Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
gehabt hätte, bestraft zu werden. Will, ich habe mich Jägern gegenüber zu erkennen gegeben.«
»Dann eben nur wir beide. Kein Rudel. Keine Jäger. Wir müssen niemand anderen in Gefahr bringen.«
»Was meinst du denn damit?«
»Lass uns zusammen weglaufen.«
12
I ch versuche zu verarbeiten, was er da gerade gesagt hat, und lasse zu, dass Hoffnung in mir aufkeimt. Ich. Will. Und sonst niemand. »Wie denn? Wo sollen wir denn hin?«
»Irgendwohin.«
Die Seifenblase zerplatzt. Ich dachte, er hätte einen Plan. Dachte, es gäbe vielleicht doch eine Möglichkeit. »Das ist alles nur ein Wunschtraum, Will.« Ich streichle seine Wange. »Ein wunderschöner Wunschtraum.«
Er reißt sich von mir los und scheint nicht bereit zu sein, sich von mir trösten zu lassen, wenn ich ihn im selben Atemzug zurückweise. »Das muss nicht sein. Dieser Traum kann wahr werden, Jacinda. Komm mit mir mit. Mach den Traum mit mir zusammen wahr.«
Es ist frustrierend, einen so unmöglichen Hoffnungsschimmer in Aussicht gestellt zu bekommen. »Aber wie denn?«, will ich wissen. »Wo sollen wir denn hin? Wovon sollen wir leben?«
»Meine Großmutter. Sie würde uns sicher helfen und uns für eine Weile bei sich aufnehmen.«
Ich blinzle ungläubig. »Deine Großmutter?« Ich wusste gar nicht, dass er eine Großmutter hat, aber natürlich gibt es vieles, was Will und ich nicht voneinander wissen. Wir wissen die wichtigen Dinge, aber die Kleinigkeiten sind dabei untergegangen und ich sehne mich danach, sie zu entdecken. Wenn wir doch nur zusammen sein könnten. Wenn wir die Zeit und die Möglichkeit hätten … wenn wir doch nur ein normales, unkompliziertes Leben führen könnten.
»Wir würden nicht für immer bei ihr bleiben. Mein Vater würde irgendwann herausfinden, wo ich stecke, und mich aufspüren, aber sie würde uns für den Anfang ein bisschen Geld geben, bis wir auf eigenen Füßen stehen.«
Ich schüttle den Kopf und versuche immer noch, nachzuvollziehen, was er da sagt. »Warum sollte deine Großmutter uns helfen und deinem Dad nichts davon erzählen?«
»Sie ist die Mutter meiner Mum und mag Dad nicht besonders. Nach Mums Tod hat Dad sie mich nie sehen lassen. Er hat immer gesagt, sie sei zu neugierig. Und als ich krank war …« Sein Gesichtsausdruck verhärtet sich. »Da hat er ihr verboten, mich zu besuchen.«
Zwischen den Zeilen steht: Wills Vater wollte seine Schwiegermutter nicht dabeihaben, als er Will eine Drakibluttransfusion verabreicht hat.
Ich stelle mir vor, wie sehr Will sie als Kind gebraucht haben muss. Dieser Gedanke versetzt mir einen Stich. Sie war seine Verbindung zu seiner Mutter, die er verloren hat. Als er dann krank geworden ist, hatte er nur seinen Dad, und der ist nicht gerade der Inbegriff eines warmherzigen Menschen. Ich stelle mir Wills Gesicht vor, als er noch ein kleiner Junge war, und irgendwo in mir bricht ein Damm.
Diese Einsamkeit trifft einen Nerv in meinem Inneren. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sich Wills Schmerz anfühlt.
»Sie wohnt nicht weit von hier – in Big Sur.«
»Ich kann nicht«, sage ich, aber die Worte schmecken klebrig und schrecklich.
»Du meinst, du willst nicht«, sagt er anklagend. »Ist es wegen Cassian? Habt ihr beiden …«
»Nein«, fahre ich ihn an. »Nichts dergleichen, Will. Er ist ein guter Freund für mich gewesen, im Gegensatz zu den meisten anderen.«
»Ein Freund. Alles klar. Das ist ganz bestimmt das Einzige, was er von dir will.«
»Zumindest ist das alles, was ich will.« Mein Gesicht brennt, als ich mich an den Kuss erinnere.
Ein Kuss, der ein Ausrutscher von mir war und mit dem ich im Grunde alle betrogen habe. Will. Tamra. Sogar Cassian. Sogar mich selbst.
Er senkt den Kopf, bis seine Stirn meine berührt. »Du willst also nichts von Cassian … und trotzdem willst du, dass ich einfach so aus deinem Leben verschwinde?«, flüstert er.
Diesmal kann ich nur nicken. Es schmerzt zu sehr, diese Lüge laut auszusprechen. Jetzt und hier mit ihm fühle ich mich so lebendig wie noch nie, seit ich hierher zurückgekommen bin. Seitdem ich versuche, mir einzureden, dass ich es schaffe, ihn zu vergessen.
Als würde er spüren, dass ich schwach werde, nimmt er mein Gesicht wieder in beide Hände und seine Finger vergraben sich tief in meinen Haaren und spielen mit meinen Locken. »Bist du wirklich bereit, uns aufzugeben? Willst du wirklich, dass ich diesen Berg hinuntergehe und nie wieder zurückkomme? Dass ich dich vergesse?«
Ich
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