Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
müssen, und in der sie die gewaltige Verantwortung, die mit ihrem Beruf oder Vermögen einhergeht, ablegen können. Wo sie zur Sicherheit ihrer Kindheit zurückkehren können.«
»Das verstehe ich. Denke ich«, meine ich zögernd. »Aber sich wie ein Baby zu verkleiden … das finden diese Leute wirklich erotisch?«
»Sie wären überrascht, woraus Menschen ihr sexuelles Vergnügen ziehen. Vermutlich erregt es manche auch, wenn sie über ihrer Steuererklärung sitzen. Ich hatte eine Freundin, die es erotisch fand, Sudokus zu lösen. Sie hatte haufenweise Sudoku-Heftchen auf dem Nachttisch und geriet in Panik, wenn ihr Filzstift den Geist aufgab.« Er lacht. »Ich übertreibe, aber Sie verstehen, worauf ich hinauswill.«
James gießt Wein, der rubinrot im Kerzenlicht funkelt, in unsere Gläser. »Ich denke, er wird ihnen schmecken. Er ist ziemlich gut.« James bewundert die Flüssigkeit in seinem Glas, nimmt einen Schluck. »O ja, fabelhaft.«
Ich nippe auch. James hat recht. Ich kenne mich mit Wein nicht aus, aber ich weiß, der hier ist etwas Besonderes, so weich und samtig.
Während wir noch den Wein genießen, gehen Lichter an, und mir fällt zum ersten Mal die kleine Bühne im vorderen Teil des Raumes auf. Zwei hellblaue Scheinwerfer richten sich auf diese Bühne, in deren kühlem Licht eine Frau ihren Auftritt hat. Sie ist wunderschön und kurvenreich, trägt ein herrliches rotes Kleid und High Heels. Ihre Haare und ihr Make-up sind die einer Leinwandgöttin à la Rita Hayworth. Musik setzt ein und sie singt mit leiser, rauchiger Stimme darüber, geliebt werden zu wollen, nur ein bisschen. Es scheint eine völlig normale Musiknummer, bis sie anfängt, sich langsam auszuziehen. Das Kleid fällt in zwei Einzelteilen zu Boden und offenbart ein Korsett, das, eng um eine winzige Taille geschnürt, die gewaltigen Brüste nach oben drückt. Dazu ein Satin-Slip, Strumpfhalter und Strümpfe. »Was für ein Hingucker«, murmelt James.
Eine Burlesque-Nummer, die Art, die nun schon eine Weile wieder sehr populär ist. Während sie die sinnliche Nachtclubnummer zum Besten gibt, legt sie das Korsett ab und offenbart zwei Brüste, die größer sind als erwartet. Sie bewegt sich lasziv, rotiert mit den Hüften und posiert grazil auf ihren hohen Absätzen. Dann zieht sie die Pumps aus und schält sich die Strümpfe von den Beinen. Nur der Satin-Slip ist noch übrig, und als der Song seinen Höhepunkt erreicht, knöpft die Sängerin etwas im Rücken auf, und der Slip fällt zu Boden und offenbart einen großen Penis, der eingebettet über zwei rasierten Hoden ruht. Das Publikum holt kollektiv tief Luft, gemischt mit Seufzern. Der Sänger zieht einen Augenblick am Penis, bis er in voller Größe nach unten schwingt, dann lächelt er das Publikum an, als ob er dessen Bewunderung für seine Bestückung einfordert.
»Oh«, meint James überrascht, »das habe ich nicht kommen sehen.«
Ich kichere.
Eine weitere Frau im Korsett kommt auf die Bühne und fängt an, mit dem Sänger zu schimpfen, der erst erstaunt und dann beschämt tut. Die Frau – die echt zu sein scheint, soweit ich das beurteilen kann – zieht eine Reitgerte heraus. Der Sänger duckt sich und täuscht Angst vor. Er kniet zu Boden, und die Frau lässt die Reitgerte mit harten Schlägen auf den weißen Rücken und die Schultern des Sängers sausen, während sie die ganze Zeit dessen unverschämten Exhibitionismus lautstark tadelt.
Das Publikum genießt die Show sichtlich. Vielleicht liegt es an dieser Nummer, weshalb so viele dominante Frauen und ihre Vasallen an diesem Abend zugegen sind.
»Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll, wenn man uns erneut fragt, welchen Raum wir wollen«, flüstert James und gießt uns noch mehr Wein ein.
»Vielleicht können wir uns irgendwie herausreden.« Ich beobachte immer noch die Vorstellung auf der Bühne. Jemand nähert sich uns durch das Halbdunkel. »Ich glaube, der Kellner kommt«, murmele ich. »Sie sollten sich schnell eine Ausrede einfallen lassen.«
Aber als der Mann an unseren Tisch tritt, sehe ich, dass es nicht der Kellner ist. Es ist Dominic, sein Gesicht weiß und starr und der Blick seiner Augen eiskalt. Mein Inneres verkrampft sich in einer Mischung aus Freude und Angst, und ich werde ganz starr.
»Beth«, sagt er leise, »was zum Teufel machst du hier?« Er funkelt James an. Ein schrecklicher, feindseliger Blick. »Und wer ist das, verdammt nochmal?«
»Hallo, Dominic«, sage ich und versuche
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