Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
dort.«
Sie schaut mich lange an, genießt sichtlich ihre Macht über mich. Dann sagt sie: »War ich das nicht?«
Ich starre sie an, entsetzt von dem Gedanken, dass sie gesehen haben könnte, was dort in den Katakomben geschah.
»Sie kleines Dummchen«, sagt sie lachend. »Wer behauptet denn, dass ich nur zugesehen habe? Was, wenn ich das war, die Sie gevögelt hat?«
Mir wird übel, ich drehe mich um und renne davon. Annas schreckliches Lachen folgt mir nach.
18. Kapitel
Panisch haste ich über den Piccadilly. Ich weiß kaum, wo ich bin oder wohin ich laufe. Es hat den Anschein, als habe ich tagelang auf Messers Schneide gelebt, immer in Sorge, dass jemand meine Welt zum Einsturz bringen könnte. Ich dachte dabei stets an Dominic oder Andrei – nie hätte ich vermutet, dass es Anna sein würde. Aber jetzt ergibt alles auf furchtbare Weise einen Sinn.
Sie ist die Liebhaberin von Dominic. Das muss wahr sein. Sie weiß intime, private Dinge, die sie nur von Dominic erfahren haben kann. Sie weiß von den Striemen. Sie weiß sogar von dem Ring. Wie sonst sollte das möglich sein, außer sie wäre ein Medium? Dominic muss ihr davon erzählt haben, nur das kann die Erklärung sein. Und diese Dinge würde er nur mit jemandem teilen, der ihm nahe ist, mit dem er intim ist …
Ich schaudere, und heftige Tränen wallen in meinen Augen auf, machen mich blind.
Was ist mit dieser furchtbaren Sache, die sie mir hinwarf: Sie deutete an, sie habe mich in der Höhle gevögelt. Wie kann das sein? Das ist doch völlig unmöglich, ich weiß doch, wie sich die Berührung eines Mannes anfühlt, wie er schmeckt. Ich hatte in jener Nacht eindeutig Sex mit einem Mann. Aber ein schrecklicher Zweifel nagt an mir. Sollte ich mich geirrt haben? Möglicherweise, wenn man den Zustand bedenkt, in dem ich mich befand. Nein … nein … alles in mir widersetzt sich dieser Vorstellung. Ich will eine solche Erfahrung nicht ohne meine Einwilligung gemacht haben. Das ist absolut falsch.
Eine Stimme in mir schreit mich an: Aber woher weiß sie, dass du in der Höhle Sex hattest? Sie muss dich gesehen haben. Außer es war Dominic, und er hat es ihr erzählt! Oder … es war Andrei, und er hat es ihr erzählt!
Ich bleibe auf dem Gehweg stehen, presse die Augen zu, halte mir die Hände über die Ohren, will all die inneren Stimmen in mir zum Schweigen bringen – diese Stimmen, die Anschuldigungen und Gegenanschuldigungen vorbringen, Fragen stellen, Antworten geben, Verbindungen herstellen und wieder zerschlagen. Ich halte den Lärm und das Geplapper nicht mehr aus, aber was ich noch viel weniger ertrage, ist der Schmerz, der sich in mir aufbaut. Wie ein Ballon aus Stahl, der in meiner Brust immer mehr aufbläht und mich von innen her zu ersticken droht. Ich drücke die Tränen weg. Ich will Dominic anrufen und ihn anbrüllen, eine Erklärung verlangen, will endlich die Wahrheit hören. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht sprechen. Ich kann nicht denken. Ich will mich einfach nur zusammenrollen und weinen und dann sterben und diesem entsetzlichen Chaos für immer entkommen.
All meine Kraft verlässt mich, die Knie werden mir weich, und ich fürchte, ohnmächtig zu werden. In der kühlen Dunkelheit der Londoner Straßen, während Menschen an mir vorbeieilen, schluchze ich schwer und schaffe es gerade noch zur Häuserfront, wo ich mich gegen ein Schaufenster lehne. Ich bin so verzweifelt, dass ich keine Ahnung habe, was ich als Nächstes tun soll. Da kommt mir ein Gedanke.
Ich ziehe mein Handy heraus. Irgendwie erwecke ich es zum Leben, scrolle durch meine Kontakte, bis ich den finde, den ich suche. Ich klicke die Rufnummer an, und gleich darauf höre ich die vertraute Stimme von James.
»Hallo, meine Liebe, wie schön, von Ihnen zu hören! Wie ist das Leben bei Dubrovski? Keine mit Drogen aufgepeppte Drinks mehr, hoffe ich!«
Ich versuche, etwas zu sagen, aber es kommt nur ein Schluchzen heraus. Sofort ist er besorgt.
»Alles in Ordnung, Beth?«
»N … n … nein«, stoße ich hervor.
»Wo sind Sie?«
»An der Green Park Station. O James, es ist furchtbar!« Ich kann das heftige Schluchzen, das mich schüttelt, nicht unterdrücken.
»Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich bin schon auf dem Weg.« Er legt auf.
Es geht mir gleich schon etwas besser, weil ich weiß, dass er kommt, aber über mir schwebt immer noch dieser unsägliche Pesthauch von Annas Worten. Tränen strömen mir über das Gesicht. Passanten starren neugierig auf die
Weitere Kostenlose Bücher