Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
oder?« Und da ist sie wieder, die alte Wunde.
»Das hat dich all die Jahre doch auch nicht davon abgehalten, ihn haben zu wollen.«
»Cassian könnte nie mit einer kaputten Draki zusammen sein. Sein Vater würde das nie erlauben, das war mir von Anfang an klar.«
Tatsächlich? Warum kam sie mir dann immer so wütend und verletzt vor? Warum hat sie ihn dann all die Jahre mit Blicken verfolgt, egal, wohin er auch ging, wenn sie die Situation angeblich verstanden hat?
»Ihr wart immer enge Freunde«, erinnere ich sie.
»Das waren wir alle drei. Und wennschon?«
»Ich stand ihm nie so nah wie du.«
Sie seufzt. »Das ist schon eine Ewigkeit her. Damals waren wir noch Kinder, Jace.« Kopfschüttelnd blickt sie mich an. »Was willst du damit eigentlich erreichen? Meinst du ernsthaft, du könntest mir einreden, dass ich bei Cassian Chancen hätte? Dass ich für ihn zurückkehren sollte? Mann, du musst echt verzweifelt sein, wenn du glaubst, ich wäre blöd genug, darauf reinzufallen.«
Schamröte steigt mir ins Gesicht. »Mir geht es nur nicht in den Kopf, dass du ihn völlig vergessen hast.«
In ihren Augen blitzt es und ihre Stimme zittert vor Aufregung. »Wäre es dir lieber, wenn ich mich weiter selbst belüge? Wir könnten nie zusammen sein. Das Rudel würde das nicht erlauben – Cassian würde es nicht erlauben. Ich fange hier ein neues Leben an.« Ihre Augen werden hart. »Ich habe meinen Stolz, Jacinda. Ich werde nicht zulassen, dass eine lächerliche Kindheitsliebe mir mein Leben ruiniert. Also können wir bitte das Thema wechseln?«
Ich überhöre ihre Bitte und spreche etwas an, was ich schon lange nicht mehr auf den Tisch gebracht habe – bisher hatte ich mich nicht getraut, weil ich meiner Schwester keine falschen Hoffnungen machen wollte. »Was, wenn du die Hoffnung zu früh aufgegeben hast?«
Wütend blitzt sie mich an. »Lass das, hörst du? Wenn ich mich verwandeln könnte, dann hätte ich es längst getan.«
Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht bist du ja nur ein Spätzünder. Nidia hat sich auch erst spät ver–«
»Mit dreizehn ist man ein Spätzünder, aber doch nicht in meinem Alter! Also, können wir es damit auf sich beruhen lassen, ja? Ich will nicht mehr über das Rudel reden!«
»Okay. Ist ja gut«, sage ich und wende mich meinen Beinen zu, die schon wieder trocken sind.
Heftig und aufgebracht schüttle ich den Kopf und massiere die Creme fester und tiefer in die Haut. Es ist eine geruchsneutrale Lotion – ich ertrage die ganzen Düfte nicht, die ich in der Menschenwelt andauernd einatme.
Ich fühle mich bereits verändert – es funktioniert. Mum bekommt ihren Willen. Der Draki in mir siecht dahin. Stirbt in dieser Wüste.
Außer in der Nähe von Will.
Meine Finger werden langsamer und halten schließlich inne. Hoffnung blüht in meiner Brust auf. Außer in der Nähe von Will. Wenn ich bei ihm bin, wird mein Draki lebendig. Will. Natürlich bedeutet auch das ein Risiko. Aber zurzeit gehört das Risiko zu meinem Leben wie die Luft zum Atmen. Es ist allgegenwärtig. Mein Leben ist weit davon entfernt, sicher zu sein – egal, wie sehr sich Mum an diese fixe Idee klammert.
9
I ch folge der Schar Mädchen zur Turnhalle und bemühe mich, gesunden Abstand zu dem Gedrängel zu halten. Das alles ist so erdrückend: die fremden Gerüche, der Lärm, die engen Räume und die verbrauchte, abgestandene Luft. Das Dribbeln von Bällen erfüllt die Flure und der Holzboden verstärkt das Echo noch, sodass der Krach immer lauter wird, je mehr wir uns den Flügeltüren zur Sporthalle nähern.
»Anscheinend trainieren wir heute mit den Jungs«, sagt Catherine, als wir in die saure, schweißgetränkte Luft treten.
Wieder überkommt mich dieses Gefühl und sofort weiß ich, dass er hier ist. Dann erblicke ich Will auf der anderen Seite und sehe zu, wie er leicht vom Boden abfedert und einen Dreipunktewurf landet. Noch bevor der Ball den Korb wieder verlässt, sieht Will mich an. Die inzwischen vertraute Hitze steigt in mir hoch und erwärmt mein Gesicht.
»Jungs hierher, Mädchen da rüber!« Einer der Sportlehrer bläst in seine Trillerpfeife und zeigt auf unterschiedliche Seiten des Platzes.
»Igitt, die lange gefürchtete Basketballstunde!«, jammert Catherine. »Lieber würde ich noch mehr Bahnen laufen.«
Wir stellen uns an, um Freiwürfe zu üben. In der Mitte der Halle trifft das Ende der Mädchenschlange auf das Ende der Jungsschlange.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Will
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