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Fire - Thriller

Fire - Thriller

Titel: Fire - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Viehbestände. Und sie werfen die Kadaver von Menschen und Tieren in die Brunnen. All das dient dazu sicherzustellen, dass niemand zurückkehrt. Auf Arabisch bedeutete Janjaweed ›Mann mit einer Waffe auf einem Pferderücken‹.«
    Es handelte sich um die arabische Miliz, die, wie allgemein angenommen wird, von der gegenwärtigen Regierung in einer boshaften Kampagne unterstützt wird, um das Leben für Schwarzafrikaner in dieser Region so unsicher wie möglich zu machen. Zwei Millionen Menschen waren bereits aus ihrer Heimat vertrieben worden, weitere zweihunderttausend waren gestorben. Zweihunderttausend, von denen man wusste.
    Es war das Gleiche wie in Ruanda. Eigentlich noch schlimmer. Diesmal sah die ganze Welt zu, schritt aber nicht ein.
    Ich blickte aus meiner Luke auf die Sahelzone viertausend Meter unter mir.
    Von hier oben sah sie tatsächlich schön aus – kein Bürgerkrieg, kein Völkermord, keine Korruption. Nur ein endloser, friedlicher Streifen hellbraun geformter Erde.
    Was natürlich eine Lüge war.
    Eine wunderschöne, sehr teuflische Lüge.
    Weil wir nämlich in der Hölle landen würden.

82
    An der Basis in Nyala sicherten wir uns eine Fahrt ins Lager von Kalma in einem Konvoi aus fünf Lastern, die Säcke mit Getreide und Kisten mit Babynahrung transportierten. Adanne schien jeden hier zu kennen, für mich war es interessant, ihr bei der Arbeit zuzusehen. Ihr anmutiges Lächeln und nicht ihr anziehendes Wesen schien ihr Geheimnis zu sein. Immer wieder konnte ich beobachten, welchen Erfolg sie selbst bei überarbeiteten und gestressten Menschen erzielte.
    »Lager« schien mir das falsche Wort zu sein, sobald ich einen ersten Blick auf Kalma werfen konnte.
    Es gab Zelte, Schuppen und Strohhütten, sie erstreck ten sich über mehrere Quadratkilometer. Einhundertfünfzigtausend Menschen lebten hier. Das war eine Stadt . Eine, die überquoll vor unerträglichem Leid und gebrochenen Herzen und Tod, verursacht durch Angriffe der Janjaweed, Ruhr, Geburten ohne Medikamente und in der Regel ohne Arzt oder Hebamme.
    Wenigstens um das Zentrum des Lagers herum waren Anzeichen von Beständigkeit zu erkennen. Eine kleine Schule hielt ihren Unterricht im Freien ab, und in einigen Gebäuden mit festen Mauern und verrosteten Blechdächern gab es noch ein begrenztes Angebot an Nahrungsmitteln.
    Adanne wusste genau, wohin wir zuerst gehen mussten. Sie brachte mich zum Zelt der Flüchtlingskommission der Vereinten Nationen, wo sich ein junger Soldat bereit erklärte, für uns zu übersetzen, obwohl viele der Flüchtlinge ein wenig Englisch konnten.
    Der Soldat hieß Emmanuel, er war genauso drahtig und dunkelhäutig und hatte die gleichen tiefliegenden Augen wie die vielen sogenannten verlorenen Jungs, die im Lauf der Jahre nach Washington ausgewandert waren. Emmanuel sprach Englisch, Arabisch und Dinka.
    »Die meisten Menschen hier sind Fur«, erklärte er, als wir eine lange, staubige Straße entlanggingen. »Achtzig Prozent sind vergewaltigte Frauen. Die Männer der meisten Frauen sind tot, oder sie suchen Arbeit, oder sie wollen umgesiedelt werden«, fügte Adanne hinzu. »Dies ist die schutzbedürftigste Stadt der Welt, Alex. Das werden Sie noch selbst herausfinden.«
    Ich verstand sofort, wovon Adanne und Emmanuel sprachen. Die meisten Menschen, mit denen wir uns unterhielten, waren Frauen, die außerhalb ihrer Unterkünfte arbeiteten. Sie erinnerten mich an Moses und seine Freunde, weil sie genauso erpicht darauf waren, einem Außenstehenden ihre furchtbaren Geschichten zu erzählen.
    Eine Frau, Madina, weinte, während sie eine Strohmatte webte und uns von ihrer Ankunft in Kalma erzählte. Die Janjaweed hatten ihr Dorf zerstört und ihren Mann, ihre Mutter und ihren Vater erniedrigt und getötet. Die meisten ihrer Nachbarn waren in ihren Hütten bei lebendigem Leibe verbrannt.
    Madina war mit drei Kindern angekommen. Tragischerweise waren alle drei Kinder im Lager gestorben.
    Die Schlafmatten, die sie herstellte, waren wegen der Dooda-Würmer, die nachts aus dem Boden krochen und sich in die Haut der Flüchtlinge bohrten, heiß begehrt. Alles, was Madina verdiente, steckte sie in Zwiebeln und Getreide, doch sie hoffte, genug beiseitelegen zu können, um eines Tages ein Stück Stoff kaufen zu können. Sie trug noch immer denselben toab wie am Tag ihrer Ankunft.
    »Wann war das?«, wollte Adanne wissen.
    »Vor drei Jahren«, antwortete Madina traurig. »Ein Jahr für jedes meiner Kinder.«

83
    »Ich habe

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