Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
zittere bei dem rauen Kratzen seiner Stimme und dem Bild, das seine Worte da malen. Nein. Nein, das will ich nicht. Aber es muss sein …
»Sag es mir, Jacinda. Sag es mir ins Gesicht und ich gehe. Ist es das, was du willst? Mich nie wiedersehen?«
Ein Schluchzen steckt in meinem Hals fest und trotzt meiner Entschlossenheit. »Nein. Nein.«
Dann küsst er mich. Leidenschaftlich und fordernd. Seine Hände vergraben sich in meinem Haar.
Seine kühlen Lippen treffen auf meine ewige Hitze. Tief in meinem Inneren schwelt ein Feuer und ich versuche, ganz ruhig zu bleiben. Doch eine Welle von Gefühlen rollt über mich hinweg. Er erweckt alles in mir zum Leben, was ich verzweifelt zu unterdrücken versucht habe, und ich erwidere seinen Kuss mit ebenso viel Nachdruck. Ich fühle mich wie ein ausgehungertes Tier. Ausgehungert nach ihm.
Plötzlich wird mir alles ganz klar, so klar, dass es mich fast erschreckt.
Ich kann ihn nicht aufgeben.
Er ist mein Gegenstück. Er weiß, was es heißt, von allem und jedem getrennt zu sein und den Weg zu verschmähen, den andere für einen vorgesehen haben. Wir sind zwei Seiten derselben Medaille.
Er hebt den Kopf und flüstert mir ins Ohr: »Wir finden einen Weg …« Ein Schauer lässt mich erzittern. Er küsst mich hinters Ohr und dann klammere ich mich an ihn, während das Feuer in meiner Brust auflodert und meinen Hals hochsteigt. Er legt den Arm um meine Taille, um mich zu stützen und zu verhindern, dass ich falle. Vor meinem inneren Auge verschwimmt alles in einem Strudel aus Farben und Lichtpunkte tanzen in der Dunkelheit um mich herum. Er bricht wie eine Woge über mich herein und ich verliere mich im Zauber seiner Lippen und Hände auf meiner Haut.
»Tamra«, stoße ich plötzlich hervor und denke an meine Schwester und unsere wiedergefundene Nähe. »Ich weiß nicht, ob ich sie einfach so zurücklassen kann.«
Dann wird mir auf einmal etwas klar, als hätte jemand einen Schalter in meinem Inneren umgelegt. Tamra braucht mich gar nicht. Sie hat ihren Platz im Rudel. Sie hat Cassian. Und wenn ich gehe, bemerkt Cassian vielleicht endlich, was er an ihr hat. Vielleicht muss ich sogar gehen, damit die beiden eine Chance haben.
Bei Mum sieht das jedoch ganz anders aus. Sie wäre bestimmt glücklich darüber, wenn ich es schaffen würde, dem Rudel zu entfliehen. Vielleicht würde sie sogar mit mir mitkommen wollen. Aber könnte ich ihr das wirklich antun? Sie dazu zwingen, zwischen mir und Tamra zu wählen? Oder habe ich einfach nur Angst, dass sie sich nicht für mich entscheiden könnte?
»Jacinda.« Will seufzt verständnisvoll, als wüsste er, woran ich gerade denke. »Denk einfach darüber nach. Mehr verlange ich ja gar nicht …«
Fürs Erste. Das hat er zwar nicht gesagt, aber ich weiß trotzdem, dass er das meint. Er wird mich nicht aufgeben. Er will, dass wir zusammen sind. Egal, wie sehr ich mich auch bemühe, ihn von mir fernzuhalten.
Freude durchströmt mich. Ich lasse es zu und nicke langsam. »Ich brauche Zeit.«
»Dann treffen wir uns eben einfach noch einmal. In zwei Wochen.«
Ich halte den Atem an. Zwei Wochen. So lange. Doch dann fällt mir ein, dass es für ihn einen enormen Aufwand bedeutet, hierherzukommen. Bestimmt ist es alles andere als einfach für ihn, sich von seiner Familie zu entfernen, ohne dass sie Verdacht schöpfen.
Trotzdem lastet es schwer auf meinen Schultern, schon wieder Abschied von Will nehmen zu müssen. Zwei Wochen fühlen sich an wie eine Ewigkeit. Mit einem Kloß im Hals verkralle ich mich noch mehr in sein T-Shirt und ziehe es von seiner warmen Brust weg.
Er sieht sich auf der düsteren kleinen Lichtung um, auf der wir stehen. »Wieder hier an derselben Stelle, einverstanden?«
Das ist eine Lösung. Vorerst zumindest. Noch muss keine Entscheidung getroffen werden, aber ich kann mich darauf freuen, Will wiederzusehen. Ich werde das hier wieder spüren können – seine Hände auf meinem Gesicht, den Geschmack seiner Lippen auf meinen.
Das reicht. Es reicht aus, um mir dabei zu helfen, die nächsten zwei Wochen zu überstehen.
»In Ordnung«, stimme ich zitternd zu und will mir nicht anmerken lassen, wie sehr ich mich dagegen sträube, ihn gehen zu lassen. Er wird sofort verstehen, dass ich kurz davor bin, schwach zu werden, und mich überreden wollen, gleich jetzt mit ihm mitzukommen. Und das geht nicht, so verführerisch es auch klingt.
»Dann ist ja alles klar.« Seine Stimme klingt selbstbewusst. Er glaubt wirklich,
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