Fire - Thriller
bemühen Sie sich nicht, mir zu danken.«
Ich presste meine Hände zusammen in dem Versuch, meine Wut im Zaum zu halten.
Es war nicht nur Flahertys Arroganz oder seine gönnerhafte Art, die mir auf die Nerven ging, es war der ganze Fall. Der Tiger war schlimmer als jeder Serienmörder, den ich je hinter Gitter gebracht hatte – warum durfte er also hier frei herumlaufen?
Ich blickte hinüber zu Flaherty. »Was genau tun Sie – für die CIA?«
»Ich warte die Kopiergeräte in der Botschaft«, antwortete er mit ausdruckslosem Gesicht.
Er zündete sich eine weitere Zigarette an und blies den Rauch aus.
»Ich bin hier offiziell als CIA-Mitarbeiter. Ist das in Ordnung für Sie?«
»Gut. Warum arbeiten Sie dann nicht persönlich am Fall Tiger? Warum geben Sie Informationen weiter, statt sie selbst zu nutzen? Abidemi Sowande ist ein Mörder. Das wissen Sie.«
Ich vermute, allein dadurch, dass wir offen über das Thema sprachen, lockerte sich die Stimmung im Wagen. Außerdem hatte ich eine Glückssträhne.
»Wenn wir schon dabei sind, warum, in Gottes Namen, trage ich diese bescheuerte Krawatte?«
Zum ersten Mal lächelte Flaherty.
»Ah«, sagte er. »Diese Frage kann ich beantworten.«
102
Eine Stunde später saß ich im Wartezimmer der Führungsetage im zwölften Stock von Uni light International in Ikeja. Ich wusste, dass Unilight eins der erfolgreichsten Unternehmen der Welt für abgepackte Waren war, mehr aber auch nicht.
Ich betrachtete mir die Hochglanzbilder von Lubra Seife und Oral Zahnpasta an den Wänden, während ich versuchte, mir auszumalen, warum ich hier war. Flaherty hatte mich mit einer Visitenkarte ausgestattet, mir die Nummer des Stockwerks genannt und am Straßenrand abgesetzt. »Willem de Bues möchte Sie kennen lernen, und Sie möchten ihn kennen lernen.«
»Dr. Cross?«, rief eine Empfangsdame. »Der Direktor hat jetzt Zeit für Sie.«
Ich wurde durch einen Flur zu einer zweiflügligen Tür geführt, die sie mir öffnete. Dahinter lag ein riesiges Eckbüro mit deckenhohen Fenstern.
Es wurde immer seltsamer. Was hatte ein erfolgreiches internationales Unternehmen mit einem Mordfall zu tun?
Schräg zur Tür stand ein wuchtiger Schreibtisch mit zwei bequemen Stühlen. Zwei weiche Ledersofas nahmen die andere Ecke ein, wo sich gerade zwei Männer in dunklen Anzügen, weißen Hemden und amüsanten Krawatten erhoben.
»Dr. Cross«, begrüßte mich einer der beiden. Ein Weißer mit kurzgeschorenem, blondem Haar und rechteckig gerahmter Brille trat auf mich zu und reichte mir die Hand.
»Ich bin Willem de Bues.« Er sprach mit holländischem Akzent, glaube ich. Er deutete auf den anderen Mann. »Das ist Thomas Lassiter, ein Anwalt aus unserer Rechtsabteilung.«
»Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte ich, obwohl ich noch nicht wusste, ob das der Fall war. Woher auch? Fast schon erwartete ich, zusammengeschlagen zu werden und mir meine Nase brechen lassen zu müssen.
»Wir haben erfahren, dass Sie einen hier ansässigen Mann verfolgen, der als der Tiger bekannt ist«, begann de Bues und brachte mich völlig durcheinander. Was hatte dieser Geschäftsmann mit einem gedungenen Mörder zu tun?
»Das stimmt«, bestätigte ich. »Ich bin von Washington hergekommen, wo er ein paar grausame Morde begangen hat. Grausam nach unserem Standard, jedenfalls.«
»Dann könnten wir etwas haben, worüber wir uns unterhalten müssen. Setzen Sie sich.« Mr de Bues war es scheinbar gewohnt, Befehle zu erteilen. »Ihr Ruf als Polizist ist Ihnen selbstverständlich vorausgeeilt. Ihr Leumund beim Lösen schwieriger Fälle.«
»Wie wäre es, wenn Sie mir zunächst erzählen, worum es hier geht? Und warum Ihr Anwalt dabei ist?«
De Bues ließ sich nichts anmerken. Im Gegenteil – er lächelte.
»Wir würden Ihnen gerne helfen, den Tiger zu finden. Und in Anbetracht dessen, dass dies eine ziemlich … ungewöhnliche Situation ist, möchte ich sichergehen, dass ich bei diesem Treffen nichts Illegales sage oder anbiete. Ist diese Aussage ehrlich genug für Sie? Bitte, setzen Sie sich, Detective. Setzen Sie sich .«
103
»Warum sollten Sie mir bei den Ermittlungen in einem Mordfall behilflich sein?«, fragte ich ehrlich neugierig.
»Unilight International hat ein großes Interesse an Nigeria. Unser Kosmetik- und Hautpflegegeschäft allein ist so sehr gewachsen, dass es unsere im Südosten geplante Expansion rechtfertigt. Dies gilt für viele internationale Konzerne, nicht nur für die
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