Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
ist.
Und das bedeutet, mit allen gut auszukommen. Auch mit Severin.
Der Flugmeister zählt mit dem Notizblock in der Hand nach, wie viele wir sind.
Traditionsgemäß bekommen wir einen Flugpartner zugeteilt, dem wir nicht von der Seite weichen dürfen. Sofort stelle ich mich neben Tamra und bitte um sie als Partnerin. Heute Abend werden wir zusammen fliegen.
Mein Blick fällt auf Az und es versetzt mir einen Stich ins Herz, als ich sehe, dass sie Miram als Partnerin hat. Sie sieht mich ebenfalls und hält meinem Blick stand. Einen Moment lang glaube ich, dass sie gleich zu mir herüberkommen wird, aber dann wendet sie sich doch ab.
»Sie ändert ihre Meinung schon noch«, sagt Tamra. »Sie hat nur Angst.«
»Angst? Wovor?«
»Dass sie dich verloren hat.«
»Aber sie ist doch diejenige, die mir aus dem Weg geht!«
»Ja, aber das hat sie unter Kontrolle. Dich und das, was passiert ist, kann sie nicht kontrollieren. Das, was dir wichtig ist, nicht unter Kontrolle zu haben … na ja, das macht den Leuten Angst.«
Lächelnd schüttle ich den Kopf. »Wann bist du bloß so klug geworden?«
Sie zwinkert mir zu. »Ich sag es dir ja nur ungern, aber ich war schon immer die Klügere von uns beiden.«
Ich pruste vor Lachen und stupse sie an der Schulter, während sich ein warmes Gefühl in mir ausbreitet. Tamra ist immer noch auf meiner Seite. Vielleicht sogar noch mehr als früher. Vielleicht wird es wieder so wie damals, als wir Kinder waren. Bevor ich mich verwandelt habe. Wir haben endlich wieder einen gemeinsamen Nenner. Während ich so neben Tamra stehe, denke ich an Dad. Wie glücklich er wäre, wenn er uns jetzt hier stehen sehen könnte!
Meine Gefühle überwältigen mich und ich wende schnell den Blick ab. Und dann sehe ich Cassian. Sofort kribbelt die Erinnerung an neulich Abend auf meinen Lippen.
Er blickt mich aus seinen durchdringenden dunkelvioletten Augen an. Schuldgefühle machen sich in mir breit. Ich stehe hier neben meiner Schwester und freue mich darüber, dass wir uns wieder nähergekommen sind, während das Geheimnis meines Kusses mit Cassian unausgesprochen über uns schwebt.
»Hey, da ist Cassian!« Fröhlich winkt Tamra ihn zu uns herüber.
Als Cassian sich auf den Weg macht, schließt sich Corbin ihm an. Die beiden Cousins tauschen einen Blick aus, während sie auf uns zugehen. Der Blick ist nicht gerade freundlich, aber die beiden haben noch nie so getan, als könnten sie sich leiden. Corbin hat niemals einen Hehl daraus gemacht, dass er der nächste Rudelanführer sein will und dass er sich für den besseren Anwärter auf diesen Posten hält. In dieser Hinsicht erinnert er mich sehr an Xander, Wills Cousin.
»Ihr habt es also beide geschafft, zu kommen.« Cassian lächelt und ich weiß, dass er versteht, wie besonders und wichtig dieser Augenblick für Tamra und mich ist.
Ich grüße mit ganz leiser Stimme zurück, als könnte mich das unsichtbar machen … als könnte das unseren Kuss ungeschehen machen.
»Ich dachte schon, es hört nie auf zu regnen«, sagt Corbin und reibt sich voller Vorfreude die Hände. »Ich brauche Wind unter den Flügeln.«
Tamra nickt und wirkt dabei wie ein eifriges Kind. »Ja, ich auch«, sagt sie, als würde sie schon seit Jahren fliegen. Ich versuche, ein Lächeln zu unterdrücken.
»Hast du schon einen Partner, Cassian?«, fragt Corbin.
Cassian zögert. »Nein.«
»Okay. Dann fliegen wir beide zusammen.«
Ich runzle die Stirn und frage mich, wann sie zum letzten Mal bei einem Gruppenflug zusammen geflogen sind. Sie wollen beide immer nur eines, nämlich der Beste sein.
Ich denke nicht lange darüber nach, weil unser Flugmeister uns in die Mitte des dunklen Platzes ruft. Lichter säumen den Rand, um uns den Weg zu weisen, wenn wir landen oder eine Partie Luftball spielen wollen. Nicht dass das nötig wäre. Die meisten von uns sehen sehr gut im Dunkeln. Ich blicke zu Tamra. Die meisten von uns. Das hier ist noch neu für sie.
Wir stellen uns zusammen mit unseren Partnern auf. Auf das Zeichen des Flugmeisters hin wirft dann jedes Paar seine Gewänder ab, verwandelt sich und hebt gemeinsam vom Boden ab. Tamra und ich warten hinter Cassian und Corbin, aber ich würdige die beiden keines Blickes.
Schulter an Schulter mit meiner Schwester nehme ich die Bedeutung dieses Moments in mich auf. Unser erster gemeinsamer Flug. Darauf hat Dad immer gewartet. Es hat ihm das Herz gebrochen, dass es nie dazu kam.
Wir haben immer gespannt zugehört, wenn er
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