Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
cool zu klingen, auch wenn mir das in seiner Nähe schwerfällt. Er trägt einen schwarzen Kaschmirpulli zu dunklen Hosen und sieht umwerfend attraktiv aus. »Ich wusste nicht, dass du heute Abend hier bist.«
»Tja, ich bin aber hier.« Seine Stimme vibriert beinahe. Ich merke, wie schwer es ihm fällt, sich zu beherrschen.
Warum ist er wütend auf mich? Dazu hat er kein Recht! Ich gehöre ihm nicht, und soweit es ihn betrifft, ist doch ohnehin alles vorbei.
Der Gedanke hilft mir, stark zu bleiben.
»Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, frage ich kühn.
»Eure Namen sind im System aufgetaucht«, lautet seine kurz angebundene Antwort, obwohl ich immer noch nicht weiß, wie ihn diese Information erreichen konnte. Dominic sieht wieder zu James. »Wer ist das?«, brummt er.
»Ein Freund«, sage ich rasch.
Dominics Blick huscht zu mir zurück. Er weiß, dass ich in London keine Freunde habe, aber er will mir vor James keine weiteren Fragen stellen. Er starrt mich eine Weile an und erklärt dann mit eisiger Stimme: »Ich will nicht, dass du hier bist.«
Seine Worte tun mir furchtbar weh, aber ich gebe mir den Anschein, als würden sie an mir abprallen. »Es ist mir egal, was du willst oder nicht«, erwidere ich unterkühlt. »Ich kann tun und lassen, was ich will.«
»Hier bist du aber unerwünscht. Es ist ein Privatclub. Ich kann dich auffordern zu gehen.«
»Wir gehen selbstverständlich, wenn Sie das wünschen«, unterbricht James, »aber würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir zuerst die Flasche leeren? Der Wein ist ziemlich gut …«
Dominic sieht ihn an, als hätte gerade ein Wurm das Wort an ihn gerichtet. »Na schön, trinken Sie aus. Aber dann gehen Sie.«
Ich straffe die Schultern und hebe trotzig das Kinn. »Ich brauche deine Hilfe nicht, ich kann mich um mich selbst kümmern.«
Dominic will etwas antworten, aber dann beißt er sich auf die Lippen. Er starrt mich an, ein weiterer brennender Blick, dann meint er knapp: »Ist gut.« Er dreht sich auf dem Absatz um und durchquert mit großen Schritten den Club. Wir sehen ihm nach, während sich der Rest der Gäste auf die Bühne konzentriert, wo immer noch Schläge ausgeteilt werden.
»Tja, dazu kann ich nur eines sagen«, meint James und hebt sein Weinglas an die Lippen. »Dieser junge Mann ist wirklich absolut nicht über Sie hinweg. Ganz im Gegenteil.« Er lächelt mich an. »Falls es Ihre Absicht war, für Unruhe zu sorgen, dann haben Sie einen Volltreffer gelandet.«
James und ich teilen uns ein Taxi nach Hause, obwohl er in eine völlig andere Richtung muss.
»Das macht mir nichts«, erklärt er, »ich komme dann halt mit einem kleinen Umweg in Islington an. Ist es wirklich in Ordnung für Sie, wenn Sie heute Nacht allein sind?«
Ich nicke. »Ich komme zurecht. Ich bin daran gewöhnt, und ich habe ja De Havilland, der mir Gesellschaft leistet.« Eine dunkle Wolke der Depression schwebt über mir, und mir fällt beim besten Willen jetzt nicht mehr ein, was ich mir von dieser Aktion erhofft habe. Falls ich dachte, Dominic würde mich mit offenen Armen begrüßen, dann sehe ich mich jämmerlich getäuscht.
»Wie Sie meinen.« James küsst mich auf die Wange und drückt mir die Hand, als ich aus dem Taxi steige. »Wir sehen uns dann morgen. Und rufen Sie an, wenn Sie reden wollen.«
»Mache ich. Gute Nacht.«
Ich gehe langsam nach oben, fühle mich körperlich niedergedrückt vom ganzen Gewicht meines Elends. Meine Erfahrung im Club hat mich in Hinsicht auf alles, was ich mir vorgestellt habe, wieder völlig verunsichert. Ich wollte meine ersten zögernden Schritte auf Dominic zugehen, wollte sehen, ob er mir auf halbem Weg entgegenkommt, aber ich weiß nicht, ob ich es noch weiter schaffe. James kann mir nur bis zu einem bestimmten Punkt helfen, und es gibt sonst niemanden, an den ich mich wenden kann.
Außer … Vanessas Gesicht taucht vor meinem inneren Auge auf. Sie ist der einzige Mensch, den ich sonst noch in London kenne, und sie ist vermutlich die Einzige, die großen Einfluss auf Dominic hat. Ein abenteuerlicher Gedanke durchfährt mich. Ob sie … mir helfen könnte? Mir helfen will? Es ist unwahrscheinlich, andererseits … Aber wie soll ich Kontakt zu ihr aufnehmen?
Oben angekommen trete ich ans Wohnzimmerfenster und schaue hinaus, aber natürlich liegt seine Wohnung im Dunkeln. Ich weiß ja, wo Dominic ist. Ich erinnere mich daran, wie er gestern Abend dort stand, und daran, was ich tat.
Habe ich mich damit
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