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Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Titel: Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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weil er kein Zuhause hat.
    Plötzlich muss ich frösteln. Ich ziehe mir die Bettdecke bis ans Kinn und versuche, mich aufzuwärmen. Nachdem ich mich so fest wie möglich zu einer Kugel zusammengerollt habe, schließe ich beide Augen und bemühe mich, das Krächzen auszublenden.
    Ich spüre, wie Mum mir einen Kuss auf die Wange drückt und mir das Haar aus der Stirn streift, wie sie es immer getan hat, als ich noch klein war. Im Zimmer ist es dunkel. Noch ist der Morgen nicht angebrochen und nur aus der Küche dringt ein schwacher Lichtschein.
    Nach ihrer Nachtschicht muss Mum noch einmal heimgekommen sein, um ihren Koffer zu holen. Der Bernstein! Als er mir wieder einfällt, versetzt es mir einen Stich ins Herz.
    In der Luft liegt das nussig-bittere Aroma von Kaffee. Mum wird ihn brauchen, wenn sie die lange Fahrt über wach bleiben will. Wo sie auch hinwill, es kann nicht in der Nähe sein und sie hat die ganze Nacht gearbeitet.
    »Sei schön brav«, flüstert sie mir ins Ohr, als sei ich wieder sechs Jahre alt. Früher hat sie das jeden Morgen zu uns gesagt, bevor wir zur Schule gingen. »Ich hab dich lieb.« Ja, auch das hat sie damals immer gesagt.
    Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich zu, wie Mums Schatten zu Tamras Bett hinüberhuscht, die noch immer fest schläft. Ich höre, wie Mum ihr einen Kuss auf die Wange drückt und auch ihr ein paar Worte zuflüstert.
    Dann ist Mum verschwunden – losgezogen, um das Erbe unserer Familie zu verkaufen.
    Das Licht in der Küche geht aus, verlischt wie ein ausgepustetes Streichholz und ich höre, wie Mum die Haustür hinter sich ins Schloss zieht. Mit Mühe und Not unterdrücke ich den Wunsch, aus dem Haus zu stürzen, mich ihr in den Weg zu werfen und darum zu betteln, dass sie mich doch bitte ansieht und auch den Teil von mir liebt, den sie an sich selbst nie akzeptieren konnte!
    Tamra bewegt sich in ihrem Bett, bevor sie wieder in den Schlaf und süßes Vergessen hinübergleitet.
    Dann ist alles still, wie auf einem Begräbnis. Nur ich bin wach. Wachsam. Und mir blutet das Herz.

22
    W ir stürmen zur Tür hinaus und eilen über den Kiesweg, der um den Pool herumführt. Ohne Mum, die uns antreibt und ermahnt, sind wir spät dran. Schon wieder.
    Letzte Nacht hat sie uns am Telefon versprochen, dass sie rechtzeitig zurück sein wird, um uns heute Nachmittag von der Schule abzuholen. Wenigstens müssen wir dann nicht mehr den Bus nehmen! Ich hasse den Geruch darin – die erstickenden Abgase, die immer wieder ihren Weg ins Wageninnere finden.
    Aus Mrs   Hennesseys Haus tönt laut der Fernseher und ich sehe, wie die Jalousien kurz auseinandergedrückt werden. Ein roter Fingernagel, von dem der Lack abblättert, hält eine der Lamellen nach unten. Jetzt, wo Mum sie gebeten hat, auf uns aufzupassen, hat Mrs   Hennessey endlich die offizielle Erlaubnis, uns nachzuspionieren.
    Tamra läuft schnellen Schrittes vor mir her. Sie hat es immer eilig, zur Schule zu kommen, aber heute ganz besonders. Heute findet die Auswahl für die Cheerleader statt.
    Nach dem Unterricht werde ich sie begleiten, zusehen und klatschen – meine Unterstützung zur Schau stellen. Auch wenn ich schon Pläne schmiede, all das hinter mir zu lassen. Ein unangenehmer Kloß bildet sich in meinem Hals – vielleicht werde ich sogar sie hinter mir lassen.
    Wenn die Zeit gekommen ist, hoffe ich, dass wir drei zusammen zu dem neuen Rudel ziehen, aber mir ist klar, dass Mum und Tamra wahrscheinlich hierbleiben wollen. Trotzdem ist es eine Chance, die ich ergreifen muss – ebenso wie ich es riskieren muss, fortzugehen, um ein Rudel zu finden, das mich aufnimmt und nicht sofort in Stücke reißt, bevor ich ihnen meine Geschichte erklären kann.
    Als wir durch das Gartentor gehen, gönne ich mir einen Schluck aus meiner Thermostasse. Für gewöhnlich lässt uns Mum keinen Kaffee trinken – aber sie ist ja nicht hier.
    Plötzlich bleibt Tamra wie angewurzelt vor mir stehen und lässt ihren Muffin fallen, von dem sie gerade erst einmal abgebissen hat. Ich fluche, als ich in sie hineinrenne und mir heißen Kaffee über die Finger schütte.
    »Was soll das denn?!«
    »Jacinda.« Sie spuckt meinen Namen aus, wie sie es sonst immer tut, wenn ich sie mit irgendwas mächtig auf die Palme gebracht habe. Wenn ich zum Beispiel ihr sorgfältig bestrichenes Butterbrötchen klaue. Oder den Saft stibitze, den sie sich eben eingeschenkt hat. Oder ihre Socken gegen ein Paar von meinen austausche, die üblicherweise nicht

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