Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
gleichermaßen leidvoll.
»Falls ich von etwas Passendem höre, melde ich mich bei Ihnen«, verspricht James.
»Danke, James. Das wäre nett.«
»Wie läuft es mit Dominic?«, fragt er zögernd. »Gibt es etwas Neues?«
Ich schweige einen Moment, frage mich, wie viel ich ihm erzählen kann. Dann sage ich: »Ich glaube, es wird nicht funktionieren. Wir sind einfach zu unterschiedlich.«
»Ah.« Er klingt wissend. »Es ist ein wenig so, wie wenn eine Frau sich in einen Schwulen verliebt, fürchte ich. Man denkt, man könne ihn ändern, aber in Wirklichkeit kann man das nicht.« Er streicht tröstend über meinen Arm. »Es tut mir leid, meine Liebe. Sie finden einen anderen, das verspreche ich.«
Ich traue meiner Stimme nicht, darum nicke ich nur. Dann muss ich rasch den Kopf senken und die Änderungen in die Kundendatenbank eingeben, bevor er sieht, dass sich meine Augen mit Tränen füllen.
London platzt vor Freitagabendfröhlichkeit, als ich mich auf den Heimweg mache, obwohl die Sonne jetzt hinter einer dicken, grauen Wolkendecke verschwunden ist. Es ist aber noch warm, fast schwül, und die Luft fühlt sich leichter an als gewöhnlich.
Ich spüre, dass etwas anders ist als sonst, kaum dass ich den Aufzug verlassen habe, und als ich die Tür zur Wohnung öffne, weiß ich ganz sicher, dass eine Veränderung in der Luft liegt. Zum ersten Mal kommt De Havilland nicht mit hoch erhobenem Schwanz in den Flur gelaufen. Da sehe ich die beiden großen Koffer im Gang.
»Hallo-o«, ruft eine Stimme, und einen Augenblick später steht eine elegante ältere Frau in der Tür zum Wohnzimmer. Sie ist groß und gut gekleidet, trägt ein Seidenwickelkleid mit blauem Muster. Ihre Haut ist faltig, aber babyweich, und ihre silbergrauen Haare sind zu einer schicken Frisur geschnitten. Es ist Celia.
Vor Staunen klappt mir der Mund auf.
»Ich weiß, ich weiß«, ruft sie und kommt mit ausgestreckten Armen auf mich zu. »Ich hätte anrufen sollen! Das wollte ich auch, aber in dem Moment, als ich anrufen wollte, ging mein Handy nicht, und als es wieder funktionierte, war ich zu beschäftigt mit Passkontrolle und Flughafensachen und solchem Kram.«
Ich bin immer noch dabei, alles zu verarbeiten, als sie mich an den Händen nimmt und auf beide Wangen küsst.
»Habe ich etwas falsch verstanden?«, frage ich. »Ich dachte, du kommst erst nächste Woche wieder.«
»Nein, nein, das hat schon alles seine Richtigkeit, aber ich habe es in diesem lausigen Wohlfühlzentrum keinen Moment länger ausgehalten! Ich war noch nie so lange mit so vielen entsetzlichen Langweilern eingesperrt. Ich kann kaum fassen, dass ich es überhaupt so lange ausgehalten habe. Und das Essen …« Sie rollt mit den Augen. »Vielleicht bin ich ja zu verwöhnt, Liebes, aber ich halte es nicht für eine moralische Notwendigkeit, dass Essen schauderhaft schmecken muss! Ich benehme mich sehr viel besser, wenn ich drei Mal am Tag köstliche Dinge zu mir nehmen kann. Sei bitte nicht enttäuscht, weil ich früher nach Hause gekommen bin.«
»Natürlich nicht«, versichere ich ihr. Aber ich bin es. Sehr.
»Du musst auch nicht ausziehen. Du kannst bis zum Ende der ausgemachten Zeit hierbleiben, ich fürchte nur, dass ich mein Bett für mich in Anspruch nehmen muss. Kleine, alte Damen von 72 brauchen ihre Luxusmatratzen und Stützkissen. Aber man hat mir gesagt, mein Sofa sei bequemer als viele Hotelbetten. Du kannst also auf dem Sofa schlafen.« Sie lächelt mich an. Sie hat wirklich eine ganz erstaunliche Haut: sie sieht so weich aus wie Creme.
»Tja, wenn es dir nichts ausmacht«, meine ich zögernd. Ich habe sonst keine Übernachtungsmöglichkeit, und ich muss ja noch eine Woche für James arbeiten. Vielleicht kann ich nächste Woche ein anderes Arrangement treffen, obwohl ich keine Ahnung habe, welches.
»Aber natürlich nicht. Die Wohnung sieht wunderbar aus, und De Havilland strahlt ja förmlich. Offensichtlich hast du dich gut um meinen kleinen Engel gekümmert. Hast du denn Pläne für heute Abend, oder darf ich dich zum Abendessen einladen?«
Ich hatte keine Pläne, außer zur Wohnung von Dominic hinüberzuschauen. Das wird jetzt warten müssen, nehme ich an.
»Abendessen wäre wunderbar, Celia, danke«, sage ich bemüht fröhlich.
»Hervorragend. Wir gehen in Monty’s Bar. Dort kochen sie wirklich phantastisch, und nach allem, was ich durchgemacht habe, finde ich, habe ich das jetzt verdient.«
Monty’s Bar und das Essen, zu dem Celia mich
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