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Firebird

Firebird

Titel: Firebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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angestellt?«
    »Es wurde nachgeforscht, Leah. Die Polizei hat den Fall noch nicht abgeschlossen, und so bleibt sein Verschwinden ein Rätsel. Ist er ins Meer gefallen? Wurde er von irgendjemandem entführt? Oder ist ihm etwas zugestoßen, das unseren Horizont übersteigt? Professor Adams hat in diesem Punkt recht: Die Geschichte ist so wirr, dass die meisten Physiker nichts damit zu tun haben wollen. Ich meine, so etwas ernst zu nehmen, ist nicht hilfreich für das berufliche Ansehen. Also bleiben alle ergeben auf Distanz. Sollte sich irgendwann in der Zukunft erweisen, dass er tatsächlich eine Möglichkeit gefunden hat, unsere Wirklichkeit zu verlassen, dann wird es nicht an Kollegen von Professor Adams mangeln, die behaupten werden, sie hätten es die ganze Zeit vermutet.«
    »Dann halten Sie es also für möglich, Alex? Die Grenze zu einem anderen Universum zu überschreiten?«
    »Wer kann schon sagen, was möglich ist und was nicht, Leah?« Alex sah sich zu Adams um, der die Augen geschlossen hatte und kaum merklich den Kopf schüttelte. Ja, wer? In Augenblicken wie diesem wünschte ich, ich wäre Immobilienmaklerin geworden.
    Was war wirklich an dem Abend geschehen, an dem Eliot Cermak Chris Robin nach Hause gebracht hatte? Am einfachsten wäre es, Cermak zu fragen, doch der hatte bedauerlicherweise keinen Avatar im Netz hinterlassen. Elizabeth schon.
    Avatare sind natürlich notorisch unzuverlässig, denn sie werden immer nur das sagen, was ihnen vorgegeben wurde: Der-und-der war ein Idiot. Ich habe den Schmuck nie gesehen. Ich habe nie getan, was man mir vorgeworfen hat. Aber manchmal, wenn man vorsichtig an die Sache heranging, konnte man ihnen ein Stück Wahrheit entlocken.
    Alex bat mich, während der Befragung dabei zu sein. Frauen, so glaubte er, selbst wenn es nur Avatare waren, zeigten sich üblicherweise offener, wenn noch eine zweite Frau anwesend war.
    Die Elizabeth, die an diesem Morgen in Erscheinung trat, war nicht die junge, dunkelhaarige Schönheit von den Fotos. Der Glanz war verblasst. Was ich nun sah, war eine kultiviertere Version ihrer Schwester Karen. In ihren Augen lag etwas wie eine ermattete Tüchtigkeit anstelle des exaltierten Zaubers ihrer jüngeren Ausgabe. Ihr Haar war auf die strenge Art kurz geschnitten, die bereits vor einer Generation von der Bildfläche verschwunden war. »Hallo« , sagte sie leise. »Was kann ich für Sie tun?«
    Wir stellten uns vor. »Ihre Schwester hat uns beauftragt«, erklärte Alex, »den Wert einiger Teile des Besitzes zu bestimmen, den Sie ihr vererbt haben.«
    »Ach, ja.« Ein gespannter Zug zeigte sich um ihren Mund. »Sie hat vor, alles zu verkaufen, nicht wahr?«
    »Nein. Es tut mir leid, wenn ich diesen Eindruck erweckt habe. Aber sie befürchtet, Sie und Ihr Mann hätten vielleicht nicht die Würdigung erfahren, die Sie verdient haben. Seit dem Verschwinden Ihres Mannes ist einige Zeit vergangen, und, wie es so häufig der Fall ist, vergessen die Leute allmählich, was er geleistet hat. Und was Sie geleistet haben, denn ohne Sie hätte er nicht so erfolgreich arbeiten können.«
    Ein amüsiertes Funkeln zeigte sich für einen Moment in den dunklen Augen der Frau. »Sie wissen sich auszudrücken, Mr Benedict. Was möchten Sie gern wissen?«
    »Wir wüssten gern, ob Sie eine Ahnung haben, was aus ihm geworden ist.«
    Für einen Moment studierte sie Alex. Dann blickte sie mich an. »Darf ich mich setzen?«
    Normalerweise bringt ein Avatar seinen eigenen Stuhl mit, wenn er zu sitzen wünscht. »Gewiss« , sagte Alex und deutete mit einer Geste an, dass sie sich einen Platz auf einem der freien Stühle oder auf der anderen Seite des Sofas, auf dem er saß, aussuchen konnte.
    Elizabeth lächelte freundlich und wählte das Sofa. »Ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist. Das ist eine Frage, die mich stets verfolgt hat. Ich weiß es einfach nicht. Ich wünschte, ich wüsste es.«
    »Wissen Sie, ob irgendjemand ein Motiv gehabt haben könnte …?«
    »Das habe ich mich auch gefragt. Vor vielen Jahren hätte mich diese Frage zutiefst erschüttert, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Immer, wenn ich jemandem vorgestellt wurde, fand derjenige einen Weg, diese Frage aufzubringen.«
    »Tut mir leid.«
    »Wir waren glücklich, Mr Benedict. Ich habe ihn geliebt.« Sie starrte an uns vorbei ins Nichts. »Und er hat mich auch geliebt.«
    Alex signalisierte mir, ich möge den Faden aufgreifen. »Was, genau, ist an diesem Abend passiert,

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