Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
gekettet – du weißt schon, ein Kreuz wie ein X –, und er verwendete verschiedene Instrumente, fing ganz sacht mit weichem Pferdehaar an und endete mit einem echt heftigen Teil, das man die neunschwänzige Katze nennt – nur dass seine ungefähr zwanzig Schwänze hatte –, und da war die Frau schon sichtlich am Ende. Es war unglaublich.«
Ich kann es förmlich vor mir sehen: eine Frau, die vor Qual schreit, ihr Rücken ein Chaos aus Striemen und Blut, ein Mann im Machtrausch, der mit all seiner Kraft zuschlägt. Und das soll schön sein?
»Und wann hatten sie Sex?«, frage ich zögernd.
Dominic schaut erstaunt. »Sex?«
»Es gibt doch auch Sex oder nicht? Kapiere ich hier etwas nicht? Wann genau haben sie miteinander geschlafen?«
»Die Regeln des Clubs verbieten Geschlechtsverkehr oder Penetration, außer die Mitglieder sind allein und sind zudem als Teil des Spieles damit einverstanden. Aber viele Menschen ziehen ihr sexuelles Vergnügen nicht aus dem, was du unter Sex verstehst. Sex ist Auspeitschen, Auspeitschen ist Sex. Oder auch nicht. Das kommt darauf an. Die Beziehung und der Machtaustausch zwischen den Teilnehmenden reicht oft aus, um ihnen die Befriedigung zu verschaffen, nach der sie sich sehnen.«
Ich starre ihn an. Er hat recht: Manches von dem, was er mir erzählt hat, hätte ich mir nie und nimmer so vorgestellt. »Dann bist du also Mitglied in diesem Club geworden?«
Dominic nickt. »Vanessa war begeistert. Genau danach hatte sie immer gesucht. Sie hatte ihre Familie gefunden.
Das Asyl
ist ein Ableger des Clubs, aber noch etwas ausgefeilter, weil dort mehr als nur simples Dominieren ermöglicht wird.«
»Es gibt noch mehr?«, frage ich matt.
Dominic lacht. »O ja, Beth, noch sehr viel mehr. Aber lass uns nicht vom Thema abkommen. Ich will dir erklären, warum ich nicht der Mann sein kann, den du in meiner Wohnung gesehen hast.«
»Warum nicht?«
Er schaut mir in die Augen. »Aus einem einfachen Grund: Als ich damals das Auspeitschen sah, wusste ich mit absoluter Sicherheit, dass ich nicht an ein Kreuz gefesselt sein wollte, ich wollte nicht das Brennen der brutalen Peitsche spüren.« Er schweigt kurz und fährt fort: »Ich will der Mann mit der Peitsche sein. Ich will es nicht empfangen. Ich will es austeilen.«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich starre ihn nur aus großen Augen an.
Dominic seufzt, wirkt plötzlich traurig und besiegt. »Ach, Beth, ich wollte dir nicht auf diese Weise davon erzählen. Du bekommst einen völlig falschen Eindruck.«
Ich kann ihm kaum zuhören, so sehr wirbeln die Gedanken in meinem Kopf. »Das hast du also gemeint, als du sagtest, dass deine Bedürfnisse und die von Vanessa nicht kompatibel sind.«
Er nickt, bedächtig. »Ich fürchte ja. Zwei dominante Persönlichkeiten in einer Beziehung, das funktioniert nicht – nicht, wenn es ein großer Teil der sexuellen Dynamik ist. Aber wir liebten uns auch nicht mehr. Unsere Liebesbeziehung hatte ihr natürliches Ende gefunden, und wir wurden zu dem, was wir eigentlich sein sollten – zu Freunden. Unsere gemeinsame Erkundung der Szene band uns eng aneinander.«
»Mit Handschellen, wie es scheint«, platze ich heraus und bin gekränkt, als er anfängt zu lachen. »Das sollte kein Witz sein. All das ist mir sehr, sehr fremd.« Ich lehne mich vor, schaue ihn fest an. Ich hätte wissen müssen, dass ein Mann, der so hinreißend aussieht, nicht einfach sein kann. »Du willst mir also sagen, dass du Frauen schlagen und peitschen musst.«
Er nimmt noch einen Schluck. Mache ich ihn nervös?
»Es ist sonderbar für mich, Beth, weil du so gar nichts über diese Welt weißt, und Dinge, die ganz normal für mich sind, klingen in deinen Ohren bizarr. Ob du es glaubst oder nicht, es gibt viele Frauen, denen es ungeheuer gefällt, unterwürfig zu sein. Und ich genieße es sehr, sie zu kontrollieren.«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich versuche mir vorzustellen, wie dieser Mann – der nach außen hin so normal, so elegant, so kultiviert erscheint – eine Peitsche über den Rücken einer ihm hilflos ausgelieferten Frau niedersausen lässt. Eine Mischung aus Wut und Trauer erfüllt mich, aber ich verstehe eigentlich gar nicht, woher diese Gefühle auf einmal kommen. Noch bevor ich bewusst entscheiden kann, was ich jetzt tun soll, bin ich schon auf den Beinen, schiebe meinen Stuhl mit einem schrillen Quietschen über den Steinboden. »Jetzt verstehe ich, warum du es beenden willst«, sage ich
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