Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
verstehe. Würden Sie ihm bitte sagen … sagen Sie ihm, ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Und dass es mir niemals leid tun wird, ihn kennengelernt zu haben. Was wir miteinander geteilt haben, bedeutet mir sehr viel!«
»Natürlich.« Sie lächelt mich an, als ob sie froh sei, dass unser Gespräch nun endlich vorbei ist. »Leben Sie wohl, Beth.«
»Auf Wiedersehen.« Ich drehe mich um und verlasse Dominics Wohnung. Zum letzten Mal, wie es scheint.
Celia hört Händel, trinkt Weißwein und liest ein Buch, als ich eintrete. Als sie mein Gesicht sieht, gießt sie ein zweites Glas ein und reicht es mir.
»Arme Beth«, sagt sie mitfühlend. »Das Leben kann furchtbar sein. Ich nehme an, es hat mit Liebe zu tun.«
Ich nicke, immer noch fassungslos. Langsam erst wird mir klar, dass Dominic fort ist.
»Du musst mir nichts erzählen, meine Liebe, aber wenn du mich brauchst, bin ich für dich da.«
Ich setze mich und nehme einen großen Schluck Weißwein. Seine herbe Kühle bringt mich wieder ein wenig zu mir selbst. »Ich dachte … ich dachte, ich würde mit jemandem zusammen sein, aber es hat nicht funktioniert. Er ist fort.«
Celia schüttelt den Kopf. »Ach herrje. Und das alles nur aufgrund eines Missverständnisses?«
Ich nicke erneut. Meine Augen brennen. Ich tue mein Bestes, um meine Gefühle zu zügeln. Ich will nicht die Kontrolle verlieren, weil ich nicht sicher bin, ob ich sie dann jemals wiedererlangen werde. »Ich denke schon«, sage ich. »Ich bin mir nicht mehr sicher. Ich dachte, es sei zu quälend, mit ihm zusammen zu sein, aber jetzt weiß ich nicht, wie ich ohne ihn leben soll.«
»Du Arme.« Celia seufzt. »Ja, das klingt danach.«
»Nach was?«
»Nach Liebe. Viele Menschen ziehen es vor, ihr aus dem Weg zu gehen. Sie geben sich mit etwas Einfacherem zufrieden, etwas, das weniger verzehrend ist, weniger gefährlich. Denn wie Shakespeare schon sagte, ist des Herzens Qual der Liebe Unbill nun einmal. Große Leidenschaft ist immer schmerzvoll. Aber ohne sie zu leben … tja, ist es das wert?« Sie schaut mich aufmerksam, fast heiter an. »Da bin ich mir nicht so sicher. Nicht alle von uns haben die Chance, wahre Leidenschaft für einen anderen Menschen zu empfinden oder auch die Qual zu ertragen, die damit einhergeht. Ich hatte das Glück, das mehr als einmal zu erleben, und darum lebe ich jetzt auch so glücklich allein. Ich weiß, dass ich von diesem herrlichen Kelch kosten durfte, und ich verbringe den Rest meiner Tage lieber mit der Erinnerung daran, als mich mit weniger zufriedenzugeben.«
Ich starre sie an, stelle mir die junge Celia vor, im Taumel der Leidenschaft mit ihrem Geliebten, wie sie – ebenso wie ich in den letzten Wochen – auf dem schmalen Grad zwischen Entzücken und Verzweiflung lebte.
»Es ist alles schon sehr lange her«, sagt sie und zwinkert lächelnd. »Und ich vermute, es fällt schwer zu glauben, dass eine alte Frau wie ich jemals das fühlte, was du gerade fühlst.«
»O nein, natürlich nicht«, widerspreche ich rasch.
»Ich habe eine kleine Lebensweisheit, die ich dir weitergeben möchte.« Sie beugt sich zu mir. »Sei nicht mit dem stillen Leben zufrieden. Die Jugend vergeht schneller, als man denkt. Nimm all deine Kraft, deine Vitalität und deine Lebensfreude, mach das Beste daraus, genieße es, spüre es. Selbst der Schmerz erinnert dich daran, dass du am Leben bist, und ohne ihn wüsstest du gar nicht, was Vergnügen ist. Vergiss nicht: ›Jung Mann und Jungfrau, goldgehaart, zu Essenkehrers Staub geschart‹. Wir werden alle lange Zeit tot sein.«
Ihre Worte rühren etwas in mir an.
Sie hat recht, das wird mir mit plötzlicher Klarheit bewusst. Die Vorstellung, dass ich jemals Dominic und alles, was er mir gegeben hat, was er mich hat fühlen lassen, zurückweisen könnte, ist absurd. Er ist zu weit gegangen, aber ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass er es nie wieder so weit kommen lassen wird. Er war bereit, mir zuzuhören und Kompromisse zu schließen. Das begreife ich jetzt. Aber meine Chance ist mir durch die Finger geglitten. Er ist fort.
Vergnügen ohne Schmerz gibt es nicht. Leidenschaft ohne Leiden gibt es nicht. Ich möchte mich lieber lebendig als sicher fühlen.
Dominic – wo zum Teufel bist du?
Erst viel später, als ich mich auf dem Sofa eingerollt habe und versuche zu schlafen, fällt mir wieder ein, was Dominic mir über das Boudoir geschrieben hat. Der Schlüssel befindet sich in der Tasche von Celias
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