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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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noch nicht einmal passiert ist. Lebe einfach im Hier und Jetzt.«
    Ich schniefe und wische mir mit dem Handrücken die Nase ab. »Das tue ich.« Meine Augen schweifen suchend durch das Zimmer und der Druck in meiner Brust lässt nach, als ich auf ihrem Schreibtisch finde, wonach ich suche. »Jetzt ist aber gut. Wollen wir Karten spielen?«
    Ich bleibe bei Az, bis ihre Mutter hereinkommt und mich warnt, dass in zwanzig Minuten die Sperrstunde beginnt.
    Hastig verabschieden wir uns voneinander und verabreden uns für morgen. Erleichtert darüber, dass ich mich mit Az versöhnen konnte, mache ich mich auf den Weg nach Hause. Hoffentlich wird sie sich an heute Abend erinnern und mich verstehen, wenn sie erfährt, dass ich weg bin.
    Als ich nach Hause komme, gehe ich den Flur entlang in Richtung Bad, um zu duschen. Dass ich dabei auf meine Schwester treffen würde, die gerade aus ihrem Zimmer kommt, habe ich am allerwenigsten erwartet.
    »Tamra, ich wusste nicht, dass du vorbeikommen wolltest.« Sie verzieht keine Miene und ihr Gesichtsausdruck erinnert mich an unsere Kindheit, als sie immer, wenn sie wirklich sauer auf mich war, versucht hat, besonders ernst zu wirken. Ich unterdrücke ein Lächeln.
    »Das hier ist immer noch auch mein Zuhause, Jacinda. Ich bin hier aufgewachsen.«
    »Natürlich.«
    Das unangenehme Schweigen zwischen uns zieht sich in die Länge, während wir in dem engen Korridor stehen. Schließlich bricht Tamra es, indem sie hinter sich auf die Tür zu ihrem Zimmer zeigt. »Ich musste ein paar Sachen holen.«
    Ich nicke, weil ich nichts zu sagen habe … weil ich alles zu sagen habe. Und es nicht in Worte fassen kann.
    Ich beobachte, wie sie an mir vorbeigeht, und mir schlägt das Herz bis zum Hals, als ich an die schreckliche Szene mit Cassian denke. Und dennoch bestätigt mich das nur in der Auffassung, dass Tamra allein zu lassen möglicherweise das Beste für sie ist und ihr genau das gibt, was sie braucht. Ein Leben, in dem sie ganz in ihrem eigenen Glanz erstrahlt. Ohne dass ich ihr den Platz im Rampenlicht streitig mache.
    Plötzlich kommt ihr etwas in den Sinn und sie dreht sich zu mir um. »Ich habe nach Mum gesehen. Was ist mit ihr los? Sie sieht nicht gut aus.«
    »Nein, das tut sie wirklich nicht«, antworte ich geradeheraus, bevor ich überhaupt daran denken kann, die Wahrheit zu beschönigen. Wenn ich von hier weggehe, dann sollte Tamra besser wissen, wie es um Mum steht. Mum wird sie brauchen. Sie werden einander brauchen. »Sie zwingen sie dazu, Überstunden zu machen. Um sie zu bestrafen, nehme ich an.«
    Tamras Stimme klingt schwach. »Das wusste ich nicht.«
    »Du hast jetzt vielleicht etwas Einfluss. Vielleicht kannst du sie dazu bringen, sie ein wenig in Ruhe zu lassen.«
    Sie nickt. »Ich werde es versuchen.«
    »Und sie trinkt zu viel und schmuggelt Verdawein aus der Klinik heraus …«
    »Das klingt aber gar nicht nach ihr.«
    Ihr anklagender Tonfall gefällt mir nicht. Als ob ich entweder lügen würde oder sogar der Grund dafür wäre, dass unsere Mutter Trost in der Flasche sucht. »Ich habe versucht, sie dazu zu bringen, zumindest etwas zu essen. Aber sie hatte eine schwere Zeit in den letzten Wochen. Sie ist depressiv.«
    »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    »Du hast nicht gefragt.«
    Sie blinzelt und ich weiß, dass sie das tief getroffen hat. Vielleicht war das nicht ganz gerechtfertigt. Immerhin hat Tamra nicht um all das gebeten, was mit ihr passiert ist. Es war nicht ihr Wunsch, bei Nidia einzuziehen und Mum allein zu lassen. Sie versucht einfach nur, mit der Situation klarzukommen. Genau wie ich. »Versuch einfach, sie nicht zu vernachlässigen. Sie braucht dich.« Weil ich nicht hier sein werde.
    Tamra starrt mich fragend an, bevor sie langsam nickt. Sie geht zur Tür und hat ihre Hand bereits auf der Klinke, als ich plötzlich herausplatze: »Es tut mir leid, Tamra.«
    Sie sieht über die Schulter. Ein einziger Blick in ihre Augen bestätigt mir, dass sie weiß, was ich meine. Es hat zwischen uns gestanden, seit ich zur Haustür hereingekommen bin. Cassian.
    »Was? Dass du das bist, was er will?«
    »Das bin ich nicht«, sage ich beharrlich. »Das weiß er nur noch nicht.«
    »Und das wird er auch nie.« Sie klingt jetzt nicht mehr wütend, nur müde und erschöpft. In diesem Augenblick erinnert sie mich ein bisschen an Mum, oder eher an das, wozu Mum in letzter Zeit geworden ist. Wieder frage ich mich, ob es nicht das Beste für sie beide wäre, wenn

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