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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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wie viele erste Küsse es hier oben wohl schon gegeben hat.«
    Irgendetwas in mir zieht sich bei diesen Worten ein wenig zusammen. Meinen ersten Kuss habe ich nicht hier bekommen. Sondern von Will. Irgendwo dort draußen. Mein Blick wandert zu der Welt, die dort unten weit ausgebreitet vor mir liegt und so ganz anders ist als die Wüste, in der ich mein Herz an Will verloren habe. Vermutlich hätte mein erster Kuss hier passieren sollen. Vermutlich wäre es auch so gewesen, wenn ich nicht weggegangen wäre.
    Ich atme die kühle, feuchte Abendluft durch meine Nase ein. »Warum bist du mir gefolgt?«
    Cassians Stimme wird durch die Luft an mein Ohr getragen, Luft, die so dicht ist wie der Vorhang der Nacht, der sich langsam um uns herum zuzieht. »Hast du etwa gedacht, dass ich das nicht tun würde?«
    Ich sage nichts, während er mich mit diesem undurchdringlichen Blick anstarrt. Ein heftiger Regen setzt ein und das Prasseln unterstreicht noch zusätzlich das Schweigen, das zwischen uns herrscht. Das Wasser findet seinen Weg durch die Lücken in dem Blätterdach über uns und fällt in kalten Tropfen auf mein Haar. Das stört mich nicht. Kälte hat mich noch nie gestört.
    Cassian legt den Kopf schief und ein paar Wassertropfen glänzen wie Glasperlen auf seinen glatten dunklen Haaren. »Glaubst du wirklich, dass es mir egal wäre, wenn du tot wärst?«
    Ich weiche zurück und erinnere mich wieder daran, was ich ihm vor Kurzem vorgeworfen habe: dass es ihm egal sei, was mit mir passiert.
    »Ich habe mich von dir ferngehalten, weil es mich einfach so verdammt wütend macht, dass …« Er schüttelt den Kopf und dabei spritzen ringsherum Wassertropfen von seinen Haaren. »Ich will nicht, dass du noch einmal dein Leben aufs Spiel setzt. Die Welt der Menschen … Will. Es ist zu gefährlich.« Cassian nimmt meine Hand. Durch diese einfache Berührung kann ich seinen pochenden Herzschlag spüren, der auf meinen trifft. »Wenn du tot wärst … es würde mir das Herz brechen.« Seine klare Stimme durchbricht den aufs Dach trommelnden Regen. »Alles, was ich jemals zu dir gesagt habe, war die Wahrheit. Meine Gefühle für dich haben sich nicht verändert, Jacinda. Sogar wenn du mich in den Wahnsinn treibst, hier im Rudel … sogar dann bist du immer noch der einzige Lichtblick für mich.«
    Ich weiß nicht, wer von uns den ersten Schritt gemacht hat. Vielleicht haben wir ihn beide gleichzeitig gemacht. Oder vielleicht will ich einfach nicht wahrhaben, dass es möglicherweise ich gewesen bin. Dass es möglicherweise mein Kopf gewesen ist, der sich langsam nach vorn bewegt, mein nasses Gesicht, das sich seinem genähert hat. Mein Herz schlägt so laut, dass es wie eine Trommel in meiner Brust dröhnt.
    Seine Lippen fühlen sich weich an bei dieser ersten zarten Berührung. Einer von uns zittert. Er oder ich. Vielleicht sogar wir beide? Ich weiß es nicht genau und es kümmert mich auch nicht.
    Es ist ein federleichter Kuss, bei dem sich unsere Lippen berühren, streifen, schmecken, fast so, als ob wir Angst davor hätten, den anderen aufzuschrecken. Und im Grunde haben wir das auch.
    So berauscht ich mich in diesem Augenblick auch fühle, bin ich doch nicht vollkommen blind gegenüber dem, was da gerade passiert – wie seltsam es ist, Cassian zu küssen. Es macht mir Angst, etwas zu tun, das so lange undenkbar für mich war. Aber vermutlich war diese unterschwellige Spannung schon immer zwischen uns, wie ein straff gespannter elektrischer Draht. Heute Abend lasse ich mein Ende los und der Draht hängt jetzt lose in der Luft. Bevor ich Will kannte, habe ich mir Gedanken über Cassian und mich gemacht, über uns als Paar. Ich habe gedacht, dass wir vielleicht zusammenkommen könnten. Sogar wenn ich mir das nie eingestanden habe, es mir nie eingestehen konnte, wegen Tamra. Weil man mir einfach mitgeteilt hat, dass wir irgendwann zusammen sein würden – man hat mich nicht danach gefragt .
    Doch obwohl ich all das weiß, höre ich nicht auf. Ich weiche nicht zurück und laufe nicht weg.
    Das sanfte Spiel seiner regennassen Lippen auf meinen ist süß und aufregend. Ich beuge mich zu ihm hin und schmecke Minze auf seinem Mund. Mir wird warm ums Herz und ich genieße es, wieder diese sanfte Nähe, diese Verbindung zu einer anderen Seele zu spüren.
    Bis sich der Kuss plötzlich verändert.
    Der Druck verstärkt sich kaum merklich. Die Intensität vertieft sich so sehr, dass ich sie in meinen Knochen spüren kann. Meine Muskeln

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