Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
verändern wird, sobald wir anfangen, miteinander zu sprechen. Dass es uns verändern wird. Die Träume, die wir für uns hatten, werden sich nicht so schnell erfüllen wie erhofft. Bestimmt weiß er das bereits. Spürt es. Momentan ist das Schweigen mein einziger Trost.
In dieser Stille kehren meine Gedanken jedoch unvermeidlich wieder zurück zu meiner schrecklichen Tat, zu der Möglichkeit, dass ich jemanden umgebracht habe. Wir haben zwar angehalten, um die Polizei zu rufen, aber die schrecklichen Gefühle nagen weiterhin an mir. Eine Enge staut sich in mir auf, die mir das Atmen zur Qual macht. Ich finde keine Worte. Aber sogar ohne Worte dröhnen die Gedanken laut in meinem Kopf. Und es gibt noch viel mehr, was ich berücksichtigen muss.
Miram … solange sie bei uns ist, solange sich der Sender in ihr befindet … ich schüttle den Kopf. Wir werden nie in Sicherheit sein. Das kann ich nicht einfach ignorieren. Ich kann sie nicht einfach alle fröhlich zum Rudel zurückkehren lassen.
Wir sind mehr als eine Stunde unterwegs, bevor Will die Geschwindigkeit des Transporters drosselt. Ich blinzle, als würde ich aus einem Traum aufwachen, als er bei einer dieser riesigen Raststätten rausfährt, die mehrere Restaurants und sogar Duschen haben. Es ist fast wie eine kleine Stadt. Die Aussicht auf frisch gewaschene Haare und saubere Kleidung muntert mich ein bisschen auf. Will stellt den Wagen am hinteren Ende des Parkplatzes ab, wo sonst keine Fahrzeuge stehen.
Ich gehe zu Will, der die hintere Tür des Transporters öffnet. Alle wirken ausgelaugt und in sich zusammengesunken, der Adrenalinstoß von vorhin ist längst verflogen. Cassian hält sich die Seite; seine Rippen scheinen ihm immer noch wehzutun. Wahrscheinlich hat er sich bei dem irren Angriff zur Rettung seiner Schwester erneut verletzt. Tamra dreht eine verfilzte Haarlocke zwischen den Fingern.
»Hat irgendjemand Lust auf eine Dusche?«, frage ich und zwinge mich, fröhlich zu klingen.
Tamra ist die Schnellste. Sie schnappt sich unsere Taschen und springt hocherfreut aus dem Wagen. Cassian folgt ihr. Miram macht keinen Mucks.
»Miram«, sage ich sanft und halte den Blick auf sie gerichtet. Sie kauert mit an die Brust gezogenen Knien in einer Ecke, mit unsicherem Gesichtsausdruck, als wüsste sie nicht recht, ob sie mitkommen darf oder nicht. Und wer kann ihr das schon übel nehmen? »Möchtest du dich auch gern frisch machen? Du kannst ein paar von meinen Klamotten anziehen.«
Sie reagiert nicht.
Cassian spricht sie ebenfalls an. »Miram?«
Sie schreckt auf, nickt dann kurz und rutscht in Richtung Tür. »Ja. Danke«, flüstert sie und steigt aus dem Wagen. Cassian legt einen Arm um sie und zieht sie eng zu sich heran. Sie wirkt verheult, lächelt gezwungen und kuschelt sich schutzsuchend an ihn. Er zuckt zusammen vor Schmerz, lässt sich aber nichts weiter anmerken.
Tamra bleibt an der Tür stehen und blickt zu Deghan. Er sitzt mit den Händen auf den Knien da. »Kommst du klar?«, fragt sie.
Ich klopfe ihr auf die Schulter und unterdrücke ein Seufzen. »Komm schon. Ich bin sicher, dass er alleine auf sich aufpassen kann, Tamra.«
Ihre blassen Wangen färben sich pink und sie nickt. Will schließt die Tür des Transporters und wir gehen alle zusammen zu der Anlage hinüber. Als wir bei den Waschräumen angelangen, teilen wir uns auf. Die Jungs gehen nach rechts, wir Mädchen nach links. Ich lasse Tamra und Miram vor. Es gibt zwar genügend Duschen für alle, aber da Miram wie ein riesiger Jägermagnet wirkt … na ja, es sollte lieber jemand Wache stehen.
Ein paar Minuten später kommt Miram in ein Handtuch gewickelt aus der Kabine. Als sie mich sieht, kehrt ihre Unsicherheit zurück. Ich lächle aufmunternd und hoffe, dass ich sie damit beruhigen kann. Die Anspannung in ihrem Gesicht lässt nach. Ich gebe ihr ein paar Klamotten und warte, während sie sich umzieht. Frisch umgezogen kommt sie wieder zum Vorschein und rubbelt sich mit dem Handtuch das Haar trocken.
»Du kannst jetzt.« Sie zeigt auf die Duschkabine.
»Schon okay.« Tamra duscht noch und ich kann sie nicht allein lassen.
»Oh.« Sie nickt, als ihr langsam der Grund für mein Warten klar wird. Sie stellt sich vor den Spiegel, hebt die Haarbürste hoch und fängt an, ihre Haare zu entwirren. Plötzlich hält sie inne – mit der Bürste in der Luft, direkt über ihrem Kopf. Ich verstehe sofort und folge ihrem Blick zu dem Einschnitt über ihrem Ohr.
Sanft nehme ich ihr die
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