Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fire - Thriller

Fire - Thriller

Titel: Fire - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
hatten wir sechs fast völlig unproduktive Gespräche geführt, bei denen sich Adanne als Übersetzerin versucht hatte. Die Bewohner waren zunächst genauso freundlich wie in Kalma gewesen, doch sobald die Sprache auf den Tiger gekommen war, hatten sie sich stumm gestellt oder waren einfach fortgegangen. Der Tiger war bereits in ihrem Lager gewesen, doch mehr wollten die Bewohner nicht preisgeben.
    Schließlich erreichten wir den Rand des Lagers, wo die Wüstenebene bis an eine niedrige Gebirgskette heranreichte, in der sich wahrscheinlich die Janjaweed versteckten.
    »Alex, wir müssen zurückkehren«, ermahnte mich Adanne. Sie klang, als hätte sie innerlich mit dem Fuß aufgestampft. »Leider haben wir eigentlich nichts erreicht. Wir sind fast dehydriert, und wir wissen noch nicht, wo wir heute Nacht schlafen werden. Mit etwas Glück finden wir eine Mitfahrgelegenheit in die Stadt«, sie blickte sich um, »falls wir vor Einbruch der Dunkelheit jemals das Verwaltungszelt finden.«
    Das Lager sah aus wie ein Irrgarten – reihenweise identische Hütten, wohin wir auch blickten, voll mit Tausenden von Vertriebenen, von denen viele krank waren und im Sterben lagen.
    Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich, meinen Frust zu bekämpfen. »Gut, du hast recht. Gehen wir.«
    Wir bogen gerade um eine Ecke, als ich wieder stehen blieb. Ich streckte eine Hand aus, um Adanne am Weitergehen zu hindern. »Warte. Nicht bewegen«, sagte ich leise.
    Ich hatte einen großen Mann gesehen, der geduckt aus einer der Hütten kam. Er trug das, was ich überall woanders Straßenkleidung genannt hätte. Hier kennzeichnete ihn seine Kleidung als Außenseiter.
    Er war groß und breit gebaut, trug eine dunkle Hose, einen langen, weißen Dashiki und eine Sonnenbrille. Der Kopf über seiner hohen Stirn war rasiert.
    Ich trat einen Schritt zurück, um nicht von ihm gesehen zu werden.
    Er war es. Ich war mir sicher, dass er dasselbe Schwein war, das ich in Chantilly gesehen hatte. Der Tiger, derjenige, dem ich hinterherjagte.
    »Alex …«
    »Pst. Das ist er, Adanne.«
    »Oh, mein Gott. Du hast recht!«
    Der Mann gab jemandem, den ich nicht sah, ein Zeichen, dann traten zwei Jungs hinter ihm aus der Hütte. Einen kannte ich nicht, der andere trug ein rotweißes Houston-Rockets-Sweatshirt. Es war der Junge aus Sierra Leone.
    Adanne packte meinen Arm. »Was wirst du jetzt tun?«, flüsterte sie.
    Ich blickte ihnen hinterher, während sie sich entfernten.
    »Ich möchte, dass du fünf Minuten wartest und dann zurückgehst. Wir treffen uns später.«
    »Alex!« Sie wollte weiterreden, hielt aber inne. Wahrscheinlich verriet ihr mein Blick, wie ernst ich es meinte. Weil ich gemerkt hatte, dass alles, was mir erzählt worden war, der Wahrheit entsprach. Die Regeln, die ich kannte, galten hier nicht.
    Ihn zu verhaften und nach Washington zurückzubringen, war nicht möglich.
    Ich müsste den Tiger töten, wahrscheinlich genau hier im Lager von Abu Shouk.
    Es war nicht so, dass mich gewaltige Skrupel plagten. Schließlich war der Tiger ein Mörder.
    Den ich endlich ausfindig gemacht hatte.

92
    Ich folgte dem Mörder in ge wissem Abstand. Es war nicht schwer, ihn im Blick zu behalten. Ich hatte keinen speziellen Plan. Noch nicht.
    Als ich vor einer Hütte eine Schaufel sah, schnappte ich sie mir und ging weiter.
    Es war kurz nach Sonnenuntergang, eine Zeit, in der alles wie in blaue Farbe getaucht war und Geräusche weit getragen wurden. Vielleicht hörte er mich, denn er drehte sich um. Ich huschte zur Seite, damit er mich nicht sah. Zumindest hoffte ich, dass mir das geglückt war.
    Die Hütten entlang des Weges standen dicht nebeneinander. Ich quetschte mich in eine weniger als einen halben Meter breite Gasse zwischen Mauern aus groben Lehmziegeln und kratzte mir dabei die Arme auf.
    Ich hatte mich schon fast wieder nach draußen gezwängt, als einer der jungen Ganoven in die Gasse trat. Ohne sich von der Stelle zu bewegen, rief er nur etwas auf Yoruban.
    Als ich nach hinten blickte, stand Houston Rockets am anderen Ende. In dem düsteren Licht erkannte ich nur sein weißes Grinsen, nicht aber seine Augen.
    »Er ist es«, rief er mit hoher, fast kichernder Stimme. »Der amerikanische Bulle!«
    Irgendetwas knallte hart gegen die Innenseite der Hütte. Die Mauer wackelte, und große Teile des getrockneten Lehms fielen heraus.
    »Noch mal!«, rief Houston Rockets.
    Mir wurde klar, was sie vorhatten: Sie wollten mich in der engen Lücke

Weitere Kostenlose Bücher