Fire - Thriller
Ölfirmen.«
»Im Nigerdelta?«, vergewisserte ich mich.
»Port Harcourt, genau. Und natürlich Lagos. Welche Beziehung wir heute zu örtlichen Splittergruppen unterhalten, scheint einigen islamistisch motivierten extremistischen Organisationen, die derzeit in die Region hineindrängen, egal zu sein.«
»Wollen Sie damit sagen, der Tiger ist Islamist? Das wäre nämlich neu für mich.«
»Nein, darüber weiß ich nichts. Ich bezweifle, dass er ein religiöser Mensch ist. Aber es ist kein Geheimnis, dass er mit Waren handelt, um diese Gruppen zu unterstützen – Blutdiamanten, gefördertes Rohöl, solche Dinge eben. Im Wesentlichen schafft er Marktzugänge für sie und macht das Leben für alle ausländischen Unternehmen schwieriger. Und, wie Sie mit Sicherheit wissen, bedeutet ›Tiger‹ hier so viel wie ›gedungener Mörder ‹ .«
» Sie möchten, dass Ihnen jemand hilft, den oder die Mörder aus Ihrem Weg zu räumen?«
De Bues blickte zu seinem Anwalt, der nickte. »Wir möchten Ihnen bei ihren Ermittlungen helfen, mehr nicht«, ant wortete er schließlich. »Wir sind keine bösen Menschen, Dr. Cross. Genauso wenig wie Sie. Dies ist keine Verschwörung wie in einem der Bourne -Filme.«
»Warum gehen Sie nicht den Weg über die örtlichen Behörden?«
Wieder lächelte er mit seinem nicht lächelnden Gesicht. »Sie sind herablassend mir gegenüber, Dr. Cross. Die politische Situation ist, wie wir beide wissen, sehr komplex. Es wäre nicht gelogen zu behaupten, ein Bürgerkrieg ist für Nigeria unvermeidlich, doch Krieg ist wie Feuer. Auch wenn etwas verbrannt wird, bleibt fruchtbarer Boden zurück.«
Ich hatte den Eindruck, als würde ich genauso wie die anderen Tage in Afrika ein Stück weiter hinter den Spiegel blicken können. Diese Unterhaltung stellte keine Ausnahme dar. Die CIA hatte mich zu einem internationalen Unternehmen gebracht – oder vielleicht zu einem Klüngel dieses Unternehmens –, damit es mir in einem brutalen Mordfall half?
Ich erhob mich. »Danke für Ihr Angebot, Mr De Bues. Ich muss darüber nachdenken.«
De Bues folgte mir zur Tür. »Bitte, Dr. Cross.« Er reichte mir eine Visitenkarte. »Nehmen Sie wenigstens meine Nummer. Wir möchten Ihnen helfen.«
»Danke«, sagte ich nur.
De Bues schüttelte den Kopf, während ich zur Tür ging. »Sie verstehen es nicht, oder? Dieser Teil der Welt steht kurz davor zu explodieren. Wenn das passiert, könnte Afrika denselben Weg einschlagen wie der Nahe Osten. Das ist der Schlüssel zu Ihrem Mordfall, Sir.«
104
Frustrierter und verwirrter denn je ließ ich mich von einem Fahrdienst zu Adannes Büro bringen. Von dort aus fuhren wir zum Haus ihrer Eltern weiter, während wir uns über den Fall, Unilights Verwicklung und Tigers Verbleib Gedanken machten.
Meine nächste Aufgabe wäre die Überprüfung der Akten – Schulen, Krankenhäuser, Polizeiberichte, also jeden Beleg über einen Abidemi Sowande von 1981 bis zur Gegenwart.
Adanne hatte gute Vorschläge parat, wie wir an staatliche Informationen herankommen konnten. Sie war nicht überrascht, dass internationale Unternehmen Angst hatten und jede erdenkliche Hilfe in Anspruch nehmen wollten.
»Vielleicht bekommen deine Ermittlungen neuen Schwung«, überlegte sie. »So fühlt es sich für mich jedenfalls an.«
»Ja, für mich auch.«
Adanne ergriff meine Hand. Dies war genau die Ablenkung, die ich brauchte.
»Wenn du brav bist, könnte ich heute Abend sogar wieder bei dir schlafen.«
Ich beugte mich zu ihr, gab ihr einen Kuss auf die Wange und überlegte, wie lange ich in Adannes Gegenwart noch brav bleiben könnte.
»Denk daran, Alex, ich weiß, was du denkst. Möglicherweise denke ich dasselbe.«
Erst als wir um die Ecke in die Straße bogen, auf der das Haus ihrer Eltern lag, merkten wir, dass etwas nicht stimmte.
»Oh, nein«, stöhnte sie. »Oh, nein, oh, nein.«
Adanne hielt am Ende des Straßenblocks. Mindestens ein halbes Dutzend Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge parkten kreuz und quer vor dem Haus ihrer Eltern. Schläuche schlängelten sich von der Straße durchs offene Gartentor, und schwarzer Rauch waberte hinter der Hauswand hervor.
Adanne umklammerte die Schnalle des Sicherheitsgurts. »Mein Gott, mein Gott! Oh, mein Gott!«
»Adanne, warte einen Moment.« Ich versuchte, sie festzuhalten.
Doch sie war bereits aus dem Wagen gesprungen und rannte laut schreiend auf das Haus ihrer Eltern zu.
Ich rannte ihr hinterher.
105
Ich holte Adanne ein, als sie zögernd
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