Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
– das Flügelstutzen, das du wohl vergessen hast zu erwähnen …«
»Es wird nicht passieren, Jacinda!« Er tritt näher und senkt den Kopf, um mir in die Augen zu sehen. »Ich gebe dir mein Wort. Wenn du mit mir heimkehrst, wird man dir kein Haar krümmen. Nur über meine Leiche!«
Seine Worte wehen durch mich hindurch wie ein kalter Windstoß. »Aber dein Vater …«
»Mein Vater bleibt nicht ewig Anführer. Eines Tages werde ich ihn ablösen und jeder weiß das. Das Rudel wird auf mich hören. Ich verspreche dir, dass du in Sicherheit sein wirst.«
Kann ich ihm wieder vertrauen? Selbst nach all den Lügen? Wenn ich es tue und damit falschliege, kostet es mich zu viel: mein Leben. »Du wirst abwarten, bis ich ausdrücklich zustimme, mit dir zu kommen?« Diesen Punkt will ich klarstellen. »Du wirst mich nicht zwingen, auf keine Art und Weise?«
»Ich werde warten«, gelobt er. »Egal, wie lange du brauchst.«
Er wird warten. Aber er wird in der Nähe bleiben und lauern, beobachten, auch wenn ich es nicht bemerke.
Schon merkwürdig, wie die Dinge sich ändern. Am Anfang war ich der Meinung, dass ich es nie im Leben hier aushalten würde, und jetzt will ich nicht mehr fort. Vor allem wegen Will – und an seiner Seite hat mein Draki eine echte Chance zu überleben. Und jetzt muss ich ihn noch nicht einmal mehr vor ihm verstecken.
Ich kann die Highschool durchstehen! Für Mum und für Tamra – und nach unserem Abschluss kann ich mit Will fortziehen, wenn er sich erst einmal von seiner Familie losgesagt hat. Das sind nur noch zwei Jahre! Die Einzelheiten, das Wie und Wo, können wir dann planen. Zum ersten Mal seit unserer Flucht fühle ich Hoffnung in mir. Und ich werde nicht zulassen, dass Cassian alles ruiniert!
»Dann wirst du wohl für alle Ewigkeiten warten«, schwöre ich. »Ich werde meine Meinung nicht ändern.«
Cassians Mund verzieht sich zu einem rätselhaften Ausdruck, als wüsste er etwas, von dem ich noch nichts ahne. Er ist achtzehn, aber in diesem Moment fällt es mir leicht zu glauben, dass er mir weit mehr Jahre voraus ist. »Die Dinge ändern sich, Menschen ändern sich. Ich lasse es drauf ankommen.«
Ich schüttle den Kopf. »Nein, mein Entschluss steht fest. Da kannst du lange warten.«
Und deshalb wird er eines Tages gehen, denn er kann nicht für alle Zeit nur warten, egal, was er sagt. Er muss ein Rudel anführen, er wird mit Sicherheit keine zwei Jahre mehr hier herumhängen, ganz gleich, wie »interessant« ich auch für ihn bin.
»Wir werden sehen.«
Mit einem Blick auf die Uhr am Fernseher sage ich: »Du solltest jetzt gehen, bevor meine Mum heimkommt.«
»Na schön.« Er geht zur Tür. »Mach’s gut, Jacinda.«
Ich erwidere den Gruß nicht. Mir steht nicht der Sinn danach, so zu tun, als wäre zwischen uns wieder alles in Ordnung.
Wir sind keine Freunde, nicht mal annähernd. Und daran wird sich nichts mehr ändern.
29
U m fünf steckt Mum den Kopf in unser Zimmer und strahlt mich an. »Jacinda, was willst du heute Abend essen?«
Sie hat mit jemandem ihre Schicht getauscht, damit sie wenigstens einen Freitagabend mal mit uns verbringen kann. Ich habe ein schlechtes Gewissen – nachdem sie sich so viel Mühe gegeben hat, wird sie doch nur wieder alleine zu Hause rumsitzen.
Tamra hat nämlich was vor – wen wundert’s? Allerdings habe ich weder ihr noch Mum erzählt, dass ich eine Verabredung mit Will habe. Bisher geht sie davon aus, dass sie wenigstens mit einer ihrer Töchter einen lustigen Abend verbringen wird.
Tamra probiert gerade verschiedene Outfits an. Sie hat uns nicht mehr verraten, als dass sie heute mit Freunden ausgeht. Und ich frage nicht näher nach. Wahrscheinlich würde ich ihre Freunde ohnehin nicht kennen, auch wenn Tamra mir die Namen sagen würde. Nach den jüngsten Ereignissen zu urteilen, sind es bestimmt keine Cheerleader.
Mir fällt eine hübsche Wickelbluse auf, die Tamra aufs Bett geworfen hat. Nachdem sie sich dagegen entschieden hat, kommt mir der Gedanke, dass sie ideal für mein Date mit Will wäre.
Ich atme einmal tief durch, dann mache ich reinen Tisch: »Ähm, eigentlich gehe ich heute auch aus.«
Tamra wirbelt herum.
»Wirklich?«, fragt Mum, verschränkt die Arme und kommt ins Zimmer. »Mit wem?« In ihrer Stimme ist deutlich ein Hoffnungsschimmer zu hören, dass ihre schwierige Tochter womöglich einen Sinneswandel haben, sich einfügen und Freunde finden könnte.
»Mit Will.« Ich vermeide absichtlich das Wort
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