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Fire - Thriller

Fire - Thriller

Titel: Fire - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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tun, wenn ich irgendwie helfen wollte. So war ich nun einmal.
    »Ich fühle mich jetzt für Sie verantwortlich«, sagte Adanne und begleitete uns. »Schließlich habe ich Sie hierherge bracht.«

85
    Das Holzsammeln war mit einem gefährlichen, langen Marsch verbunden, da man sich im Lauf der Jahre immer weiter vom Lager entfernen musste, um noch Holz zu finden.
    Ich nutzte die Zeit, um mit so vielen Frauen wie möglich zu reden. Nur eine hatte, wie sich herausstellte, Informationen über die vermissten Jungs und möglicherweise über den Tiger.
    »Sie sagt, es gibt da eine Hütte in ihrem Sektor«, übersetzte Emmanuel. »Drei Jungs haben darin gewohnt. Aber jetzt sind sie fort.«
    »Ich dachte, das sei nicht unüblich«, sagte ich.
    »Ja, aber sie haben alles zurückgelassen. Sie sagt, ein großer Mann in Uniform sei im Lager gesehen worden. Man sagte ihr, er sei der Tiger.«
    »Hat einer der Jungs noch Eltern im Lager?«, fragte ich.
    »Keine Eltern.«
    »Und hat jemand gesehen, wie die Jungs das Lager verlassen haben?«
    »Sie haben es mit dem großen Mann verlassen.«
    Nach einem zweistündigen Marsch erreichten wir schließlich einen breit gezogenen, dürren Busch. Die Frauen breiteten Tücher auf dem Boden aus und begannen, Zweige abzubrechen. Auch Adanne und ich machten uns an die Arbeit, während Emmanuel nach Janjaweed-Patrouillen Ausschau hielt.
    Ohne Übersetzer waren wir vor allem auf Augenkontakt und Handzeichen angewiesen, während wir Seite an Seite mit den Sammlerinnen arbeiteten. Den Frauen schien es nichts auszumachen, dass sie ihre Arme zerkratzten. Sie waren viel schneller als wir und versuchten, nicht über unsere Unbeholfenheit zu lachen.
    Eine der jungen Mütter und ich unterhielten uns wortlos und zogen Grimassen wie kleine Kinder. Sie spitzte ihre blau tätowierten Lippen, ich hielt zwei Stöcke wie ein Geweih nach oben. Sie begann ungehemmt zu lachen und hob ihre Hand an den Mund, mit der sie kaum ihre leuchtend weißen Zähne verdecken konnte. Doch plötzlich verstummte sie.
    Langsam senkte sie die Hand wieder, während sie ihren Blick auf etwas in der Ferne gerichtet hielt.
    Ich drehte mich um und bemerkte eine Staubwolke am Horizont.
    Dann rief Emmanuel, dass alle abhauen sollten.
    »Los, schnell! Sofort! Weg von hier! Zurück ins Lager!«

86
    Janjaweed!
    Jetzt sah ich sie auch. Vielleicht ein Dutzend bewaffnete Mörder ritten auf Pferden auf uns zu.
    Wegen der flimmernden Luft konnte ich die genaue Anzahl nicht bestimmen. Doch ihre Geschwindigkeit ließ der Vorstellungskraft nicht viel Spielraum. Sie hatten es auf uns abgesehen.
    Zwei der Frauen, von denen eine ihr Kind fest gegen ihre Brust drückte, banden noch immer den Esel los.
    »Bringen Sie sie weg von hier!«, rief ich Adanne zu. »Gehen Sie mit ihnen. Bitte, Adanne.«
    »Gibt es noch eine Waffe?«, rief sie zurück.
    »Nein«, antwortete Emmanuel. »Im Moment ist die Distanz Ihre Waffe. Gehen Sie! Um Himmels willen, gehen Sie! Bringen Sie die Frauen ins Lager zurück.«
    Emmanuel und ich mussten die Stellung halten.
    Wir zogen uns hinter den verlassenen Eselskarren zurück, den ich zum Abstützen des Gewehrs benutzte.
    Unser größter Vorteil bestand darin, dass wir festen Boden unter den Füßen hatten, während die anderen vom Pferd aus schießen mussten.
    Jetzt sah ich sie durchs Zielfernrohr, elf Angreifer, bärtige Männer in weiten Uniformen, die ihre Kalaschnikows schwenkten.
    Sie kamen in unsere Reichweite.
    Die ersten Schüsse wurden von ihrer Seite abgegeben.
    Sand peitschte rechts und links von uns auf. Die Einschläge waren noch etwas zu weit von ihrem Ziel entfernt, aber doch schon sehr nah. Wir hatten es nicht mit Amateuren zu tun. Im Vertrauen auf ihren zu erwartenden Sieg riefen sie uns bereits Drohungen entgegen. Warum auch nicht? Schließlich waren sie uns zahlenmäßig haushoch überlegen.
    »Jetzt?«, fragte ich schließlich Emmanuel.
    »Jetzt!«, rief er.
    Wir gaben vier Schüsse ab, von denen zwei trafen. Die beiden Angreifer sackten auf ihren Pferden in sich zusammen, als hätte jemand die Schnüre von Marionetten gekappt, und stürzten zu Boden. Einer wurde von seinem eigenen Pferd zertrampelt. Er sah aus, als wäre sein Hals gebrochen.
    Als ich wieder den Abzug drückte, wurde mir klar: Jetzt hatte sich alles geändert. Dies war mein erster Todesschuss in Afrika gewesen.
    Als ich einen Schrei hinter mir hörte, zog sich mein Magen zusammen. Eine der fliehenden Frauen war getroffen worden, entweder von

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