Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
dass er blass geworden ist.
»Ich habe es gesehen«, wiederhole ich mechanisch. »Ich weiß, was ihr zwei zusammen anstellt. Willst du darum mit mir Schluss machen, bevor wir auch nur eine Chance hatten?«
»O Beth.« Ich merke, wie er nach Worten sucht. »O Gott, ich verstehe das nicht. Das hast du in meiner Wohnung gesehen?«
Ich nicke.
»Und du hast angenommen, das seien Vanessa und ich?«
»Was hätte ich sonst denken sollen? Es ist deine Wohnung. Ich habe euch dort schon zusammen gesehen. Wer sollte es denn sonst sein?«
Er überlegt kurz, dann sagt er: »Also gut, ich glaube, ich weiß, was da passiert ist. In einer Hinsicht hast du recht: die Frau, die du gesehen hast, war Vanessa. Sie besitzt einen Schlüssel zu meiner Wohnung, wie du vermutlich neulich Nacht schon gemerkt hast. Aber …«, er fixiert mich mit festem Blick, »… ich war nicht dieser Mann. Das kann ich dir versichern.«
»Aber … wem erlaubst du denn Zugang zu deiner Wohnung, damit er sich dort schlagen lassen kann?«
»Tja, ich erlaube es eigentlich nicht. Ich meine, es gefällt mir nicht. Aber Vanessa wusste, dass ich ausgegangen war, und sie hat einen Kunden, dessen geheime Phantasie es ist, ein reicher Magnat zu sein, der in seiner schicken Wohnung dominiert wird. Sie hat ihn mitgenommen, um ihm das Ambiente zu bieten, in dem sie das spielen können.« Dominic schüttelt den Kopf. »Ich habe ihr das nicht direkt verboten, aber ich habe sie gebeten, dass sie ihre Arbeit nicht in meine Wohnung bringen soll. Sie nimmt sich ziemlich viele Freiheiten heraus, weil wir einmal zusammen waren.«
Ich bin verwirrt. »Moment mal … ihr Kunde? Ist Vanessa eine … Prostituierte?« Ich kann es nicht glauben. Die wunderschöne, elegante, weltgewandte Vanessa ist eine Nutte? Das scheint mir unmöglich. Warum sollte sie so etwas tun? Sie hat doch gar keinen Grund!
Dominic atmet aus, in einem langen, pfeifenden Seufzen, und lehnt sich zurück. »Ach herrje. Jetzt wurde also die sprichwörtliche Büchse der Pandora geöffnet. Ich glaube, dass ich jetzt ganz ehrlich zu dir sein muss.«
»Das würde ich sehr zu schätzen wissen.« Ein Hauch Sarkasmus liegt in meiner Stimme.
»Also schön, Beth, ich wollte dir eigentlich von mir erzählen, aber dann fangen wir eben bei Vanessa an.« Er nimmt sein Glas und nippt, als ob er sich von dem Alkohol Mut verspricht. Ich greife nach meinem Glas, kalt und voller Kondensationstropfen, und nehme einen großen Schluck von dem mineralischen Weißwein. Ich habe so ein Gefühl, dass auch ich Mut brauchen werde.
Dominic richtet sich auf, verschränkt die Hände und schaut mich an. »Erstens, Vanessa ist keine Prostituierte. Jedenfalls nicht so, wie du dir eine Prostituierte vorstellst. Sie nimmt Geld für ihre Dienstleistungen, aber sie hat nur selten, wenn überhaupt, Sex mit ihren Kunden. Sie bietet eine völlig andere Dienstleistung an. Vanessa ist von Beruf Herrin und Domina und hat sich auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen spezialisiert, die einen privaten und sicheren Ort brauchen, an dem sie ihre Phantasien ausleben und genießen können.«
Ich sage nichts, verdaue nur diese Information. Ich habe schon von Dominas gehört, aber nur als Witzfiguren in Filmen und Büchern. Ich hätte nie gedacht, dass es sie in der realen Welt gibt. Und das macht Vanessa beruflich?
Dominic fährt fort. »Die meisten Menschen haben ein sehr enges Bild von Sex und Romantik – normalerweise stellen sie sich einen Mann und eine Frau vor, die sich ausziehen und gewöhnlichen Sex haben. Blümchensex, wie man auch dazu sagt. Dann kennst du natürlich Herrenmagazine in Zeitungskiosken, hast vielleicht selbst darin geblättert. Dort gibt es normalerweise nur die Sorte Magazine, die Phantasien propagieren, die gemeinhin akzeptiert werden: große Farbfotos von nackten Brüsten und ausgestreckten Hintern, bei deren Anblick Männer sich einen runterholen können.«
Es ist merkwürdig, diese Worte aus Dominics Mund zu hören, und er sagt sie mit einer kalten Verachtung, die das alles noch verstörender macht.
Er lehnt sich vor und konzentriert sich völlig auf mich. »Aber viele, sehr viele von uns sind nicht so. Das törnt uns überhaupt nicht an. Wir brauchen etwas anderes, und wir wollen es uns nicht nur vorstellen. Wir wollen es leben.«
Er sagt ›wir‹. Er muss von sich selbst sprechen. O mein Gott. Was wird er mir gleich erzählen?
»Du erinnerst dich an diese Bar im Souterrain?
Das Asyl
?«, sagt er plötzlich,
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