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Fire - Thriller

Fire - Thriller

Titel: Fire - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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presste frischen Fruchtsaft für alle. Nach dem Frühstück bot sie an, mich zu meinem Treffen mit Flaherty zu fahren. Sie war ernster und sachlicher, so wie ich sie zuvor ohne ihre Familie erlebt hatte.
    »Warum trägst du diese dumme Krawatte?«, fragte sie. »Du siehst aus wie ein Anwalt. Oder ein Banker. Bäh.«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte ich. Jetzt war ich derjenige, der ständig lächelte. »Das ist ein weiteres nigerianisches Geheimnis, vermute ich.«
    »Du bist das Geheimnis«, sagte sie. »Glaube ich jedenfalls.«
    »Da bist du nicht die Einzige.«
    Sie blieb mit dem Wagen vor der Bank auf der Broad Street stehen. »Sei vorsichtig, Alex.« Sie gab mir rasch einen Kuss auf die Wange. »Es ist gefährlich da draußen, mehr denn je.«
    Ich stieg aus und winkte ihr zu, bevor sie losfuhr. Ich nahm mir vor, nicht an sie zu denken, doch das Gegenteil geschah: Ich dachte nur noch an sie – an ihr Lächeln, an die vergangene Nacht bei ihr zu Hause, an die Dinge, die wir nicht getan hatten.
    Flaherty, rief ich mir in Erinnerung. Was will der Kerl bloß von mir?
    Der CIA-Mann war allerdings nirgendwo zu sehen. Ich wartete etwa zwanzig Minuten, gerade so lange, um paranoid zu werden, als sein Peugeot quietschend am Bordstein hielt.
    Er stieß die Beifahrertür auf. »Los, einsteigen. Ich habe keine Zeit zu verlieren.« Als ich einsteigen wollte, lag ein blauer Ordner auf dem Sitz, den ich in die Hand nahm.
    »Was ist das?«
    Flaherty sah schmutzig, verschwitzt und völlig gestresst aus. Noch heimtückischer als sonst. Er fuhr los, ohne sich – typisch für ihn – um meine Frage zu scheren.
    Also öffnete ich den Ordner. Er enthielt lediglich ein einzelnes fotokopiertes Formular, an das ein passfotogroßes Bild eines Jungen geheftet war.
    »Adoptionspapiere?«
    »Waisenhausakte. Das ist Ihr Tiger. Sein Name ist Abidemi Sowande. Geboren in Lagos, neunzehnhundertzweiundsiebzig, wohlhabende Eltern. Beide starben, als er sieben Jahre alt war, keine lebenden Verwandten. Offenbar entsprach Abi nicht gerade dem Bild geistiger Gesundheit. Er verbrachte ein Jahr in einer psychiatrischen Klinik. Als er wieder herauskam, war das Familienvermögen verschwunden.«
    »Was war damit passiert?«
    Flaherty zuckte mit den Schultern. Rauch von seiner Zigarette stieg in seine Augen. Er kniff sie zusammen und rieb.
    »Sowande sollte in staatliche Obhut übergeben werden, doch irgendwo zwischen dem Krankenhaus und dem Waisenhaus verschwand er. Er war offenbar ein schlaues Kerlchen. Jedenfalls verfügte er über einen hohen IQ. Er verbrachte zwei Jahre auf einer Universität in England, dann verschwand er, bis er vor ein paar Jahren wieder hier auftauchte. Das ist alles, was ich habe. Keine weiteren Akten bis jetzt. Wir glauben, er könnte als Söldner gearbeitet haben.«
    Ich blickte auf das Bild in meiner Hand. Könnte dieser Junge der Mann sein, den ich in Darfur gesehen hatte? Der Mörder so vieler Menschen hier und in Washington? Ellies Mörder?
    »Woher wissen wir, dass er es ist?«, fragte ich.
    »Der Tote im Sudan – Mohammed Shol. Laut einer unserer Quellen prahlte er damit, Geschäfte mit ›dem Tiger‹ zu machen, er wusste angeblich etwas über ihn. Es schien erst weit hergeholt, aber jemand hat diese Akte ausgegraben, und wir haben die Fingerabdrücke mit denen am Tatort von Shols Mord verglichen. Nett, oder?«
    »Ich weiß nicht.« Ich hielt den Ordner hoch. »Ich meine, also mal ehrlich, was soll ich damit machen? Das kommt mir plötzlich alles viel zu passend vor.«
    Flaherty warf mir einen funkelnden Blick zu, kam aber von der Spur ab.
    »Meine Güte, Cross, wie viel Hilfe wollen Sie denn noch?«
    »Hilfe?«, wiederholte ich. Am liebsten hätte ich ihm eine verpasst. »Sie haben mich hängen lassen, dann kreuzen Sie auf und geben mir den Namen von jemandem, der nicht mehr zu existieren scheint? Möglicherweise ein Söldner, aber wer weiß das schon? Ist das die Art Hilfe, die Sie meinen?«
    »Das ist echt Quatsch, Detective. Ich habe Ihnen gleich am ersten Tag gesagt, Sie können nicht auf mich zählen.«
    »Nein, das haben Sie mir am vierten Tag gesagt – nachdem ich drei Tage im Knast verbracht hatte.«

101
    Flaherty schnippte wütend seinen Zigarettenstummel aus dem Fenster und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wissen Sie überhaupt, warum Sie noch nicht tot sind? Weil alle glauben, Sie sind von der CIA, und wir lassen sie in dem Glauben. Wir haben für Sie Kindermädchen gespielt. Nein, nein,

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