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Fire after Dark - Gefährliche Erfüllung: Band 3 (German Edition)

Fire after Dark - Gefährliche Erfüllung: Band 3 (German Edition)

Titel: Fire after Dark - Gefährliche Erfüllung: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sadie Matthews
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mit engelsgleichen Gesichtern und Jungs mit blauen Flecken und Schrammen, pausbackige und magere Bohnenstangen, die aussehen, als könnten sie den ganzen Tag essen und trotzdem noch einen Riesenappetit haben. Und alle singen.
    Ich schaue zu Andrei und staune. Er lächelt auf eine Weise, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe: breit, voller Stolz und Freude. Er hält die Hände vor sich und wippt im Takt zur Musik.
    Das ist also Andreis Waisenhaus. Er hat mir im Flugzeug erzählt, dass er ein Waisenhaus finanziell unterstützt und dass er sich wünscht, den Ort so bunt und fröhlich zu gestalten, wie es nur geht, damit es nicht der düsteren Institution gleicht, in der er aufgewachsen ist. Ich schaue mich um: Überall hängen Bilder, auf den Stühlen liegen bunte Kissen, den grauen Linoleumboden zieren gemusterte Teppiche. Es ist ein fröhlicher Ort, obwohl es unverkennbar ein Heim und kein Zuhause ist.
    Ich schaue wieder zu den Kindern. Welches von ihnen ähnelt Andrei, als er noch klein war, wohl am meisten? Der blauäugige Junge mit dem runden Gesicht, der aus vollem Halse singt? Dann entdecke ich einen Jungen in der hinteren Reihe. Er muss um die zehn Jahre alt sein und ist größer als die anderen, darum hat er sich hinten versteckt, um nicht aufzufallen. Er hat ein schmales Gesicht, vermutlich, weil er so schnell wächst, und beim Singen bewegt er kaum die Lippen, als ob er es nur tut, weil er es tun muss. Im Gesicht des Jungen lässt sich nicht lesen. Dann sieht er zu Andrei, und sein Gesichtsausdruck verwandelt sich in Verehrung.
    Als das Lied endet, klatscht Andrei in die Hände. Sein Klatschen wird von den dicken Handschuhen gedämpft. Er sagt etwas auf Russisch, woraufhin die Kinder lächeln, und ich weiß, dass er sie gelobt hat. Dann kündigt er etwas an, zieht dabei seine Handschuhe aus, und die Kinder werden ganz aufgeregt und reden alle durcheinander. Die Frau mittleren Alters, die uns in Empfang genommen hat, tritt nach vorn und erteilt mit lauter Stimme Anweisungen. Innerhalb weniger Minuten sitzen die Kinder brav auf dem Boden, und Andrei spricht zu ihnen. Ich weiß natürlich nicht, was er sagt, aber die Kinder rufen häufig Antworten auf Fragen von ihm, und er bringt sie auch zum Lachen. Während er spricht, strahlen ihre Gesichter immer auf, und dann rufen alle »oooh« und drehen sich zur Eingangstür, die sich in genau diesem Moment öffnet, und herein kommt ein riesiger Weihnachtsbaum, bereits geschmückt. Er wird in einem Kübel von zwei Männern in Overalls in die Eingangshalle getragen.
    Die Kinder lachen und klatschen in die Hände, während der Baum einen Ehrenplatz erhält. Ein Stecker wird in eine Steckdose gesteckt, ein Schalter wird umgelegt, und da seufzen die Kinder auch schon vor Entzücken, als die Lichterketten funkelnd zum Leben erwachen.
    Aus dem Nichts taucht ein Stuhl auf, und Andrei setzt sich. Ein weiterer Arbeiter kommt mit einem riesigen Sack und stellt ihn auf Anweisung von Maria neben Andrei ab. Ich trete verstohlen an die Wand und finde einen Stuhl, auf den ich mich setzen und alles beobachten kann. Ich erlebe eine wunderbare Stunde. Andrei ruft einen Namen nach dem anderen auf, und jedes Mal springt das jeweilige Kind aufgeregt auf die Beine, geht nach vorn zu Andrei, wo es ein Geschenk aus dem Sack erhält. Alle, vom dem winzigsten Dreijährigen mit knubbeligen Knien bis hin zu dem magersten Zehnjährigen, werden von Andrei mit ein paar Worten bedacht, wenn sie ihr Geschenk erhalten. Der Junge, der Andrei während der Gesangseinlage so bewundernd angestarrt hat, kann kaum sprechen, als er an die Reihe kommt, aber Andrei schüttelt ihm fest die Hand und klopft ihm auf die Schulter.
    Das ist also der andere Andrei. Er ist eine Vaterfigur für die Kinder. Ich habe Andrei noch nie zuvor so gesehen wie jetzt. Er scheint wie verwandelt. Eine Stunde lang lächelt er ununterbrochen, das muss ein neuer Rekord sein. In der Gegenwart dieser elternlosen Kinder blüht er förmlich auf.
    Maria hakt die Namen ab und macht sich Notizen. Dann ist die Geschenkübergabe vorbei. Die Kinder werden wieder nach oben geschickt. Andrei, Maria und ich werden von der Frau, die offenbar die Direktorin des Waisenhauses ist, in ein gemütliches Wohnzimmer geführt, in dem ein Kaminfeuer brennt. Dort bekommen wir heißen, gesüßten Tee in Ziertassen.
    Die Leiterin des Waisenhauses hält eine Rede, und dann küsst sie Andrei auf beide Wangen. Er sagt ebenfalls einige Worte, und im nächsten Moment

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