hätte. Heiße Tränen wallen in meinen Augen auf. Sie tropfen langsam über meine Wangen, und es gelingt mir nicht, das Schluchzen zu ersticken.
»Beth?«
Ich will etwas sagen, kann aber nur schluchzen.
»Was ist?«, ruft sie. »Was ist los, mein Baby?«
Ich wische mir über die Augen und schaffe es, das Schluchzen so weit zurückzudrängen, dass ich etwas sagen kann. »Ach, Mum, es ist eigentlich nichts. Ich habe nur etwas Heimweh.«
»Dann komm zu uns zurück, mein Schatz! Wir vermissen dich auch.«
»Nein, Mum, ich bin nur noch zwei Wochen in der Wohnung. Ich will mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.« Ich schnüffele feucht und muss lachen. »Ich bin einfach nur albern! Ich bin heute nah am Wasser gebaut. Es ist nichts Ernstes.«
»Ehrlich nicht?« Sie macht sich immer noch Sorgen.
Oh, Mum, ich habe dich wirklich so lieb. Ich bin immer noch dein kleines Baby, ungeachtet der Umstände. Ich verstärke meinen Griff um den Hörer, als ob mich das ihrer tröstlichen Umarmung und ihrer vertrauten, mütterlichen Wärme näherbringen würde. »Es geht mir gut, ganz ehrlich. Und wenn es allzu schlimm wird, komme ich nach Hause. Aber ich bin sicher, so weit wird es nicht kommen.«
Um exakt 12 Uhr klopft es an der Tür. Als ich öffne, steht ein Mann in der Uniform eines schicken Hotels oder teuren Restaurants vor mir. Er hält ein großes Tablett voller Teller unter silbernen Hauben in den Händen.
»Ihr
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