Fire - Thriller
Sein Buch Ralph S. Mouse, aufgeschlagen auf dem Nachttisch.
In Jannies Zimmer setzte ich mich erschöpft aufs Bett und ließ meinen Blick über ihre wertvolle Büchersammlung gleiten. Und über die Drahtkörbe mit ihren Frisierutensilien, Lippenstiften, nach Früchten duftenden Lotionen. Dann sah ich ihre Lesebrille, die sie erst vor etwa einem Monat verschrieben bekommen hatte. Sie hatte etwas Verletzliches, aber auch Vielsagendes, wie sie dort auf dem Schreibtisch lag.
Rosie im Arm haltend, hörte ich das Telefon erneut klingeln. Bree hob ab.
»Arschloch«, sagte sie sehr leise.
Und legte auf.
133
Ich würde meine Familie zurückbekommen. Daran musste ich festhalten. Aber entsprach das auch der Wahrheit? Wie hoch standen die Chancen? In jedem Fall befanden sie sich im freien Fall nach unten.
Von halb sechs bis fast sieben Uhr an diesem Morgen saß ich draußen auf der Veranda und versuchte, nicht vollständig durchzudrehen. Ich überlegte, ein bisschen mit dem Auto umherzufahren, weil mich das vielleicht entspannen würde.
Doch ich hatte Angst, mich vom Haus zu entfernen, egal wie lange.
Kurz nach sieben hörte das Telefonklingeln auf, so dass ich eine Stunde Schlaf fand.
Schließlich duschte ich, zog mich an und rief einen der Streifenpolizisten von der Straße herein. Ich trug ihm auf, alle Telefonanrufe entgegenzunehmen, und gab ihm eine Mobilnummer, unter der ich zu erreichen war.
Um neun nahmen Bree und ich an einer Notfallbesprechung im Daly Building teil.
Überrascht stellte ich fest, dass etwa ein Dutzend Kollegen im Raum saßen. Es waren die Topleute, die besten in Washington – ein Zeichen der Unterstützung und der Anteilnahme. Mit den meisten Detectives hatte ich bereits an anderen Fällen zusammengearbeitet. Der Chief of Detectives, Davies, sowie Bree und Sampson hatten sich nach Polizisten mit Kontakten auf der Straße umgesehen, die helfen könnten, meine Familie ausfindig zu machen. Sofern das überhaupt möglich war.
134
Ab dem Moment wurde der Tag immer seltsamer für mich.
Um elf Uhr traf ich mich mit einer kleineren Gruppe im CIA-Hauptsitz in Langley. Die Atmosphäre war um hundertachtzig Grad gedreht im Vergleich zu der im Daly Building. Alle außer mir trugen Anzug und Krawatte. Ihre steifen Bewegungen drückten Unwohlsein aus. Außer mir war niemand freiwillig hier, doch ich brauchte ihre Hilfe.
Ein Fallbearbeiter vom National Clandestine Service namens Merrill Snyder begrüßte mich mit festem Handschlag und der wenig verheißungsvollen Bemerkung »Danke, dass Sie zu uns gekommen sind, Dr. Cross«.
»Können wir anfangen?«, fragte ich ihn.
»Wir warten noch auf einen Kollegen«, antwortete Snyder. »Dort gibt es Kaffee und kalte Getränke.«
»Wo ist Eric Dana?« Ich erinnerte mich vom letzten Mal an den Namen des Abteilungsleiters.
»Er ist im Urlaub. Der Mann, auf den wir warten, ist sein Vorgesetzter. Nicht vielleicht doch einen Kaffee?«
»Nein, danke. Heute Morgen brauche ich keinen mehr, glauben Sie mir.«
»Ich verstehe. Sie haben noch nichts von den Entführern gehört?«, erkundigte sich Snyder. »Keine Mitteilung?«
Bevor ich antworten konnte, wurde die Tür zum Besprechungszimmer weit aufgerissen. Ein großer, dunkelhaariger Mann Anfang vierzig in grauem Anzug und graurot gestreifter Krawatte trat ein. Sein Habitus suggerierte, dass er wichtig war, was vielleicht auch stimmte.
Und gleich hinter ihm kam … Ian Flaherty.
135
Der Mann, auf den alle gewartet hatten, stellte sich als Steven Millard vor. Er sagte, er gehöre zum National Clandestine Service, nannte aber nicht seinen Dienstgrad. Ich erinnerte mich, dass Al Tunney diesen Namen erwähnt hatte, bevor ich nach Afrika gegangen war. Millard war als Abteilungsleiter von Anfang an mit der Sache betraut gewesen.
Flaherty begrüßte mich nur mit »Dr. Cross«.
»Gibt es schon etwas Neues über Ihre Familie?«, legte Millard sofort los.
»Nichts bisher«, kam mir Snyder zuvor. »Sie haben keinen Kontakt mit ihm aufgenommen.«
»Polizisten von der Metro Police sind derzeit bei mir zu Hause«, berichtete ich. »Sie werden die Telefonate für mich annehmen und mich anrufen.«
»Das ist gut, aber ungefähr alles, was sie tun können«, sagte Millard. Ich konnte mir keinen Reim auf ihn machen. Mit Sicherheit wusste er von meinem Treffen mit Eric Dana vor meiner Abreise nach Afrika, doch was wusste er außerdem?
»Ich kann jede mögliche Hilfe Ihrerseits gebrauchen«, sagte ich schließlich. »Ich
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