Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
er sie runterlassen soll. Ich habe immer nur versucht, mich nicht abhängen zu lassen. Bis ich es plötzlich nicht mehr nötig hatte.
Nachdem Cassian sich das erste Mal verwandelte, hat er uns beide einfach links liegen lassen. Keines Blickes hat er mich mehr gewürdigt, bis zu dem Tag, als mein Draki zum Vorschein kam. Und Tamra …? Nun ja, dass sie so durch und durch Mensch ist, hat ihr Schicksal besiegelt. Sie wurde von Cassian vergessen.
Sicher. Ein Wort, das Mum besonders gern benutzt. Sicherheit bedeutet ihr alles – und hat mir all das hier eingebrockt: das Rudel zu verlassen, meinen inneren Draki zu töten, den Jungen zu meiden, der mir das Leben gerettet hat – den Jungen, der meinen Draki inmitten dieser sengenden Wüstenglut wiedererweckt hat, den einen, den ich so gerne kennenlernen will.
Warum kann sie das nicht verstehen? Was nutzt mir alle Sicherheit der Welt, wenn ich innerlich tot bin?
8
M rs Hennessey beobachtet uns durch ihre Jalousien. Anscheinend hat sie schon auf uns gewartet. Vorsichtig betreten wir das Grundstück durch den Hintereingang und geben acht, dass wir das Gartentor nicht zu laut einrasten lassen.
Und trotzdem, so leise wir auch sind, steht sie schon bereit und spioniert uns nach. Seit wir eingezogen sind, hat sie das schon oft getan, als wolle sie sichergehen, dass sie ihr Poolhaus nicht an eine Familie von Verbrechern vermietet hat.
Offensichtlich bin ich nicht die Einzige, der das auffällt. »Sie beobachtet uns«, zischt Tamra. »Schon wieder!«
»Schau nicht hin!«, befiehlt Mum. »Und sprich leise.«
Tamra gehorcht und flüstert: »Findet ihr es nicht auch irgendwie gruselig, im Garten von so einer komischen alten Tussi zu hausen?«
»Es ist eine schöne Gegend. Und das Beste, das wir uns leisten können«, gebe ich zu bedenken.
Im Gänsemarsch gehen wir um den Pool herum, Mum vorneweg, die eine kleine Einkaufstüte voll Lebensmittel auf der Hüfte balanciert. Ich bin die Letzte. Ich schaue in das himmelblaue Schwimmbecken und betrachte mein waberndes Spiegelbild, während mir der scharfe Gestank von Chemikalien in die Nase dringt.
Trotzdem wirkt das Wasser einladend in dieser trockenen, ausdörrenden Hitze. Wir haben nicht einmal eine Wanne, nur eine kleine Dusche. Vielleicht kann ich ja später heimlich eine Runde schwimmen gehen – Regeln zu befolgen lag mir noch nie besonders.
Tamra ist schlecht gelaunt. »Hoffentlich schnüffelt sie nicht in unseren Sachen herum, während wir weg sind.«
Was für Sachen? Als hätten wir in unserer Hast großartig was mitnehmen können – nur Kleidung und ein paar wenige persönliche Dinge. Unsere Edelsteine wird diese Frau kaum finden können. Nicht einmal ich habe sie bisher gefunden – und ich habe schon das halbe Haus umgekrempelt, während Mum auf Jobsuche war. So gerne wollte ich sie sehen, nur ein Mal berühren und dieses belebende Gefühl spüren, wenn ich sie in die Hand nehme.
Mum sperrt die Tür auf und Tamra folgt ihr nach drinnen. Ich halte inne und sehe mich noch einmal um – um festzustellen, dass Mrs Hennessey uns noch immer nicht aus den Augen lässt. Als sie bemerkt, dass ich sie sehen kann, schließen sich die Jalousien plötzlich. Ich wende mich um und betrete das muffige Gartenhaus – wann sie wohl schlafen geht?
Das Wasser im Pool schreit förmlich nach mir. Und zumindest für den Moment ist es greifbarer als der Himmel.
Während Tamra und ich das Geschirr spülen, zieht Mum sich für die Arbeit um. Die winzige Küche duftet nach Butter und Käse. Mums Makkaroni mit fünf verschiedenen Käsesorten und einer einzigartigen Kräutermischung sind meine Leibspeise! Sonst ist sie nicht unbedingt eine geniale Köchin, aber sie ist eine Verdadraki – war , meine ich.
Verdadrakis wissen einfach alles über Kräuter, vor allem, wie man sie am besten beim Kochen und für Medizin einsetzt. Mum schafft es, aus dem langweiligsten Rezept ein Festmahl zu zaubern, genauso wie sie weiß, wie man eine Paste anrührt, die einen Pickel über Nacht verschwinden lässt oder Gift aus einer Wunde zieht.
Das Abendessen heute hat sie allein mir zuliebe gemacht.
Sie bemüht sich, mir eine Freude zu machen – ich schätze, ich tue ihr leid. Um mich macht Mum sich Sorgen, sie will, dass ich mich hier wohlfühle. Was Tamra angeht, besteht in der Hinsicht kein Zweifel, sie hätte das Rudel am liebsten schon vor Jahren verlassen.
Das Essen war gut, richtig lecker. Es schmeckte nach zu Hause. Und jetzt ist mein Magen
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