Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
ankämpfen. Ich kann kaum verstehen, was die anderen sagen, folge einfach Mark, während wir durch die Holztür in den Turm geführt werden. Sofort umgibt uns Stille, verwirrend, nach dem stundenlangen Motorenlärm. Im Innern ist es dunkel. Der kalte Stein wird von kleinen Glühbirnen beleuchtet, die in regelmäßigen Abständen von der Decke baumeln, miteinander verbunden durch locker hängende, schwarze Kabel. Unsere Schritte hallen wider, während wir die Wendeltreppe nach unten steigen.
Was für eine Atmosphäre. Als ob ich in einem Horrorfilm mitspiele. Ein leichter Schauder läuft mir über die Haut, trotz der Jacke, die ich trage. Die Männer vor mir auf der Treppe unterhalten sich auf Englisch, aber aufgrund des hallenden Echos kann ich kaum verstehen, was sie sagen. Wir steigen immer tiefer hinunter, bis der Mann im Habit schließlich eine Tür öffnet und wir ins Tageslicht treten. Ich hatte angesichts der unheimlichen, nächtlichen Atmosphäre im Turm beinahe vergessen, dass es draußen noch Tag ist. Jetzt sind wir im Freien, in einem mit Platten ausgelegten Säulengang. Wir kommen an Holztüren mit Eisengriffen vorbei, und alle paar Meter befinden sich gusseiserne Leuchten mit kerzenartigen Glühbirnen an der Wand. Der Ort hat auch im Licht etwas Merkwürdiges an sich. Meine Haut prickelt immer noch, und mein Atem scheint schneller zu gehen.
Irgendwie ist die Luft hier oben anders. Gott weiß, wie hoch wir sind.
Mark bleibt kurz stehen, bis ich ihn eingeholt habe. Er beugt sich zu mir und flüstert: »Ist Ihnen aufgefallen, dass der Mönch eine schwarze Kutte über seiner weißen trägt? Darum nennt man sie in England die Black Friars. Es sind Dominikaner, benannt nach dem heiligen Dominik.«
Mein Herz rutscht mir in die Kniekehlen, und ich kann den Seufzer, der sich auf meine Lippen drängt, nicht unterdrücken. Die Worte hallen in mir wider, und ohne es zu wollen, wiederhole ich schwach: »Dominik?«
»Ja. Ein Mann, der an Wohltätigkeit und Selbstverleugnung glaubte und …« Mark deutet ein Lächeln an »… an die Kasteiung des Fleisches. An die spirituellen Vorzüge körperlichen Unbehagens, einschließlich der Geißelung.«
Spontan taucht vor meinem inneren Auge ein Bild auf. Dominic, vor mir ausgestreckt, sein nackter Rücken mir zugewandt, seine Hände, die sich in die Lehne des Lederstuhles krallen. Ich halte eine neunschwänzige Katze in der Hand, deren weiche Lederriemen sich in sein Fleisch beißen wollen. Wider alle meine Instinkte hole ich aus und schlage dann mit aller Kraft zu, immer und immer wieder. Die Haut auf seinem Rücken färbt sich rot, nässt und blutet schließlich. Ich will das nicht. Ich sehne mich danach, mit meinen Händen über seinen Körper zu streichen, ihn zu liebkosen, ihn zu küssen und zärtlich zu ihm zu sein, aber er befiehlt mir, weiterzumachen, noch härter zuzuschlagen. Ich weiß, er braucht die Erlösung, die ihm meine Schläge verschaffen. Sie reinigen ihn von der Schuld, der er nicht zu entkommen vermag – der Schuld, mich verletzt zu haben.
»Alles in Ordnung, Beth?« Mark mustert mich besorgt.
Mir versagt die Stimme. Ich fühle mich schwindelig und schaffe es gerade noch, zu nicken.
Aber ich muss die Zähne zusammenbeißen. Ich darf hier nicht die Fassung verlieren, nicht jetzt. Doch das lebhafte Bild von Dominic ist übermächtig, so verführerisch wie quälend.
Der Mönch öffnet eine weitere, höhere Tür. Dubrovski tritt ein, und Mark und ich folgen. Wir befinden uns in einem großen Refektorium, in dem sich unzählige lange Holztische befinden.
»Oh, gut«, sagt Mark mit dem Ausdruck von Zufriedenheit. »Mittagessen.«
Wie sich herausstellt, essen wir nicht im Refektorium. Es ist nicht zu übersehen, dass wir eine Vorzugsbehandlung erhalten, zweifelsohne, um Dubrovski Honig um den Bart zu schmieren und ihn auf die Präsentation des Gemäldes einzustimmen. Möglicherweise ist den Mönchen nicht klar, dass er nicht die Sorte Mann ist, die man warten lassen kann. Ich schaue aus den Augenwinkeln zu Dubrovski, während wir in einem separaten Raum an einem Holztisch sitzen, mit dem Abt am Kopfende. Ich merke, wie Dubrovskis Ungeduld wächst. Er brodelt praktisch vor unterdrückter Energie, und seine blauen Augen blicken finster. Jetzt, da ich die Chance dazu habe, mustere ich ihn genauer. Ich frage mich, wie alt er wohl ist – Ende dreißig oder Anfang vierzig? Er sieht gut aus, nicht so makellos schön wie Dominic, sondern auf eine
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