Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
Vom Netzwerk:
hinausführt.
    »Wohin gehen wir?«, frage ich.
    »Sie setzen ihn wahrscheinlich an der üblichen Stelle ab. Ich will, dass du dort auf ihn wartest, wenn er herauskommt.«

11
    I ch halte mich im Wipfel einer Tanne versteckt und versuche, möglichst geräuschlos ein- und auszuatmen, während die Rinde mir die nackten Beine zerkratzt und die Nadeln mich überall piksen. Ich starre hinunter auf die Stelle, an der Eindringlinge, deren Erinnerungen gelöscht wurden, immer abgesetzt werden. Sie befindet sich unweit der öffentlichen Straße, die sich tief in die Wälder hineinschlängelt, die einzige richtige Straße so hoch hier oben. Mein Herz pocht noch immer wie wild in meinen Ohren von dem irren Sprint, den ich hingelegt habe, um auf jeden Fall als Erste hier zu sein.
    Die Patrouille bewegt sich beinahe lautlos durch den Wald, aber dennoch kann ich das leise Geraschel hören, als sie näher kommen. Ludo tritt mit Will über der Schulter zwischen den Bäumen hervor, Remy folgt dicht hinter ihm. Ich zucke innerlich zusammen, als Ludo Will rücksichtslos auf den harten Boden fallen lässt. Das sah ziemlich schmerzhaft aus. Wenn Will sich nur bewusstlos stellt, aber eigentlich wach ist, was ich vermute, dann hat er wirklich ganze Arbeit geleistet, angesichts einer solch groben Behandlung keinerlei Reaktion zu zeigen.
    Die beiden Drakis starren einen Augenblick lang auf ihn hinunter. Remy stößt ihm heftig mit der Spitze seines Stiefels in die Rippen.
    »Komm schon«, sagt Ludo, »ich habe Hunger.«
    Nachdem sie gegangen sind, warte ich noch eine Weile, suche die Bäume mit den Augen ab und vergewissere mich, dass sich ringsherum nichts bewegt und dass sie wirklich weg sind. Will liegt vollkommen reglos auf dem Boden, fast wie tot, und ich halte es nicht mehr aus, noch länger zu warten.
    Ich klettere hinunter und laufe zu ihm. Vielleicht habe ich unrecht. Vielleicht ist er wirklich nicht bei Bewusstsein. Vielleicht ist es doch möglich, seine Erinnerungen zu löschen.
    Ich beuge mich über ihn, strecke meine Hände über ihm aus und bin mir nicht sicher, an welcher Stelle ich ihn berühren soll oder darf. »Will.« Sein Name kommt mir nur im Flüsterton über die Lippen, als hätte ich Angst davor, der Welt seinen Namen zu nennen. Als würde das laute Aussprechen sein Hiersein unwahr machen – ihn in einer Rauchwolke verpuffen und in dem Nebel um uns herum verschwinden lassen. Wie so vieles von mir, was verschwunden ist, seit ich wieder hier bin.
    In der Dunkelheit öffnet er plötzlich die Augen. Ich schrecke auf. Er lächelt mich mit seinen elegant geschwungenen Lippen an. Lippen, deren Form und Beschaffenheit sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt haben.
    Erleichtert hole ich wieder Atem und sage noch einmal seinen Namen, diesmal bestimmter.
    »Will.«
    Er steht in einer einzigen, leichtfüßigen Bewegung auf und ich bemerke keine der Nachwirkungen, die üblicherweise bei Leuten auftreten, deren Erinnerungen gerade gelöscht wurden. Ich hatte also recht: Sein Drakiblut hat ihn immun gemacht.
    Er geht auf mich zu und ich verspüre das unbändige Bedürfnis, ihm nah zu sein – doch dann erinnere ich mich daran, was ich zu tun habe, und mache schnell einen Schritt zurück, um ihm auszuweichen. Ich hebe eine Hand und gebe ihm zu verstehen, dass er stehen bleiben soll. »Was machst du hier?«, frage ich ihn flüsternd.
    »Nach dir suchen.«
    Der Klang seiner Stimme lässt mich erzittern. Das samtige Grollen jagt mir Schauer über den Rücken und bestätigt all das, was ich bereits weiß. Er hat mich nicht vergessen. Er will mich noch immer. Mühevoll schlucke ich den dicken Kloß in meinem Hals hinunter.
    Es ist genau wie früher. Genau so, wie es immer mit ihm gewesen ist. Die Absicht, ihn zu vergessen und ihn aus meinem Leben zu streichen, ist leichter in die Tat umzusetzen, wenn er nicht leibhaftig vor mir steht.
    »Du hättest nicht herkommen sollen. Damit setzt du zu viel aufs Spiel.«
    »Jacinda.« Er sieht mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte. »Ich bin es.« Er fasst mich an der Hand und zieht mich zu sich.
    Und ich kann das einfach nicht nicht zulassen. Richtig oder falsch, egoistisch oder nicht, ich werde mir das hier nicht nehmen lassen. Ich werde mir diesen Augenblick mit ihm nicht entgehen lassen, auch wenn es nur bei diesem einzigen Moment bleibt. Ich werde ihn voll und ganz auskosten. Und für immer in meinem Herzen bewahren.
    Er nimmt mich in die Arme und hält mich so fest

Weitere Kostenlose Bücher