Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
Leibwächter öffnet mir die Tür, also muss Andrei da sein, und tatsächlich schießt er in diesem Moment aus dem Esszimmer. »Ah, Beth, da sind Sie ja.«
»Andrei«, fange ich an, »ich muss mit Ihnen über das Geschenk sprechen, das Sie auf meinem Schreibtisch hinterlegt haben. Ich bin selbstverständlich sehr berührt, dass Sie …«
Ich verstumme, weil er mir überhaupt keine Beachtung schenkt, sondern in Richtung Büro marschiert. Ich rede quasi mit mir selbst. Also folge ich ihm, die Schachtel in der Hand.
»Andrei, ich muss mit Ihnen über die …«
»Marcia ist nicht da.« Er unterbricht mich, als ob er mich überhaupt nicht gehört hätte. »Ihre Mutter ist erkrankt, und sie musste zu ihr. Daher möchte ich Sie um einen Gefallen bitten. Könnten Sie heute im Büro recherchieren und nebenher die Telefone beantworten? Selbstverständlich würde ich Sie normalerweise nicht darum bitten, aber ich erwarte dringende Gespräche, die ich nicht verpassen darf. Ich habe Ersatz für Marcia angefordert, aber der kommt erst morgen. Würden Sie das für mich tun?«
Er wartet kaum auf die Antwort. Ich habe es aufgegeben, meine Rede zu halten, und stecke die Schmuckschachtel wieder in meine Tasche. Das muss bis später warten. Andrei beugt sich über ein Notizbuch auf dem Schreibtisch und kritzelt einige Namen darauf. »Mit diesen Leuten muss ich heute sprechen. Wenn sie anrufen, dann stellen Sie sie zu mir durch, egal, was ich gerade mache.« Er reißt das Blatt Papier ab und reicht es mir. »Danke, Beth. Ich weiß das zu schätzen. Jetzt muss ich selbst noch einige Anrufe tätigen. Ich bin im Studierzimmer, Sie können dort heute ja ohnehin nicht arbeiten.«
Damit marschiert er aus dem Büro. Mit offenem Mund starre ich ihm nach. Erst als Sri hereinkommt und mich fragt, ob ich Kaffee möchte, schaue ich auf die Liste. Meine Hände beginnen zu zittern. Der erste Name darauf ist der von Dominic.
Anschließend bin ich völlig durcheinander. Ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren. Ich kann nur darauf warten, dass Marcias Telefon klingelt, während ich so tue, als ob ich über einige der Kunstwerke recherchiere. Als es endlich klingelt, zucke ich heftig zusammen, dann bewege ich mich in Lichtgeschwindigkeit und reiße den Hörer von der Gabel, noch bevor das erste Klingeln verklungen ist.
»Ja, hallo?«, rufe ich.
»Marcia, sind Sie das?« Eine überaus vornehme Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
Enttäuschung wallt in mir auf. Ich habe mich so hineingesteigert, dass ich überzeugt war, wenn das Telefon klingelt, ist es Dominic. Ich hasse die Frau am anderen Ende der Leitung, weil sie nicht Dominic ist. »Nein, Marcia ist nicht da. Ich bin für sie eingesprungen. Wer spricht, bitte?« Ich suche nach der Liste mit den Namen.
»Kitty Gould. Kann ich mit Andrei sprechen?«
Ich gehe die Namen auf dem Zettel durch. Kitty Gould ist nicht darunter. »Es tut mir leid, er ist momentan verhindert. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
»Sagen Sie ihm, dass ich ihm alle Details für die Party gemailt habe. Die Mail muss in diesem Moment auf seinem Rechner eingehen. Ich freue mich schon, ihn dort zu sehen.«
»Die Party, verstanden.«
»Danke.« Kitty Gould legt auf.
Ich starre das Telefon an. Mein Herz schlägt wieder in normalem Tempo.
Wenn das so weitergeht, wird das ein ziemlich adrenalinlastiger Vormittag …
Im Laufe des Vormittags klingelt es noch mehrmals, und ich muss einige Mal ins Studierzimmer gehen, um Andrei zu informieren, dass die Leute, mit denen er sprechen will, jetzt in der Leitung sind, aber keiner von ihnen ist Dominic.
Plötzlich fühle ich mich frustriert. Warum glaubt er, mich so behandeln zu können? Erst wieder in mein Leben zu treten und dann erneut daraus zu verschwinden? Ich dachte, er wollte mit mir zusammen sein, mir nahe sein, und doch hat er seit Tagen nichts von sich hören lassen. Welches Spielchen spielt er mit mir? Ist er wirklich zu beschäftigt, um eine SMS zu schicken?
Mittags essen Andrei und ich zusammen im Esszimmer, obwohl er einen Großteil der Zeit am Telefon verbringt, und sich zwischen den Sätzen – und manchmal auch mittendrin – einen Bissen in den Mund stopft. Als er sein Handy schließlich zur Seite legt, fällt mir der Anruf von heute Morgen wieder ein.
»Haben Sie eine E-Mail von einer Frau namens Kitty Gould erhalten?«, frage ich. »Es geht offenbar um eine Party. Sie sagt, alle Einzelheiten dazu finden Sie in der Mail.«
Andrei schweigt
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