Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
mir zurückzubringen?
»Ja, alles super.« Ich räuspere mich, fest entschlossen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um sie wieder zum Leben zu erwecken. So kann ich sie doch nicht hier liegen lassen.
Wenn ich mit Will abhaue, wer soll sich denn dann um sie kümmern?
»Im Freizeitzentrum wird heute Abend Jako gespielt. Das Turnier gestern Abend musste unterbrochen werden. Vielleicht hast du ja Lust, hinzugehen und zuzusehen – oder vielleicht sogar mitzuspielen.«
»Nein«, sagt sie schnell, »mir ist nicht danach, unter Menschen zu sein.«
Natürlich, denke ich. Das Einzige, was du in letzter Zeit tust, ist, zur Arbeit zu gehen, ab und zu Tamra zu besuchen und dich jeden Abend in den Schlaf zu trinken. Dich unter das Rudel zu mischen, das dir deine Töchter weggenommen hat, entspricht sicher nicht gerade deiner Vorstellung von Spaß.
»Na ja, wir können ja auch einfach einen Mädelsabend zu Hause machen«, schlage ich vor. »Wie wär’s, wenn ich koche?«
Ihr Blick streift mich und ich frage mich, ob ihr eigentlich klar ist, dass sie seit über einer Woche nicht gekocht hat.
»Gern«, murmelt sie, aber das Wort klingt zäh, widerwillig und ich merke, dass sie keine Lust auf Gesellschaft hat. Noch nicht mal auf meine.
Ich setze ein Lächeln auf und tue so, als hätte ich ihre Abneigung nicht bemerkt. »Toll. Ich gebe dir Bescheid, wenn das Essen fertig ist.« Sanft schließe ich die Tür hinter mir und gehe in die Küche.
Während ich einen Topf mit Wasser fülle, höre ich plötzlich ein Geräusch. Ein Dielenbrett knarzt.
Schnell drehe ich mich um. »Mum?«
Nichts.
Dann höre ich es noch einmal, ein weiteres knarzendes Dielenbrett. Ich gehe ein paar Schritte ins Wohnzimmer hinein.
»Hallo?« Ich warte eine Weile und starre in den leeren Raum. Dann schüttle ich den Kopf und gehe wieder zurück in die Küche. Gedankenverloren reibe ich über die raue Haut in meinem Nacken. Das ist nicht das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, als wäre jemand im Haus. Ich seufze und denke bei mir, dass es nach all dem, was in den letzten Monaten passiert ist, kein Wunder ist, dass ich so schreckhaft bin.
Meine Gedanken wenden sich wieder Mum zu und in mir steigt Zorn hoch über ihren vollkommenen Mangel an Interesse an … allem. Mich durchzuckt der aufsässige Gedanke, dass ich ihr noch nicht einmal Bescheid sagen sollte, wenn das Essen fertig ist. Aber dann verpufft diese Wut wieder und ich bin einfach nur traurig. Weil es ihr sowieso vollkommen gleichgültig wäre.
Meine Mum hat mich im Stich gelassen. Das in dem Zimmer da ist nicht sie. Es ist ein müder Abklatsch von ihr und mir ist klar, dass ich zumindest versuchen muss, sie zurückzubekommen. Dass ein Weggehen nicht infrage kommt, bevor ich das nicht geschafft habe.
Durch das Wohnzimmerfenster kann ich Az erkennen. Ich habe sie bisher nur in der Schule gesehen und da ist sie normalerweise mit anderen Leuten zusammen. Ich will mich unbedingt mit ihr allein unterhalten, bevor ich Will wiedersehe und das Rudel möglicherweise für immer verlasse.
Ich greife nach meinen Schuhen und setze mich auf die Couch, entschlossen, dieser Distanziertheit zwischen uns ein Ende zu bereiten. Ich vermisse sie und will die Dinge zwischen uns ins Reine bringen.
Das Klopfen an der Tür lässt mein Herz höher schlagen. Az. Anscheinend muss ich sie doch nicht auf der Straße abpassen. Sie ist zu mir gekommen.
Ich bin bereit, Reue zu zeigen, und öffne schnell die Tür, in der Hoffnung, dass Az es sich anders überlegt hat und deshalb hergekommen ist. Wir hatten schließlich auch früher schon mal Streit, aber nie so. Sie kann doch nicht immer und ewig auf mich wütend sein.
Aber die Person, die auf meiner Veranda steht, ist nicht Az.
»Jacinda.« Einer von Cassians Mundwinkel zieht sich hoch, als er meinen Namen sagt. Dieses seltene Lächeln berührt mich viel tiefer, als es eigentlich sollte. Unruhig trete ich von einem Fuß auf den anderen. Ich will das nicht. Ich will ihn nicht. Wenn meine Schwester nicht bis über beide Ohren in ihn verliebt wäre, wäre es vielleicht etwas anderes. Und vielleicht war ich, bevor Will zurückgekommen ist, schwach genug, um Cassian und sein halbherziges Lächeln bereitwillig anzunehmen. Das hat sich jetzt geändert. Jetzt will ich mehr.
Jetzt will ich Will.
Ich schüttle den Kopf, als Cassian ins Haus hereinkommt. So viel zum Thema, Az unter vier Augen sprechen zu wollen. Ich sehe sie ganz klein in der Ferne stehen. Ich schließe
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