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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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spannen sich plötzlich an und mein Blut pulsiert heiß und schnell in meinen Adern. Seine Lippen werden fordernder, sind hart und weich zugleich und verschlingen meinen Mund.
    Ich stöhne und schnell weicht er zurück und streichelt mein Gesicht. »Ist das okay für dich?«
    Ich nicke und ziehe ihn wieder zu mir. Ich brauche seine Nähe jetzt einfach zu sehr. Ich spüre nichts als den nachlassenden Schmerz, der mich innerlich verzehrt, seit ich Chaparral verlassen habe.
    Cassian gibt sich völlig seinem Verlangen hin.
    Er gibt seltsame animalische Geräusche von sich. Oder bin das etwa ich? Ein starkes Vibrieren erfasst meine Brust und steigt in wellenförmigen Bewegungen meine enger werdende Luftröhre hoch. Ich schiebe meine Arme zwischen uns und lege meine Hände auf seine Brust. Ich sehne mich nach Berührung. Ich strecke die Finger aus, sodass meine Handflächen jetzt flach auf seinem Brustkorb liegen. Sein Herz pocht gleichmäßig und kräftig.
    Seine Hand gleitet meinen Rücken hoch, vergräbt sich in meinem nassen Haar und verfängt sich in den dicken Locken, aber das ist mir egal. Ich genieße es, dass mich jemand begehrt – dass Cassian mich begehrt.
    Seine Hand legt sich sanft und schützend um meinen Hinterkopf.
    Seine Lippen gleiten von meinem Mund zu meinem Kinn. Mit seinen Zähnen knabbert er ein wenig daran und ich kann mich nicht zurückhalten. Ich seufze, spüre das Ziehen in meinen Muskeln und die Anspannung in meiner Haut und weiß, dass ich nicht mehr völlig Mensch bin. Er hat den Draki in mir zum Leben erweckt. Genau wie Will.
    Dieser Gedanke schreckt mich auf und ich muss plötzlich Atem holen. Ich reiße mich los, sauge frostige Luft in meine glühenden Lungen und starre in seine tiefvioletten Augen, deren Pupillen sich in dünne dunkle senkrechte Schlitze verwandelt haben.
    Bestürzt halte ich mir eine Hand vor den Mund und streiche dann mit den Fingern über meine Haut, spüre deren feste, glatte Beschaffenheit und bekomme somit bestätigt, dass ich mich halb verwandelt habe. Seinetwegen.
    Auch durch seine Haut scheint stellenweise ein dunkles, glitzerndes Schwarz. »Jacinda.« Ich blicke hinunter auf seinen Mund, auf die Lippen, die ich gerade noch mit meinen eigenen geschmeckt habe. Sie sind ganz dunkelrosa, geschwollen und wund vom Küssen. Übelkeit steigt in mir hoch. Nein, nein, nein, nein …
    Ich schüttle den Kopf und führe Selbstgespräche. Das ist nicht richtig. Was mache ich denn da? Wie konnte ich Tamra das nur antun?
    Die Antwort liegt auf der Hand. Ich habe ihn geküsst, mich förmlich an ihm festgekrallt , weil ich die Möglichkeit dazu hatte. Weil ich einsam bin. Weil er hier ist, mich will und mich akzeptiert. Er ist hier. Und Will nicht.
    Das ist alles. Er ist nicht das, was ich wirklich will. Nicht der , den ich wirklich will.
    »Jacinda«, flüstert er.
    »Ich muss los«, sage ich schnell und streiche mir ein paar nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Mum fragt sich bestimmt schon, wo ich stecke.« Das stimmt zwar nicht, aber ich sage es trotzdem.
    »Jacinda«, versucht er es noch einmal.
    »Nein«, sage ich bestimmt. »Das darf nicht passieren, Cassian. Das ist nicht fair gegenüber –« Ich breche ab.
    »Tamra gegenüber«, ergänzt er.
    »Und dir gegenüber«, entgegne ich. »Du verdienst jemanden, der dir alles geben kann. Tamra kann das.«
    »Du kannst das auch«, erwidert er mit solcher Überzeugung, dass es mir einen kleinen Schauer über den Rücken jagt. »Komm. Dir wird kalt«, sagt er und denkt wahrscheinlich, dass die Kälte der Grund für mein Zittern ist. Er nimmt mich an der Hand, führt mich zur Leiter und lässt mich zuerst hinunterklettern.
    Am Boden blickt er mit zusammengekniffenen Augen in den regnerischen Himmel hinauf. »Wohl doch keine Flugstunde heute Abend.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Tamra freut sich so darauf, mit dir zu fliegen. Sie ist ein bisschen enttäuscht, dass du noch nicht mitgekommen bist.«
    »Ich weiß.«
    »Nächstes Mal? Kommst du mit?«
    »Ja«, sage ich und meine es ernst.
    Es hat sich nichts verändert. Ich muss mich einfach nur wieder an das Rudelleben gewöhnen. Ich muss Will vergessen. Ich muss vergessen, dass ich Cassian geküsst habe. Ich werde es einfach vergessen und dann wird alles wieder in Ordnung kommen.
    Wir gehen durch den Regen zu meinem Haus. Cassian begleitet mich bis zur Tür. »Bis morgen.« Seine Stimme ist rauchig, als er auf mich herunterschaut, und seine Augen wirken anders, beinahe sanft.

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