Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
werden noch stärker werden, wenn wir eine Wächterin und eine Feuerspeierin zu uns zählen können.«
Ich spüre, wie mein Gesicht bei der Vorstellung von mir und Corbin als Paar starr vor Schock wird, und ich muss zugeben, dass Cassian zumindest nie solchen Ekel in mir hervorgerufen hat.
»Du bist doch nicht ganz dicht.« Ich gehe weiter und bemerke erleichtert, dass er mir nicht folgt.
»Das hast du jetzt nicht mehr in der Hand, Jacinda!«, ruft er mir nach. »Diese Möglichkeit hast du verpasst. Jetzt heißt es entweder ich oder Cassian.«
Ich weiß, dass das keine leere Drohung ist. Immerhin ist er Severins Lieblingsneffe. Er bekommt Dinge mit, die mir verborgen bleiben. Und im Gegensatz zu Cassian versucht er nicht heimlich, mir zu helfen.
Eigentlich sollte ich froh darüber sein, dass er mir von seinen Plänen erzählt hat. Jetzt kann ich wenigstens alles daransetzen, zu verhindern, dass er sie in die Tat umsetzt. Tamra und ich werden uns nicht dazu zwingen lassen, irgendjemanden zu heiraten. Es sei denn natürlich, dass wir das wollen. Ich zucke zusammen und denke daran, dass Tamra Cassian ganz sicher heiraten will .
Corbins Stimme folgt mir durch den Nebel hindurch. »Sag Tamra, dass ich später mal vorbeischaue.«
Seine Worte jagen mir Schauer über den Rücken.
Vermutlich sollte ich ein Interesse daran haben, dass er mit Tamra zusammenkommt. Damit mir die schreckliche Aussicht darauf, mit ihm zusammen sein zu müssen, erspart bleibt. Aber das würde ich selbst meinem ärgsten Feind nicht wünschen, geschweige denn meiner eigenen Schwester.
Zielstrebig marschiere ich auf Nidias Haus zu und versuche mir einzureden, dass das Rudel nicht irgendein faschistisches Regime ist, das sein Volk vollkommen unterdrückt. Das ist es nicht. Es ist der einzige Ort, an dem der Draki in mir frei leben kann. Ich verlangsame meinen Schritt, als ich mich dem Häuschen nähere, und bemerke eine einsame Gestalt, die am Eingang zur Siedlung Wache schiebt. Als ich näher komme, erkenne ich, dass es Gil ist, ein Freund von Cassian.
Ich winke ihm zu.
»Gehst du deine Schwester besuchen?«, ruft er.
Ich nicke und runzle dann die Stirn über das dämliche Grinsen auf seinem Gesicht.
»Bestell ihr schöne Grüße von mir.«
»Schöne Grüße«, wiederhole ich.
Gil hat meiner Schwester noch nie Beachtung geschenkt. Soweit ich weiß, hat er überhaupt noch nie mit ihr gesprochen. Er ist einer von den vielen, die eher durch sie hindurchgesehen haben, als sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Und jetzt will er auf einmal, dass ich ihr Grüße von ihm bestelle?
Abscheu überkommt mich. Genau wie bei mir damals interessiert sich niemand wirklich für Tamra. Sie interessieren sich nicht für sie als Person, sondern einzig und allein für ihre Gabe.
Auf mein Klopfen hin öffnet Nidia die Tür. Sie bedeutet mir hereinzukommen und ihr Häuschen riecht wie immer nach Kräutern und frisch gebackenem Brot. Hierher habe ich mich schon viele Male geflüchtet. Besonders, nachdem Dad gestorben ist. Jetzt ist es Tamras Rückzugsort.
Ich trete ein in die wohlige Wärme. Und erstarre zur Salzsäule.
Ich bin nicht der einzige Besucher an diesem Morgen.
Meine Schwester liegt in eine Decke eingewickelt auf der Couch und hält eine dampfende Tasse in der Hand. Sie sieht jetzt nicht mehr wie meine Zwillingsschwester aus. Ihre Haare sind nicht mehr rot, sondern fallen eisblau über ihre Schultern hinab. Sie schafft es noch immer, sie perfekt zurückzukämmen, besser, als ich mir die Haare je machen könnte, und ich frage mich, ob Nidia ein Glätteisen besitzt. Es ist unglaublich, wie ihre neue Haarfarbe alles an ihr verändert hat. Sogar ihr Gesicht sieht jetzt anders aus und weist so gar keine Ähnlichkeit mehr mit meinem auf. Vor allem nicht diese eisigen grauen Augen.
Mein Blick fällt auf ihren Besucher, der ganz entspannt dicht neben ihr auf einem Hocker sitzt. Cassian lächelt meine Schwester offen und freundlich an. Dieses Lächeln habe ich oft an ihm gesehen, als wir noch unbeschwerte Kinder waren.
Ein kleiner Schauer läuft mir über den Rücken und den Kopf. Ich lege die Arme eng um mich, so als wollte ich mich wärmen, aber in Wirklichkeit brauche ich etwas anderes. Mehr als das.
Ich sehe zu, wie meine Schwester Cassian anstrahlt, und dieser Anblick liegt mir schwer im Magen. Plötzlich fühle ich mich so einsam wie noch nie zuvor. Ich habe Will noch nie so sehr vermisst.
Will wusste, was es bedeutet, einsam zu sein. Von
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