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Firebird

Firebird

Titel: Firebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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über das Mulitversum gar nicht möglich gewesen wäre, hätte sich nicht eine ganze Gruppe aufgemacht, nach Ende des Konflikts in Zusammenarbeit mit Stummenwissenschaftlern die Möglichkeit zu erörtern, ob sich ein Experiment entwickeln ließe, mit dem die Existenz alternativer Universen bewiesen werden könnte.
    Ich las umfassende Erklärungen, verstand aber nicht viel. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass Winter entweder über – für einen Historiker – erstaunlich tiefgehende Kenntnisse der Naturwissenschaften gebot oder ganz einfach nicht sonderlich gut darin war, Dinge zu erklären.
    Realistisch betrachtet mochte es durchaus Hinweise auf eine Verbindung zwischen diesen beiden Männern geben, die nicht notwendigerweise mit der Erwähnung von Robins Namen einhergingen, also verbrachte ich den Vormittag damit, Protokolle zu überfliegen und nach Schriften über multiple Universen, das goldene Zeitalter, die Subquantenwelt, Koffer und die Sichtungen zu suchen. Irgendwas. Ein paar interessante Informationen konnte ich aufspüren.
    Auch Winter war an den gelegentlichen Sichtungen auf Raumstationen interessiert, für die es anscheinend keinerlei Erklärung gab. Er bezeichnete sie als »Sanusar-Ereignisse« und hielt Daten und weitere Einzelheiten von Sichtungen über einen Zeitraum von mehr als dreitausend Jahren fest. Sein einziger Kommentar lautete: Sie begleiten uns schon seit langer Zeit.
    Winter hatte Freude daran, die Veränderung der menschlichen Perspektiven infolge der Erkenntnis, dass wir nicht allein waren, zu analysieren. Wie würden wir heute leben?, so fragte er gern. Würden wir immer noch glauben, wir wären die Einzigen? Er war der Ansicht, dass die Gegenwart der Stummen ein Maß an Demut hervorgebracht hatte, das uns jahrtausendelang gefehlt hatte. Niemand behauptete mehr wie früher, wir wären spirituell, wenn schon nicht physisch, das Zentrum des Universums. Der Gott des Zeitalters vor der Entdeckung der Stummen war irgendwie kleiner gewesen als der, an den die meisten Leute heutzutage glauben.
    Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, dass ich von Eltern aufgezogen wurde, für die eine persönliche Bindung an Gott wichtig gewesen war. Dennoch haben wir keiner eingeführten Glaubensrichtung angehört (das tut heute so oder so nur noch eine Minderheit). Aber wir haben an eine übergeordnete Macht geglaubt.
    Diesen Glauben habe ich in meiner Jugend verloren, vor allem, weil ich mir keinen mitfühlenden Schöpfer vorstellen konnte, der uns ein darwinistisches System samt der notwendigen Nahrungskette mit auf den Weg gibt. Als ich erwachsen war, erzählte mir ein über einige Ecken verwandter Cousin, der interstellare Schiffe flog, es sei unmöglich, auf eine ferne Planetenoberfläche hinabzublicken, zuzusehen, wie Monde um ihren Mutterplaneten kreisen, durch ein planetarisches Ringsystem zu kreuzen, und nicht das Gefühl zu entwickeln, dass jenseits unserer sichtbaren Welt noch etwas viel Größeres sein muss. Er hatte recht. Mir ist es genauso ergangen.
    Aber zugleich empfinde ich vor allem dann, wenn ich allein auf der Belle-Marie bin, eine überwältigende Einsamkeit. Das mag widersprüchlich klingen, aber das Gefühl ist einfach da. Die Majestät dieser Orte, der Planetenringe und der Kometen, die über den Himmel segeln, der Sterne, die über Milliarden von Jahren stabil bleiben, das alles macht mir stets nur eines bewusst: Solch eine unfassbare Schönheit, und außer mir ist niemand da, der sie sehen kann.
    Adam und Eva haben uns schon vor langer Zeit verlassen. Die Genesis ist das Relikt einer anderen Ära. Und wir wissen schon seit Tausenden von Jahren, dass das Universum so unermesslich ist, dass es unser Begriffsvermögen übersteigt. Aber nichts von all dem hatte je Wirkung gezeigt, meinte Winter, bis zu dem Tag, als wir hinausgeschaut hatten und jemand uns entgegenblickte. Jetzt aber fühlen wir die Weite. Gläubige neigen heute eher dazu, Gott nicht mehr als den Eigner der Kirche an der Ecke zu begreifen, sondern als den Schöpfer eines Universums, dessen Ausmaße und dessen Komplexität uns den Atem rauben.
    Winter selbst hat von Gläubigen gesprochen, als er in einem Tagebucheintrag, den er ein paar Wochen vor seinem Tod angelegt hatte, bemerkte: »Ich freue mich überschwänglich auf den Flug mit der Wellenbrecher .«
    Und weiter: »Was wird es für eine Freude sein, endlich Villanueva zu sehen.«
    Villanueva.
    Indikar wurde gar nicht erwähnt.
    Villanueva war beinahe so lange

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