Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
Bürste aus der Hand.
»Hier. Lass mich mal.« Sie starrt mich an und scheint von meinem Anblick fast erschreckt zu sein.
Ich beginne, ihre Haare zu bürsten. Die feinen sandfarbenen Strähnen lassen sich leicht entwirren. Ich sehe über ihren Kopf hinweg in den Spiegel und unsere Blicke treffen sich. Um uns herum herrscht Stille, nur das leise Rauschen der Duschen ist zu hören.
Das Geräusch ihrer Stimme lässt mich zusammenzucken. »Ich hätte mit dir mitgehen sollen.«
Ich halte einen Moment lang inne und beginne dann wieder mit dem Bürsten. »Was meinst du?«
»Als du versucht hast, mich dazu zu bringen, mit dir und Will mitzukommen … da hätte ich mit euch gehen sollen. Ich war einfach so daran gewöhnt , dich nicht zu mögen.«
»Das ist schon in Ordnung.« Was soll ich auch sonst sagen? Das ist alles längst geschehen und vorbei.
»Nichts von alldem wäre passiert, wenn ich mit dir mitgegangen wäre. Ich möchte mich entschuldigen, Jacinda. Für alles.«
Ich zucke mit den Schultern und versuche, so zu tun, als wäre es keine große Sache. »Dann hätten wir Deghan nie gefunden und er wäre immer noch gefangen. Genau wie all die anderen Drakis dort. Etwas Gutes hatte das Ganze also doch.« Ja, all die anderen Drakis tragen auch Sensoren und werden wahrscheinlich wieder von Jägern eingefangen, aber wenigstens haben sie jetzt eine Chance. Genau wie Miram. Und ich will nicht, dass sie sich nur auf das Negative konzentriert.
»Ich weiß, dass ich auch an die anderen Drakis dort denken sollte«, sagt sie und blickt im Spiegel auf ihr frisch gewaschenes Gesicht. Unglaublich jung und unschuldig. »Aber ich wünsche mir einfach nur, dass nichts von alldem hier passiert wäre. Ich wünschte, ich wäre zu Hause. Bei Dad. Und Tante Jabel.«
Ich bürste ihr Haar fertig und weiß nicht recht, was ich darauf sagen soll. Ich bin mir nicht sicher, dass es überhaupt etwas gibt, was ich darauf sagen kann.
Dann gesellt sich Tamra zu uns, bereits vollständig angezogen. »Du bist dran«, sagt sie.
»Super. Ich werde mich beeilen. Warum geht ihr zwei nicht schon mal Essen holen und wir treffen uns dann am Wagen?«
Tamra nickt und sammelt ihre Sachen ein. Ich dusche mich schnell, obwohl mir gerade nichts lieber wäre, als stundenlang unter dem warmen Wasser zu stehen und jede Anspannung von meinem Körper abfallen zu lassen.
Auf dem Weg zu unserem Wagen treffe ich auf Will. Er hat eine braune Papiertüte in der Hand.
»Hast du was Gutes gefunden?«
»Und wie.« Er lächelt. Er ist frisch geduscht und rasiert und der Geruch nach Duschgel steigt mir in die Nase. »Komm mit. Ich zeig’s dir.« Er nimmt meine Hand, zieht mich weg von dem geteerten Parkplatz und führt mich zu einem der vielen Picknicktische, die überall auf dem Rasen verteilt stehen.
Wir setzen uns auf einen verwitterten Holztisch und er wühlt in der braunen Tüte herum. Ich versuche, einen Blick zu erhaschen, aber er droht mir mit dem Finger und dreht sich weg, sodass ich nicht hineinsehen kann.
Er wirft einen Blick über die Schulter. »Bereit?«
Ich grinse und schlenkere ungeduldig mit den Beinen. »Ja! Zeig es mir endlich.«
Mit Schwung dreht er sich zu mir um. »Ta-daa!«
Verständnislos starre ich hinunter auf die Schachtel in seinen Händen. »Und was soll das sein?«
Verblüfft blickt er von mir zu der Schachtel. »Was soll das sein?« , wiederholt er. »Weißt du das etwa nicht?«
Ich lese, was auf der Packung steht. »Cracker Jack?«
Er nickt aufgeregt.
Ich nehme die Schachtel unter die Lupe. Popcorn und Erdnüsse, mit Karamell überzogen. »Dann ist das also … Junkfood?«
Er wirkt entsetzt. »Nicht einfach irgendwelches Junkfood. Das ist so ziemlich das allererste Junkfood, das es jemals gegeben hat.« Er reißt die Packung auf und schüttet ein bisschen klebriges Popcorn in meine Hand und nimmt sich dann selbst etwas. »Die hat meine Mum immer am liebsten gemocht.«
Er wirft sich den Snack in den Mund und kaut. Ich beobachte ihn einen Moment lang und genieße den Anblick, wie sich kleine zufriedene Fältchen um seine Augen bilden. Ich genieße es unheimlich, einfach so mit ihm dazusitzen. »Du sprichst gar nicht viel von ihr.«
»Ich war noch sehr klein, als sie gestorben ist. Ich wünsche mir oft, ich könnte mich genauer an sie erinnern«, sagt er ganz sachlich und schüttet noch mehr Karamellpopcorn in seine Hand. »Abends im Bett gehe ich oft alle Erinnerungen an sie durch, die ich habe. So eine Art
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