Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
Morgen Abend wird Tamra sowieso alles herausfinden, wenn Will mich zu unserem ersten Date abholt.
»Eigentlich stehe ich jetzt auf jemand anderen«, sagt Tamra, bevor ich auch nur die Chance habe, etwas zu erwidern.
Ich schaue sie an. »Ach ja? Hast du deinen Prinzen etwa gefunden?«
»Kann schon sein.« Sie nickt, ohne näher darauf einzugehen, und ich dränge sie nicht. Tamra würde mir ohnehin nie mehr erzählen, als sie will. Was das angeht, sind wir uns sehr ähnlich. Wir haben schon immer die Dinge voreinander verborgen, die der anderen nicht gefallen würden. Das Problem dabei ist nur, dass wir uns so gut kennen, dass es schwer ist, überhaupt etwas verborgen zu halten.
Eine Weile betrachte ich sie mit geöffneten Lippen, bereit, dieser Gewohnheit ein Ende zu bereiten, aber ich bringe kein Wort heraus. Einige Marotten sind nur schwer loszuwerden. Noch schaffe ich es nicht, Tamra von Will zu erzählen. Es ist mein kleines zärtliches Geheimnis, an das mein Herz sich schmiegt, ein wundervoller Schmetterling, den ich einfangen konnte und nun vorsichtig in meinen gewölbten Handflächen halte.
Sie wird noch früh genug davon erfahren. Für den Augenblick halte ich meinen süßen Schmetterling ganz nah bei mir und versuche, ihn nicht zu zerquetschen.
Am nächsten Tag taucht Will nicht wie gewohnt auf.
Kein Wunder – er hat mir erzählt, dass er heute zur Schule gehen will. Ich habe ihn nämlich so lange gedrängt, bis er es schließlich versprochen hat. Denn ich will nicht, dass er meinetwegen Ärger bekommt oder sogar fliegt, und ich will nicht schon wieder die Aufmerksamkeit seiner Familie auf mich lenken.
Allerdings hatte er mir schon mehrmals versprochen, zur Schule zu gehen, und ist dann doch aufgekreuzt. Und deshalb bin ich ein bisschen enttäuscht, dass er diesmal tatsächlich nicht kommt. Auch wenn Will und ich heute Abend eine Verabredung haben, bedeutet das endlos lange Stunden ohne ihn.
Für ein paar Stunden statte ich Mrs Hennessey einen Besuch ab. Wir sehen ein bisschen fern, bevor sie ihr Nachmittagsschläfchen hält und ich wieder zurück ins Gartenhaus gehe, um auf meinem Bett Hausaufgaben zu machen. Immerhin will ich nicht zu viel verpassen. Ich erledige Chemie im Eiltempo und mache mich dann an Geometrie – quadratische Funktionen. Das habe ich schon vor zwei Jahren gelernt, weshalb mir die Aufgaben leichtfallen. Ich arbeite eine nach der anderen durch, als ich es plötzlich höre.
Ein leises Klicken.
Das Knarren einer Diele.
Auf der Stelle meldet sich meine Haut zu Wort, kribbelt und bibbert vor Aufregung. Will! Ich lege meinen Stift zur Seite und setze mich auf, während ich mir hastig das Haar zurechtzupfe.
»Hallo? Mum?« Mum kann es gar nicht sein, aber ich frage trotzdem – nur für alle Fälle.
Stille. Schweigen.
»Mrs Hennessey?«
Schließlich stehe ich auf, trete an meine Zimmertür und blicke ins Wohnzimmer. Die Haustür steht offen, Licht fällt herein und kleine Staubpartikel tanzen in den Sonnenstrahlen. Direkt dahinter sehe ich den Pool, der so kräftig blau strahlt, dass es mir in den Augen wehtut.
»Will?«, riskiere ich die Frage und höre den Hoffnungsschimmer in meiner Stimme.
Ich gehe weiter und werfe einen raschen Blick in die leere Küche – nur falls er da ist, um uns beiden einen kleinen Snack zuzubereiten, wie er es die letzten Tage immer getan hat. Aber da ist niemand. Ich öffne die Haustür und stecke den Kopf ins Freie, kann ihn aber nirgends entdecken.
Meine Lippen zucken enttäuscht – kein Will.
Langsam schließe ich die Tür und stelle diesmal sicher, dass sie auch wirklich ins Schloss einrastet. Noch immer kribbelt mein ganzer Leib, meine Haut ist unruhig, voller Energie – dieselbe Energie, die ich in Wills Nähe spüre. Doch Will würde mir antworten.
Während ich gebannt auf die Tür starre, rubble ich mir über die Arme und versuche, die Gänsehaut loszuwerden, die sich trotz meiner Körpertemperatur gebildet hat. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, verriegle ich die Haustür. Die Stille im Raum wirkt dick und drückend, es ist viel zu ruhig.
Hitze durchströmt mich und wärmt meine Haut unangenehm auf. Eine Runde im Pool könnte helfen. Mit einer Hand schon am Kragen meines T-Shirts, drehe ich mich um, um mir meinen Badeanzug zu holen. Und fange an zu schreien.
28
» H allo, Jacinda.«
Seine tiefe Stimme lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Mir war klar, dass dieser Augenblick kommen würde, aber deshalb bin ich
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