Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
– an seine ungeteilte Aufmerksamkeit für mich. Denke an die Nachricht, die er mir geschickt hat – es ergibt einfach keinen Sinn. Meine Hände zittern. Ich presse sie aufeinander und drücke fest zu. Es gibt keinen Grund, sich niedergeschlagen zu fühlen, immerhin habe ich die Entscheidung getroffen, ihm ab sofort aus dem Weg zu gehen. Es zu beenden, bevor es noch richtig angefangen hat.
Im selben Moment, als es zum Stundenanfang klingelt, lässt sich Catherine neben mir auf den Stuhl fallen. Ihre unbeschreiblich leuchtenden Augen wirken im harten Leuchtstofflicht des Klassenzimmers umso strahlender.
»Hey«, sagt sie, noch völlig außer Puste von ihrem Marathon vom Kunstflügel hierher. »Was ist los?« Dann wirft sie einen Blick über ihre Schulter und spricht sanft weiter. »Sind sie also wieder da. Oh … und hier kommt er schon.«
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Will an unserem Tisch vorbeigeht und unauffällig einen Zettel neben Catherines Ellbogen fallen lässt.
Sie fängt an zu grinsen. »Schätze mal, das ist für dich.«
Ich starre das Stück Papier an und zwinge mich, es nicht aufzuheben. »Ich will’s nicht. Zerreiß es einfach!«
Überrascht sieht sie mich an. »Ist das dein Ernst?«
Ich grapsche mir den Zettel und zerfetze ihn in winzig kleine Stücke, gerade als Will sich von Mr Henke einen Erlaubnisschein geben lässt. Als er sich abwendet, um das Zimmer zu verlassen, treffen sich einen Augenblick lang unsere Blicke. Er schaut auf den kleinen Haufen von Fetzen und ein Schatten verdüstert seine Miene. Es versetzt mir einen Stich ins Herz.
»Ooookay.« Catherine blickt von dem armseligen Häufchen Papier zu mir. »Das war dramatisch! Willst du mir verraten, was das zu bedeuten hat?«
Unfähig zu sprechen, schüttle ich den Kopf, schlage mein Chemiebuch auf, starre blind auf die Seite und versuche mir einzureden, dass ich froh bin, dass er mich ignoriert hat. Genau das war nötig, um mich an den Schwur zu erinnern, den ich mir gegeben habe – ihm nämlich aus dem Weg zu gehen! Ich bin froh darüber, dass ich seine Nachricht zerrissen habe. Und froh, dass er den Fetzenhaufen gesehen hat.
Heute Nacht, und zwar dringender als je zuvor, muss ich unbedingt fliegen. Ich muss es einfach versuchen. Verlassen kann ich mich einzig und allein auf mich selbst und das ist völlig ausreichend. Etwas anderes darf ich nicht glauben – immerhin hat es bisher auch immer gestimmt.
Später, in der Nacht, krieche ich unter meiner Bettdecke hervor und taste nach meinen Schuhen, die ich ans Fußende gestellt habe. Ich habe sie extra so platziert, damit ich sie leicht finden kann, weil ich nicht riskieren wollte, in der Dunkelheit herumzustöbern und womöglich Tamra zu wecken.
Um diese Zeit ist es stockfinster im Zimmer. Durch die Jalousien fällt kein einziger Lichtschimmer herein, vor allem Tamras Seite ist schwarz wie die Nacht. Hoffentlich ist es draußen genauso dunkel. Und bewölkt – Wolken und eine finstere Nacht sind die perfekte Deckung!
Ich greife mir meine Schuhe und schleiche mich aus dem Zimmer. Kurz zucke ich zusammen, als der Boden unter meinem Gewicht knarzt. Mit angehaltenem Atem gehe ich auf Zehenspitzen durchs Haus und wage es erst, auszuatmen, als ich sicher im Freien stehe.
In Mrs Hennesseys Haus brennt kein Licht und zum Glück fängt auch ihr nervöser kleiner Kläffer nicht an zu bellen, als ich das Gartentor leise öffne und hinter mir wieder schließe.
Auf der Straße hocke ich mich hin und streife mir Socken und Schuhe über. Während ich die Schnürsenkel binde, werfe ich einen prüfenden Blick zum Himmel: Vollmond und keine Wolke in Sicht. Das ist Pech, aber nicht genug, um meinen Entschluss zu ändern.
Ich laufe Richtung Golfplatz, wo ich schon ein paarmal gewesen bin, und rede mir ein, dass es diesmal bestimmt anders abläuft. Es wird bestimmt ganz leicht werden, mich zu verwandeln. Dann werde ich mich in die Lüfte erheben und sie durchpflügen, wie früher immer. Weil es meine Bestimmung ist!
Die fünf Meilen bis zu meinem Ziel schaffe ich in einer passablen Zeit. Wie ein grellgrünes, wogendes Meer erhebt sich vor mir der Golfparcours, ein krasser Gegensatz zu der übrigen Wüsten- und Felsenlandschaft zu allen anderen Seiten.
Nachdem ich mich noch einmal prüfend umgesehen habe, laufe ich hinein in diese Welt aus lebendigem, blühendem Grün, die seit der Flucht aus unseren Bergen einer normalen Vegetation noch am nächsten kommt. Abgesehen von der Hitze
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