Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
Abend.«
Er kommt auf meine Seite des Bentley, öffnet den Wagenschlag und hilft mir heraus. Als ich auf dem Kies stehe, hakt er mich bei sich unter, wirft die Wagenschlüssel einem Parkservice-Angestellten zu, und wir gehen hinein.
Offensichtlich ist es ein überaus teures Restaurant. Man führt uns an einen Tisch mit steifer Leinentischdecke und glänzendem Silberbesteck. Andrei bestellt für uns, ohne dass ich irgendwo eine Speisekarte entdeckt habe, und einige Minuten später nippe ich an einem Glas gekühlten Pouilly-Fumé. Ich schaue Andrei über den Tisch hinweg an und frage mich, wie genau ich hier gelandet bin.
»Ich möchte Ihnen etwas sagen.« Andrei beugt sich zu mir. Sein Blick ist intensiv und ernst. »Sie sehen heute Abend wunderschön aus.«
»Danke.« Das ist mir ein wenig peinlich. Mir wird klar, dass ich nicht sicher bin, wie die Regeln bei diesem Abendessen aussehen. Ich bin nicht zu einer Verabredung gebeten worden, denn falls doch, hätte ich zweifelsohne abgelehnt. Andererseits wirken wir auf Außenstehende bestimmt wie ein Liebespaar, das irgendeinen Jahrestag feiert oder seine Affäre zelebriert. Aber er will einfach nur höflich sein, nicht wahr?
»Sie haben an dem Abend damals bei Mark auch wunderschön ausgesehen.« Andrei nimmt einen Schluck Wein, während er sich der Erinnerung hinzugeben scheint. »Mir hat besonders das rote Kleid gut gefallen. Aber … Sie sehen auch schön aus, wenn Sie auf dem Boden meines Studierzimmers sitzen, ganz verloren in meinen Bildern, wenn Sie auf diese lustige Weise mit der Stirn runzeln, mit den Fingern durch Ihre Haare fahren, wann immer Sie besonders nachdenklich sind. Es gefällt mir, Sie anzuschauen, wenn Sie nicht wissen, dass ich Sie beobachte.« Er beugt sich näher zu mir. »Aber Sie haben nie hinreißender ausgesehen als an jenem Morgen im Kloster, als Sie vor Leben und Sinnlichkeit förmlich vibrierten. Damals wurde mir klar, dass ich Sie kennenlernen will, viel besser kennenlernen …«
Ich starre ihn an, und in den Schock des Entsetzens mischt sich fast schmerzhaftes Vergnügen. Ich bin schön? Er hält mich für wunderschön? Aber dann: O nein, er macht mich an. Er will … Oh, verdammt, in was für eine Katastrophe bin ich hier reingeraten? Ich sitze hier in einem Kleid, für das er gezahlt hat, mit Schmuck, den er mir geschenkt hat … wie eine Kurtisane! Natürlich sieht es so aus, als ob ich willens wäre, seine Gefühle zu erwidern. O Scheiße – wie komme ich da nur wieder raus?
Ich versuche, ruhig zu bleiben und nicht die Fassung zu verlieren. Dann muss ich mich eben gegen einen russischen Schlägertypen behaupten. Er jagt mir keine Angst ein. Nicht viel.
»Andrei«, erkläre ich mit fester Stimme. »Es schmeichelt mir sehr, dass Sie mich für schön halten, aber Sie wissen, dass unsere Beziehung rein beruflicher Natur ist. Außerdem haben Sie eine Geliebte oder eine Freundin, und ich habe einen Freund.«
Er hebt die Augenbrauen. Sein stechender Blick scheint meine Gedanken zu lesen. »Einen Freund? Das glaube ich Ihnen nicht.«
»Es stimmt aber.«
»Wie heißt er?«
Ich verstumme stockend. Mir wird klar, dass ich ihm Dominics Namen nicht nennen kann, aber ich habe auch keinen anderen zur Hand. »Er … äh … er heißt … John.«
»Ha!« Er lacht lauthals auf. »Es ist offensichtlich, dass Sie lügen. Sie haben keinen Freund. Und außerdem, ist das wichtig? Ich wüsste nicht, warum zwei Menschen, die sich zueinander hingezogen fühlen, nicht ihren Impulsen nachgeben sollten. Sie sind nicht verheiratet, und ich bin es auch nicht.«
»Aber ich fühle mich nicht zu Ihnen hingezogen«, sage ich und klinge ein wenig prüde.
Ein Grinsen, schelmisch und jungenhaft, breitet sich über seinem Gesicht aus. Er beugt sich beinahe verschwörerisch zu mir. »Oh doch, das tun Sie. Es mag Ihnen noch nicht klar sein – aber es ist so. Und glauben Sie mir …« Sein Blick versenkt sich in meine Augen, und seine Stimme ist nur noch ein Flüstern, »… wenn wir uns lieben, wird es wie eine Explosion sein.«
Mein Mund ist völlig ausgetrocknet, und mir ist etwas schwindelig. Das Bild des nackten Andrei taucht wieder vor meinem inneren Auge auf, aber die Frau, die jetzt auf dem Bett liegt und den Kopf ekstatisch in den Nacken wirft, mit funkelnden Rubinen in ihren Ohren, bin ich. Entsetzt verdränge ich augenblicklich dieses Bild und reiße mich zusammen. »Es tut mir leid, Andrei, aber das wird nicht passieren. Wenn Sie das
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