Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
mit zitternder Stimme. »Vermutlich hat dir die letzte Nacht nicht gereicht. Für mich war sie wunderbar, aber vermutlich ist es für dich öde, wenn du mich dabei nicht zu Brei schlagen kannst. Tja, danke, dass du mich das hast wissen lassen.«
Sein Blick zeugt davon, wie verletzt er ist. »Beth, nein, so ist es nicht.«
Ich unterbreche ihn. »Nein, ich verstehe schon. Ich denke, ich sollte jetzt gehen.« Ich drehe mich um und eile zur Tür. Er springt auf, ruft meinen Namen, aber ich weiß, dass er mir nicht folgen kann, solange er die Rechnung nicht bezahlt hat, also stürme ich aus dem Lokal und winke einem vorbeifahrenden Taxi.
»Randolph Gardens, bitte«, sage ich atemlos zum Fahrer, während ich auf den Rücksitz gleite. Auf dem ganzen Weg nach Mayfair zittere ich, als sei die Temperatur auf den Gefrierpunkt gefallen.
10. Kapitel
James fällt sofort auf, wie verändert ich bin, als ich am nächsten Tag zur Arbeit komme.
»Alles in Ordnung?«, fragt er und schaut mich über den Rand seiner Brille an. »Sie scheinen mir nicht so munter wie gestern.«
Ich versuche zu lächeln. »Es geht mir gut. Wirklich.«
»Aha, Probleme mit dem Freund, wenn ich mich nicht sehr irre. Keine Sorge, meine Liebe. Ich habe das alles schon erlebt. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr es mich freut, dass Erlend und ich ein betuliches, altes Paar sind und die Kümmernisse des Liebeswerbens hinter uns liegen. Was an Aufregung fehlt, wird durch Ruhe wettgemacht.« Er schaut mich mitfühlend an. »Aber das heißt nicht, dass ich vergessen hätte, wie groß der Schmerz sein kann. Ich werde keine Fragen stellen – ich werde Sie einfach ablenken.«
Ich bin mir nicht sicher, wie James mich die Offenbarungen von gestern Abend vergessen lassen könnte. Seitdem kann ich an nichts anderes mehr denken. Ich lag im Bett, die Augen weit offen, an Schlaf war nicht zu denken. Und ich stellte mir Dominic mit allen möglichen Gerätschaften vor, wie er teuflisch lacht, während er sie auf den Rücken einer Frau sausen lässt.
Ein Mann, der gern Frauen schlägt. Wie kann er nur so sein? Ich verstehe das nicht. Ich verstehe noch nicht einmal, was ich daran verstehen will.
Ich versuche, mir das auszureden, aber Fakt ist, dass ich meine Gefühle für Dominic nicht ausschalten kann. Ich sehne mich immer noch in jeder Hinsicht nach ihm, jede Faser meines Körpers erinnert sich an den unglaublichen Sex, den wir miteinander hatten, an das Gefühl, das uns verband. Den ganzen Tag über muss ich an Dominic denken, obwohl James sein Bestes versucht, mich beschäftigt zu halten, indem er mich die Fahnen für den Katalog seiner nächsten Ausstellung Korrektur lesen lässt. Dominic meldet sich nicht, und während die Stunden quälend langsam verstreichen, drückt mich immer mehr der deprimierende Gedanke nieder, dass ich ihn vielleicht niemals wiedersehen werde.
Nachdem die Galerie schließt, mache ich mich auf den Heimweg und kehre nur kurz ein, um einige Lebensmittel zu kaufen. Ich versuche mir einzureden, dass ich die Wohnung gegenüber nicht beobachte, dass ich nicht hoffe, dort irgendein Lebenszeichen zu entdecken. Ich sehne mich danach, Dominic zu sehen, wie sich ein Süchtiger nach einem Schuss sehnt. Ich fürchte sogar, falls ich ihn nicht sehen sollte, werde ich einfach hinübergehen.
Um acht Uhr liegt seine Wohnung immer noch im Dunkeln. Ich bin völlig durch den Wind, laufe auf und ab, greife nach dem Handy, um ihm eine SMS zu schicken, kann mich aber gerade noch zurückhalten, und die ganze Zeit stelle ich mir vor, wo er gerade sein könnte und was er gerade macht. Ich bin ganz kurz davor, ins
Asyl
zu gehen in der Hoffnung, ihn dort zu finden, als es an der Wohnungstür klopft.
Ich erstarre. Dominic. Es muss Dominic sein. Außer, es wäre der Portier …
Zögernd öffne ich die Tür. Mein Herz schlägt wie wild. Da steht er, stützt sich mit einem Arm am Türrahmen ab und sieht zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, furchtbar aus. Dunkle Stoppeln verschatten sein Kinn, seine Augen sind gerötet, und er hat Augenringe, die ihn müde aussehen lassen. Es wirkt, als hätte er kaum geschlafen. Er scheint auch schlampig gekleidet, in zerknitterten Jeans und einem grauen T-Shirt. Er starrt auf den Boden, hebt aber den Blick, als ich hinter der Tür auftauche.
»Hallo«, sagt er leise. »Es tut mir leid. Wahrscheinlich bin ich der Letzte, den du gerade sehen willst, aber ich musste einfach mit dir reden.«
»Nein.« Ich lächele schwach.
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