Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
ängstlich. »Du wirst nicht mit ihm ausgehen.«
Ich balle meine Hände so fest zu Fäusten, dass mir die Knochen wehtun. »Das kannst du nicht machen!«
»Was? Deine Mutter sein?«, fährt sie mich an und nun sind ihre Bernsteinaugen wieder voller Leben. »Das wird nie aufhören, Jacinda. Finde dich damit ab!«
Natürlich weiß ich, dass sie recht hat – sie liebt mich und will nur das Beste für mich. Sie will mich schützen. Grimmig verschränke ich die Arme und presse die Lippen aufeinander. Ich habe meine Entscheidung getroffen.
Kurz bevor Will mich abholen wollte, klettere ich aus dem Fenster und schließe es leise hinter mir.
Mum ist in der Küche, wo sie etwas zu trinken und zu knabbern für den Film vorbereitet, den wir zusammen schauen wollen. Es duftet nach buttrigem Popcorn und die in der Pfanne explodierenden Maiskörner übertönen alle Geräusche, die ich mache.
Als Tamra vor einer halben Stunde gegangen ist, war sie noch immer sauer auf mich. Sie hat mir nicht mal eine gute Nacht gewünscht.
Während ich um den Pool jogge, entdecke ich Mrs Hennessey, die aus dem Fenster schaut. Hinter ihr schimmert das blaue Licht ihres Fernsehers. Ich winke ihr zu und hoffe, nicht zu sehr wie ein Gefangener auf der Flucht zu wirken. Während ich weiterhetze, gerate ich ganz schön außer Puste.
Will ist schon da und steigt gerade aus seinem Landrover, der am Gehsteig parkt. Als er mich sieht, entspannt sich seine Miene und ein Lächeln erscheint auf seinen Lippen. »Hey. Ich wollte gerade reinkommen …«
»Schon okay. Lass uns einfach fahren.« Ich klettere völlig außer Atem auf den Sitz.
Will steigt wieder ins Auto und wirft mir einen fragenden Blick zu. Ungeduldig trommele ich mit den Fingern auf den Beinen.
»Ist alles in Ordnung? Ich wollte eigentlich deine Mum kennenlernen …«
»Ist heute kein so guter Zeitpunkt.« Ich blicke zum Haus, sehe aber zum Glück kein Anzeichen von Mum. »Lass uns einfach hier abhauen.«
Langsam und verunsichert nickt er. »Na schön.«
Ich merke, dass er nicht besonders erfreut ist – er möchte so gerne wie ein richtiger Freund auftreten. Und ich wünschte, ich könnte ihn einfach machen lassen, aber ich weiß, dass er bei meiner Mutter nicht punkten kann. Noch nicht.
»Ich hab dich vermisst«, sage ich und hoffe, dass ihn das aufmuntert. »Der Tag war ewig lang ohne dich!«
Er lacht. »Ich hab dich auch vermisst. Du weißt, ich hätte die Schule schwänzen können. Aber du wolltest ja, dass –«
»Ich weiß, ich weiß. Aber das sollst du meinetwegen nicht mehr machen.«
»Na ja, das wird auch nicht mehr nötig sein. Am Montag kommst du ja zurück.«
Damit startet er den Motor und fährt los. Ich seufze erleichtert auf, als wir endlich wegfahren.
Ich starre in die Nacht hinaus und bin ganz fasziniert von den vielen Lichtern des Gegenverkehrs, die die Dunkelheit durchbrechen. Meine Gedanken schweifen von Mum zu Cassian, der wahrscheinlich ganz in der Nähe ist. Hoffentlich nicht zu nah.
Ich versichere mir selbst, dass er sein Wort halten und im Hintergrund bleiben wird, auch wenn er mich mit einem anderen Jungen sieht. Aber hundertprozentig überzeugt bin ich nicht.
Nervös werfe ich einen Blick über die Schulter und bemerke das Auto, das dicht hinter uns fährt. Leider ist es unmöglich, den Fahrer zu erkennen – ich kann nicht sagen, ob es Cassian ist. Einen Moment später überholt uns der Wagen und rast davon.
»Warum nur habe ich das Gefühl, dich zu entführen? Sollte ich im Rückspiegel nach Blaulichtern Ausschau halten?«
»Ich bin aus freiem Willen mitgekommen!« Ich zwinge mich zu einem Grinsen und steige auf seine Blödelei ein. »Ich glaube, dafür kann man dich nicht ins Gefängnis sperren.«
»Na klasse! Das glaubst du also. Wie ermutigend!« Er zwinkert mir zu. »Ich meine, immerhin bin ich schon achtzehn.«
»Achtzehn? Aber du gehst doch erst in die Zehnte.«
Ein peinlich berührter Ausdruck huscht über sein Gesicht. »Vor ein paar Jahren hab ich eine Menge Unterricht verpasst. Genau genommen die halbe siebte und die ganze achte Klasse. Ich war ziemlich krank.«
»Krank?«, wiederhole ich und mit einem Mal wird mir wieder schmerzlich bewusst, dass er sterblich ist. Xander hatte kurz erwähnt, dass Will krank war, aber ich hätte nie gedacht, dass es etwas Ernstes gewesen sein könnte.
»Und was hattest du? Ich meine, was …«
Er zuckt mit den Schultern, als wäre es nichts Dramatisches, aber er sieht mich nicht an.
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