Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
aller Öffentlichkeit zelebriert. Der Club ist dafür viel zu elegant. Das merken Sie dann schon, wenn wir dort sind.«
James weiß genau, wohin wir gehen, und das ist gut, denn ich habe inzwischen sehr weiche Knie. Wenn er nicht so zuversichtlich neben mir ausschritte, fest entschlossen, das jetzt durchzuziehen, dann würde ich zögern und vermutlich meine Entscheidung umwerfen und nach Hause laufen. Bald, viel zu bald, werden wir die umtriebigen Straßen von Soho hinter uns lassen und in die Gasse biegen, die zu diesem seltsam ruhigen Platz führt, an dem sich das große Regency-Haus befindet, dessen verriegelte Fensterläden die Außenwelt ausschließen. Die altmodischen Straßenlampen glühen, und das gusseiserne Geländer schimmert in deren Licht. Man kann sich mühelos vorstellen, auf einer Zeitreise in die Vergangenheit zu sein, so dass man jeden Moment das Klack-Klack von Pferdehufen auf dem Pflaster hört und das Quietschen von Kutschenrädern, und vielleicht sieht man sogar eine geheimnisvolle Gestalt in Gehrock und Zylinder.
»Tja«, sagt James, als wir vor dem Haus stehen bleiben. »Wir sind da.
Das Asyl
. Sollen wir hineingehen und uns zu den Verrückten gesellen?«
Ich hole tief Luft. »Ja«, erkläre ich mit Bestimmtheit. Wir steigen die Metalltreppe zu der schwarzen Souterraintür hinunter.
Am Tisch im Eingangsbereich sitzt der Mann, den ich von meinem früheren Besuch kenne. Er sieht noch genauso furchteinflößend aus wie in meiner Erinnerung, mit dunklen Tätowierungen, die sein halbes Gesicht und seinen Schädel zieren, und mit diesen merkwürdig hellen, fast weißen Augen. Er schaut zu uns auf, als wir eintreten, sein Blick richtet sich sofort auf James. Ich hoffe, er hat meinen kurzen Besuch hier vergessen, aber nur für den Fall der Fälle senke ich den Blick.
»Ja?« Er klingt abweisend.
»Guten Abend. Ich bin leider kein Mitglied«, sagt James und klingt viel zuversichtlicher, als mir das je gelungen wäre. »Aber mein Freund Cecil Lewis ist Mitglied, und er wollte sich darum kümmern, dass wir hier heute Abend willkommen geheißen werden.«
»Cecil?« Der Türsteher inspiziert uns, immer noch frostig, aber nicht mehr ganz so feindselig. »Natürlich kennen wir alle Cecil. Einen Augenblick.« Er steht auf und verschwindet durch eine dunkle Tür zur Linken, die vermutlich zu den unterirdischen Folterkammern führt. James und ich tauschen einen Blick aus, meiner besorgt, seiner amüsiert. Er hebt die Hand und bedeutet mir, dass er uns die Daumen drückt. Gleich darauf ist der Türsteher wieder da. »Ist gut, Cecil hat alles Nötige veranlasst. Ich stelle Ihnen befristete Mitgliedskarten aus, und Sie müssen eine Gebühr für das Entertainment am heutigen Abend bezahlen.«
»Überhaupt kein Problem«, erwidert James nonchalant und greift nach seiner Brieftasche.
»Wir nehmen hier kein Geld«, erklärt der Türsteher, als ob so etwas hoffnungslos vulgär wäre. »Man wird Ihnen eine Rechnung schicken. Ich brauche Ihre persönlichen Daten in diesem Buch hier. Da Cecil für Sie bürgt, ist Ihnen sicher klar, dass er einstehen muss, sollten Sie versäumen, die Rechnung zu begleichen.«
»Selbstverständlich. Mein eigener Club hat genau dieselben Regeln«, erwidert James, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Er beugt sich vor, nimmt die altmodische, silberne Feder zur Hand und taucht sie in die Tinte. Er schreibt seinen Namen und seine Adresse auf. Der Federkiel kratzt über das Papier. »Hier bitte, fertig.«
Der Türsteher wendet sich an mich. »Jetzt Sie.«
Gehorsam greife ich nach dem Federkiel und notiere meinen Namen und die Adresse von Celias Wohnung.
Der Türsteher zieht zwei Karten aus schwerem, elfenbeinfarbenen Papier hervor. Sie sind schwarz bedruckt mit den Worten
Befristete Mitgliedschaft im Asyl
und darunter
Um Diskretion wird gebeten
. Ich nehme meine Karte und umklammere sie fest. Mein Eintrittsticket in diese geheime Welt.
»Sie können jetzt hinein.« Der Türsteher nickt in Richtung der Tür zur Rechten. Ich weiß, wohin sie führt. In den Clubraum.
»Besten Dank.« James geht voran, und wir treten in das dunkle Innere, das uns erwartet. Es sieht genauso aus wie beim letzten Mal, als ich hier war, aber jetzt habe ich mehr Zeit, mich umzusehen. Ich versuche, nicht zu starren, aber mein Blick wandert sofort zu den Käfigen im hinteren Teil des Raumes. Da sind sie, aber jetzt sind sie leer, wirken wie riesige, runde Vogelkäfige. Die Ketten darin hängen
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