Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
»Verabredung« – wozu Mum unnötig alarmieren?
»Will?«, mischt Tamra sich ein. »Ist das nicht irgendwie … bescheuert ?«
Mum zieht die Augenbrauen zusammen, als konzentriere sie sich. »War er nicht der Grund, weshalb dich diese Mädchen auf dem Klo angegriffen haben?« Anscheinend hat Tamra Mum eingeweiht. »Der Junge, der dich dazu bringt …?«
Mich zu verwandeln! Nicht einmal aussprechen kann sie es, als wäre es etwas Schmutziges.
»Ich hab mich inzwischen unter Kontrolle«, schwindle ich. Immer noch besser, als Mum zu verraten, dass ich es nicht mehr verstecken muss.
Mums Blick wird hart. »Ich will nicht, dass du mit ihm ausgehst«, sagt sie rasch und dumpf.
»Ja, ich auch nicht«, flötet Tamra, als hätte sie mir irgendetwas zu sagen.
»Dich geht das gar nichts an!«, fahre ich sie an.
Jetzt dreht Tamra erst richtig auf – und ich bin mir sicher, es liegt daran, dass ich sie angelogen habe, als sie nach Will gefragt hat. Wahrscheinlich hätte ich ihr schon da die Wahrheit sagen sollen. »Er hat uns nichts als Ärger gebracht –«
Wütend falle ich ihr ins Wort: »Er ist der einzige Grund, weshalb ich nicht schon längst von hier abgehauen bin! Der einzige Grund, weshalb ich bleiben will! Du solltest dankbar dafür sein, dass ich ihn getroffen habe!« Das stimmt zwar nicht ganz, weil Mum und Tamra immerhin auch einen gewissen Anteil an meinem Entschluss haben, aber ich bin viel zu wütend, um das jetzt zuzugeben.
Mum fährt zusammen und blinzelt verdattert. Jegliche Farbe weicht ihr aus dem Gesicht.
»Jacinda.« Sie haucht meinen Namen, als hätte ich etwas Furchtbares gesagt und etwas sogar noch Schlimmeres getan.
»Was denn? Meinst du, ich hätte nicht darüber nachgedacht, einfach wegzulaufen? Bevor ich Will getroffen habe, ging es mir dreckig! Ohne ihn würde ich es hier keinen einzigen Tag aushalten!«
Tamra grunzt voller Abscheu und wendet sich wieder ihrem Schrank zu.
Mum schweigt. Sie wirkt blass und verängstigt. Ich sehe förmlich, wie es in ihr arbeitet, während sie nachdenkt. Ich blicke ihr in die Augen und versuche, ihr klarzumachen, dass alles besser, dass alles gut wird, solange ich nur Will habe.
Traurig und bedauernd schüttelt sie den Kopf: »Es ist zu gefährlich für dich, mit ihm zusammen zu sein.«
Wenn sie wüsste, wie gefährlich.
»Fein!«, sage ich trotzig und werfe die Hände dramatisch in die Höhe. »Sperr mich ein und halte die ganze böse Welt von mir fern, warum nicht? Am besten, du unterrichtest mich zu Hause! – Meinst du vielleicht, ein anderer Junge würde meinen Draki nicht wecken, wenn ich ihn mag … wenn ich ihn attraktiv finde?« Ich glaube tatsächlich, dass das nicht der Fall wäre, hüte mich aber, es auszusprechen. Nur Will hat diese Wirkung auf mich – er hat irgendetwas Besonderes an sich. Etwas, was mich im tiefsten Innern berührt. Kein anderer Junge könnte je diese Reaktion bei mir auslösen.
Mum schüttelt noch immer den Kopf. »Jacinda, du weißt doch selbst …«
»Soll ich vielleicht mit jemandem ausgehen, den ich total eklig finde, nur um auf Nummer sicher zu gehen? Oder mich für den Rest meines Lebens zu Hause einsperren?«
»Natürlich nicht«, sagt sie schnell. »Aber vielleicht solltest du dir mit dem Ausgehen noch ein wenig Zeit lassen, bis dein Draki …«
»Tot ist?«, beende ich den Satz für sie. »Schon klar!« Mit großer Geste werfe ich die Hände in die Luft. »Schließlich ist das ja das große Ereignis, auf das ihr schon so sehnlich wartet! Der Tag, an dem ihr mich endlich menschlich nennen könnt.«
Und das schmerzt – wie eine Wunde, die einfach nicht verheilen will und immer wieder aufreißt und blutet. Die Gewissheit, dass ich nicht bin, was Mum will – dass ich jemand anders werden muss, um ihr Wohlwollen zu ernten.
Tränen schießen mir in die Augen, weil das alles so unglaublich unfair ist. Ich schnappe nach Luft. »Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass mein Draki vielleicht nicht stirbt? Dass es nicht nur ein überflüssiger Teil von mir ist, den man so einfach abtöten kann? Dass es alles ist, was mich ausmacht, und zwar für immer und ewig? Dass ich nun mal so bin!« Ich lege eine gespreizte Hand auf mein Herz. »Ich weiß, dass du glaubst, mein Draki wird mit der Zeit eingehen. Aber ich bin ein Feuerdraki, schon vergessen? Vielleicht ist es bei mir anders! Wir wissen doch gar nichts über Feuerdrakis!«
Mum schüttelt nur weiter den Kopf, sie sieht müde aus, alt und ein wenig
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