Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fire - Thriller

Fire - Thriller

Titel: Fire - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
der Janjaweed.
    Die Frauen und Kinder des Lagers, die gerade eben noch gelacht und gespielt hatten, schrien und versuchten zu entkommen.
    Der Angriff war boshaft und teuflisch wie die Geschehnisse an den Tatorten der Morde, die ich in Washington gesehen hatte. Erwachsene Männer hieben auf wehrlose Flüchtlinge ein oder schossen sie nieder. Die Strohdächer der Hütten, die keine zehn Meter von mir entfernt standen, wurden angezündet. Ein älterer Mann wurde bei lebendigem Leibe in Brand gesetzt.
    Schließlich trafen weitere Janjaweed auf Kamelen, Pfer den und zwei Land Cruisern mit Maschinengewehren ein. Im Lager wurde gemordet, geschossen, aufgeschlitzt und geschrien – einen anderen Zweck erfüllte der Angriff nicht.
    Ich wehrte einige Angreifer ab, doch gegen diese Übermacht konnte ich nichts ausrichten. Ich verstand, warum die Menschen dieses Lagers, dieses Landes glaubten, dass ihnen niemand helfen konnte.
    Doch in jener Nacht tat es jemand: Sudanesische und UN-Soldaten kamen in Jeeps und Transportern. Die Janjaweed begannen, sich zurückzuziehen, nahmen aber einige Frauen und Tiere mit.
    Ihr letzter sinnloser Akt: Sie brannten eine Hütte nieder, die als Lager für die Hirse diente.
    Schließlich fand ich Adanne, die ein Mädchen in den Armen hielt. Es hatte gerade mitansehen müssen, wie seine Mutter gestorben war.
    Dann wurde es still. Nur Schluchzen und der leise Harmattan, der aus der Sahara kommende Wind, waren zu hören.

90
    Es wurde schon fast Tag, als ich mich endlich in ein Zelt mit einer Strohmatte auf dem Boden legte. Es war mir von den Mitarbeitern des Roten Kreuzes zur Verfügung gestellt worden, doch ich war zu müde, um Nein zu sagen, weil ich eigentlich kein Dach über meinem Kopf brauchte.
    Plötzlich wurde die Klappe des Zeltes geöffnet. Ich stützte mich auf einem Ellbogen auf, um zu sehen, wer es war.
    »Ich bin’s, Alex. Adanne. Darf ich reinkommen?«
    »Selbstverständlich.« Mein Herz pochte laut.
    Sie trat ein und setzte sich neben mich auf die Matte.
    »Schrecklicher Tag«, flüsterte ich heiser.
    »Es ist nicht immer so schlimm«, sagte sie. »Aber es kann schlimmer sein. Die sudanesischen Soldaten wussten, dass eine Reporterin im Lager war. Und ein Amerikaner. Deswegen kamen sie, um die Janjaweed fortzujagen. Sie vermeiden schlechte Presse, wenn sie können.«
    Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Auch Adannes Lächeln drückte Bitterkeit aus. Ich wusste, dass sie recht hatte, auch wenn das, was sie gesagt hatte, lächerlich und absurd war.
    »Wir müssen uns das Zelt teilen, Alex«, sagte Adanne schließlich. »Macht es Ihnen was aus?«
    »Ein Zelt mit Ihnen teilen? Nein, ich glaube, damit komme ich zurecht. Ich werde mein Bestes tun.«
    Adanne streckte sich auf der Matte aus und tätschelte meine Hand. Ich nahm ihre in meine.
    »Gibt es jemanden – drüben in Amerika?«, fragte sie.
    »Ja. Sie heißt Bree. Sie ist auch Detective.«
    »Ist sie deine Frau?«
    »Nein, wir sind nicht verheiratet. Ich war es aber einmal. Meine erste Frau wurde getötet, aber das ist lange her.«
    »Es tut mir leid, dass ich so viele Fragen stelle, Alex. Wir sollten jetzt schlafen.«
    Ja, wir sollten jetzt schlafen.
    Uns an den Händen haltend, schlummerten wir ein. Nur so – uns an den Händen haltend.

91
    Am folgenden Tag verließen wir das Lager von Kalma. Neun Flüchtlinge waren während des nächtlichen Angriffs gestorben, weitere vier wurden noch vermisst. In Washington wäre bereits die ganze Stadt in Aufruhr.
    Emmanuel war einer der Toten. Die Janjaweed hatten ihm den Kopf abgeschnitten, wahrscheinlich weil er beim ers ten Angriff während des Holzsammelns Gegenwehr geleistet hatte.
    Eine gemeinsame Ahnung führte Adanne und mich ins Lager von Abu Shouk, der nächst größeren Ansiedlung in der Region. Der Empfang dort war zwiespältiger als der, der uns in Kalma bereitet worden war.
    Wegen eines großen Feuers in der Nacht zuvor waren die Mitarbeiter anderweitig beschäftigt. Wir sollten vor dem Hauptzelt der Verwaltung warten.
    »Gehen wir«, forderte ich Adanne auf, nachdem wir fast eineinhalb Stunden gewartet hatten.
    Sie musste rennen, um mich einzuholen, da ich bereits eine Reihe mit Hütten entlangging. Abu Shouk war viel gleichförmiger und trostloser als Kalma. Fast alle Gebäude bestanden aus Lehmziegeln.
    »Wohin?«, wollte Adanne wissen, als sie mich eingeholt hatte.
    »Wo Menschen sind.«
    »In Ordnung, Alex. Ich werde heute mit dir Detective spielen.«
    Drei Stunden später

Weitere Kostenlose Bücher