Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
davon.
»Trainingsspiel über den halben Platz«, murmelt Will und sieht nicht besonders glücklich aus, als er mitbekommt, dass die Lehrer bereits die Trikots austeilen. »Das besprechen wir später in der Freistunde, okay?«
Ich nicke, mein Brustkorb fühlt sich unangenehm eng an, das Atmen fällt mir schwer. Siebte Stunde also – nur ein paar Stunden, um mich dafür oder dagegen zu entscheiden, mit einem Jäger auszugehen. Eigentlich sollte die Wahl leicht sein, offensichtlich, aber mir tut schon jetzt der Kopf weh. Ich habe die leise Ahnung, dass von nun an nichts mehr leicht sein wird.
Catherine hat mir in der Mittagspause einen Platz freigehalten. Ich setze mich ihr und einem Jungen gegenüber – anscheinend eine der drei weiteren Personen, mit denen Catherine bisher in der Schule gesprochen hat.
Sie stellt uns vor. Brendan ist die reinste Bohnenstange und hat einen ausgeprägten, auf und ab hüpfenden Adamsapfel. Er knabbert an einem Erdnussbuttersandwich herum, das er mit seinen riesigen Händen umklammert hält, als fürchte er, jemand könne es ihm stibitzen.
»Hey«, sagt er leise, beinahe unhörbar. Seine braunen Augen blicken fahrig umher und sehen mich nie lange an – eigentlich niemanden, abgesehen von Catherine.
»Hi«, gebe ich zurück und halte dann nach meiner Schwester Ausschau. Die Gesichter, die sich mir neugierig zuwenden, ignoriere ich – wie ich es schon den ganzen Tag über getan habe.
Ich entdecke Tamra auf der anderen Seite der überfüllten Cafeteria. Ein Tablett in der Hand, steht sie neben einem anderen Mädchen. Sie sieht so unglaublich selbstbewusst aus, so zuversichtlich. Ganz anders als früher.
Ich rutsche unruhig auf meinem Stuhl herum und klemme mir eine widerspenstige Locke hinters Ohr. Während ich Tamra weiter beobachte, kratze ich mich verzweifelt am Arm und ziehe eine Grimasse, als es plötzlich wehtut. Ich blicke auf meine rote, entzündete Haut – den ganzen Tag lang geht das schon so. Ich fühle mich unwohl und sogar ein bisschen krank. Die Schmetterlinge in meinem Bauch gehören eindeutig nicht zur freundlichen Variante. Abgesehen von denen vorhin im Sportunterricht. Da ging es mir gut – als Will da war.
In dem Moment blickt Tamra zu mir herüber. Als sie sieht, dass ich nicht allein bin, wirkt sie erleichtert. Jetzt kann sie sich ohne Gewissensbisse zu ihren neuen Freunden setzen. Sie nickt mir zu und gesellt sich zu einer Gruppe hübscher, modischer Teenager – ohne jeden Zweifel die Crème de la Crème der Chaparral Highschool. Selbstverständlich ist auch Brooklyn unter ihnen.
Heute in der dritten Stunde hat sich alles bestätigt, was Catherine mir über Brooklyn erzählt hat. Anscheinend hatte sie tatsächlich Wind davon gekriegt, dass Will sich gestern neben mich gesetzt hat, und war nicht sonderlich begeistert davon. Wann immer Mrs Schulz sich zur Tafel wandte, fuhr Brooklyn in ihrem Stuhl herum, um mich mit Blicken zu töten. Ich frage mich, ob sie schon weiß, dass Will sich in Sport mit mir unterhalten hat.
Vermutlich hätten sich die meisten Mädchen von Brooklyns Killerblicken einschüchtern lassen, aber an mir prallen sie ab. Ich hab ganz andere Probleme.
Seit dem Sportunterricht habe ich Will nicht mehr gesehen, was eine Erleichterung ist, weil ich noch immer nicht weiß, ob ich mich mit ihm verabreden soll. Schön, in seiner Nähe geht es meinem Draki gut und das ist im Moment das Wichtigste. Ich will alles dransetzen, um ihn am Leben zu halten, damit ich bald wieder zum Rudel zurückkehren kann. Doch Will ist eigentlich der Inbegriff dessen, was ich meiden sollte. Für einen Draki bedeutet er den Tod! Ganz schön ironisch, was? Um meinen Draki vor dem Tod zu retten, muss ich mich in die Nähe seines Todfeinds begeben.
Ich schaue mich in der Kantine um, kann Will aber nirgends sehen. Es gibt mir einen Stich ins Herz, was mich sofort wütend macht. Verwirrt. Aufgewühlt nestle ich an einer Packung Ketchup herum.
Wenigstens seine Cousins sind mir heute erspart geblieben. Was die beiden angeht, steht mein Urteil fest – ich muss ihnen auf jeden Fall aus dem Weg gehen. Xander mit seinen heimtückischen Augen und Angus mit dem fiesen Grinsen. Keine Ahnung, wie ich damit klarkommen würde, wenn Tamra bei ihnen am Tisch säße. Brooklyn ist eine Sache, aber die sind noch mal eine ganz andere Liga.
»Deine Schwester hat sich ja schnell eingelebt. Man hat fast das Gefühl, sie hätte schon immer zu der Clique gehört«, stellt Catherine
Weitere Kostenlose Bücher