Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
auf den Rücken, die Hände weit nach beiden Seiten ausgestreckt, die Handflächen geöffnet. Völlig schlaff. Das Klopfen meines Herzens wird zu einem schwachen, dumpfen und angsterfüllten Pochen, das ich nur noch an meinen Handgelenken fühlen kann.
Der Boden unter mir ist still, keinen einzigen Edelstein spüre ich. Keine Energie. Unter dem Grasteppich liegt nur hartes, totes Erdreich.
Ich balle die Hände zu Fäusten und schlage einmal gegen den Boden, fest, doch er gibt nicht nach. Das Kissen aus Gras bedeckt schlafende Erde, die kein Herz hat.
Durch das feine Geäst starre ich nach oben in die schwarze Nacht über mir. Einen Moment lang schaffe ich es, mich selbst zu betrügen und so zu tun, als täte mir nicht alles weh. Als sei ich wieder zu Hause und würde durch die dichten Zweige der Kiefern blicken. Als umgebe mich nährender und kraftspendender Wald, der mich mit liebkosendem Griff behütet und bedeckt.
Az ist neben mir und gemeinsam beobachten wir den Himmel, reden, lachen, vergeuden keinen Gedanken an morgen. Eine Weile noch kann ich mich so ablenken und lächle wie ein Idiot in die Dunkelheit hinein, genieße dieses kleine Täuschungsspielchen, rufe Erinnerungen an die Zeit wach, in der alles noch einfach war und mein einziges Problemchen Cassians dunkler, lauernder Blick war.
Im Nachhinein erscheint mir das wie eine Lappalie, angesichts dieser Hölle.
12
S chließlich stehe ich auf und mache mich auf den Heimweg. Heim. Dieses Wort ist in keiner Weise tröstlich.
Ich komme nur langsam vorwärts. Alle Knochen tun mir weh, ich fühle mich, als hätte man mich verprügelt. Jeder Schritt wiegt wie Blei. Die Nacht ist still. Um diese Zeit fahren keine Autos durch das ruhige Wohngebiet. Schlurfend folge ich dem gewundenen Gehweg und sehe zu, wie meine Schuhe schwer, einer nach dem anderen, auf den Asphalt fallen, bis ich endlich in meine Straße einbiege.
Als ich schon fast bei Mrs Hennesseys Haus bin, blicke ich auf.
Am anderen Ende der Straße leuchten die Scheinwerfer eines Autos auf, das um die Ecke biegt. Ich drücke mich in die Schatten des Gehsteigs, so weit weg von der Straße wie möglich. Jetzt hat der Wagen schon fast Mrs Hennesseys Zaun erreicht, der Motor dröhnt leise.
Das Auto wird langsamer. Ich auch.
Darauf, dass mich so spät noch jemand hier draußen sieht, kann ich gut verzichten. Nicht auszudenken, was wieder los ist, wenn ein Freund von Mrs Hennessey oder ein anderer Nachbar meiner Mutter von meinem nächtlichen Ausflug erzählt.
Inzwischen kann ich erkennen, dass es kein Pkw ist. Vielleicht ein Geländewagen? Als er sich dem Gehsteig nähert, glänzt die Windschutzscheibe wie ein Spiegel. Ich bekomme eine Gänsehaut und mein Puls hämmert mir wie wild im Hals. Ich habe genug Krimiserien gesehen, um in Panik zu geraten. Und ich bin erfahren genug, um meinem Instinkt zu vertrauen.
Ich mache mich auf alles gefasst und werde so langsam, dass ich mich kaum noch vom Fleck bewege. Dann warte ich ab, beobachte und schätze mit einem raschen Blick die Situation ein. Ich versuche, ruhig zu bleiben, um mich nicht in einem Anflug von Furcht zu verwandeln, falls mir das überhaupt noch gelingt.
Dann sehe ich es: Auf dem Dach des Fahrzeugs sitzt ein Scheinwerfer. Jetzt wird mir alles klar.
Sie sind hier! Hier, wo ich wohne, und sie verfolgen mich. Irgendwie müssen sie die Wahrheit herausgefunden haben. Vielleicht hat Will mich doch erkannt und ist nun gekommen, um seinen Akt der Gnade damals in den Bergen rückgängig zu machen.
In diesem Augenblick sehen sie mich und sofort prescht der Landrover vorwärts, geradewegs auf mich zu.
Ich wirble herum und renne los.
Adrenalin flutet durch meine Adern, meine Übelkeit und Müdigkeit sind mit einem Schlag wie weggeblasen. Schon wieder jagt man mich! Nur bin ich diesmal in einer fremden Stadt, in einem Körper, den ich nicht länger kenne.
Früher hätte ich mich mit so viel Angst in mir sofort verwandelt. Diesem Instinkt können Drakis nicht widerstehen, dagegen sind wir hilflos. Dass ich noch immer an meiner menschlichen Form klebe, kann nur eins bedeuten – ich sterbe, werde immer schwächer.
Laut donnern meine Turnschuhe über den Asphalt des Gehsteigs, der Lärm füllt meinen ganzen Kopf aus, vermischt sich mit dem Rauschen des Bluts in meinen Ohren … das Motorbrüllen des beschleunigenden Landrovers ist schon unmittelbar hinter mir. Wie ein zum Leben erwachtes riesiges Monster.
Vor mir liegt die gerade Straße,
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