Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
und als ich nicke, fährt er fort: »Die Bar gehört Vanessa. Das ganze Haus gehört ihr. Dorthin gehen Menschen, um mit ihren Phantasien zu spielen und ihre Bedürfnisse ohne Angst zu befriedigen. Es ist ein sicherer Ort, den sie für Menschen geschaffen hat, die sind wie sie.«
Ich erinnere mich an die unterwürfigen Frauen in den Käfigen. »Sie ist doch eine Domina …«, sage ich und wundere mich.
»Alle Doms brauchen einen Sub, sonst passiert nichts.« Beinahe zum ersten Mal an diesem Abend lächelt er. »Oben und unten. Yin und Yang.« Dann schaut er nachdenklich, ruft sich offenbar Szenen aus seiner Vergangenheit in Erinnerung. Nach einer Weile fährt er fort. »Vanessa und ich lernten uns in Oxford kennen, als ich dort studierte. Sie gefiel mir sofort, zwischen uns bestand vom ersten Moment an eine unglaubliche Anziehungskraft. Ich war gerade aus Amerika zurück und kannte niemanden, darum war ich begeistert, eine Frau wie sie kennenzulernen. Sie war in ihren Ansichten und Einstellungen absolut ungewöhnlich. Es dauerte nicht lange, da führte sie mich in ihre … Vorlieben ein. Alles fing ganz spielerisch an. Sie fesselte mich beim Sex ans Bett, erregte mich, zog meine Erregung sehr lange Zeit hinaus, quälte mich mit ihren Techniken – und es gefiel mir. Es dauerte nicht lange, und sie führte Spielzeug im Schlafzimmer ein: Schals, Seile, Augenbinden. Es gefiel ihr, mich zu knebeln, mir die Augen zu verbinden, ihre Spiele mit mir zu spielen. Dann brachte sie mir das Spanking näher. Anfangs sacht – ein paar kurze Schläge mit der Hand auf die Pobacke – und später ernsthafter. Sie brachte Paddel und Gürtel mit, schlug mich lange und ausgiebig – und sie genoss es, Gott, wie sie es genoss.« Seine Augen funkeln angesichts der Erinnerung. Dann ist er also doch so wie der Mann auf dem Stuhl. Es gefällt mir nicht, wie ich mich fühle, wenn ich mir vorstelle, wie Vanessa und Dominic Sex haben: zum Teil ist es brennende Eifersucht, zum Teil geheime Erregung bei dem Gedanken, wie er nackt an ein Bett gefesselt ist und langsam zum Höhepunkt gebracht wird. »Und … du? Hat es dir gefallen?«
Er seufzt wieder und nimmt noch einen Schluck Wein. »Man kann das jemandem, der es noch nie gemacht hat, nur schwer erklären. Es klingt unglaublich, ich weiß, aber Schmerz und Vergnügen sind eng miteinander verbunden. Schmerz muss nichts Furchtbares sein – er kann stimulieren und erregen und das Vergnügen noch intensiver machen. Wenn dazu bestimmte Phantasien oder Neigungen kommen, deren Anlage bereits in einem vorhanden sind – beispielsweise der Wunsch, dominiert oder bestraft zu werden, wie ein unartiges Kind behandelt zu werden oder wie ein keckes Mädchen, das gezähmt werden muss – tja, dann kann es einfach explosiv sein.«
Ich versuche, es mir vorzustellen, aber ich begreife immer noch nicht, wie es Spaß machen kann, wenn man geschlagen wird. Zumindest mir würde es keinen Spaß machen. Ich glaube auch nicht, dass ich Bestrafungsphantasien habe. Ich bin sicher, meine Phantasiebilder sind Bilder der Liebe.
Dominic spricht weiter, will sich die ganze Sache sichtlich von der Seele reden. »Ich wollte nur bis zu einem gewissen Punkt mitmachen, aber Vanessa wünschte sich mehr. Sie hatte das Bedürfnis, mich nach allen Regeln der Kunst auszupeitschen, aber darauf hatte ich keine Lust. In einem bestimmten Umfang gefielen mir ihre Spielchen, danach brachte es mir nichts mehr. Da entdeckten wir den Club.«
»Den Club?«
Er nickt. »Eine geheime Zusammenkunft von Menschen mit gleichen Interessen. Der Club traf sich in einem Bootshaus am Flussufer, das von außen nach nichts aussah, aber innen war es der Kunst des Auspeitschens gewidmet. Es gab alles, was man in einer Privatwohnung nur schwer unterbringen kann: Spreizstangengestelle, Kreuze, Folterbänke, eben alles.«
Ich hole tief Luft. Eine Folterkammer? Mein Gott, sollte man das nicht unterbinden anstatt es zu fördern? Weiß Amnesty International davon?
Dominic sieht meinen Gesichtsausdruck. »Klingt schlimm, ich weiß. Aber alles geschieht in gegenseitigem Einverständnis. Absolut nichts passiert, ohne dass es der Ausgepeitschte nicht genauso will. Meine erste Erfahrung war atemberaubend. Ich sah, wie ein Mann eine Frau peitschte, sie richtig kraftvoll auspeitschte.« Sein Blick wandert in die Ferne, und ich weiß, dass er das Bild von damals jetzt vor seinem inneren Auge sieht. »Sie war mit Händen und Füßen an ein Andreaskreuz
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