Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
veranstaltet. Wenn sich irgendwo hier in der Nähe Jäger auf der Suche nach Miram befinden, dann macht er es ihnen ziemlich leicht, uns aufzuspüren.
Ich laufe im Slalom durch die Bäume, springe über verrottende Baumstämme und dichte Sträucher hinweg. Mit einem Satz schnelle ich in die Luft und lande auf einem Felsbrocken, der tief in eine Anhöhe eingebettet ist. Ich gehe nicht weit. Ich gehe nur ein kleines Stück zurück und verstecke mich hinter einem Vorhang aus Ästen und Blättern.
So kauere ich in meinem hoch gelegenen Versteck, halte den Atem an und warte. Corbin saust vorbei, halb fliegend, halb rennend, und seine Schimpftiraden hämmern in meinen Ohren. Ich halte noch einen Moment inne und lausche, während er im Wald verschwindet.
Dann verlasse ich mein Versteck und fliege, so schnell ich kann, auf demselben Weg zurück zur Höhle. Sobald ich dort ankomme, reiße ich das Blattwerk zur Seite, das den Vordereingang verbirgt, und stürme atemlos hinein. Ich weiß, dass ich nicht viel Zeit habe. Wenn Corbin mich nicht finden kann, wird ihm klar werden, dass ich hierher zurückgekommen bin.
Miram liegt nach wie vor auf ihrer Pritsche, hebt verschlafen den Kopf und blickt mich verständnislos an. Ich schaue mich kurz um und erwarte, auch meine Schwester zu sehen, aber dann fällt mir wieder ein, dass sie und Deghan die Höhle verlassen haben, um draußen Wache zu schieben.
Und noch im selben Moment kommen sie hereingerannt, atemlos und anscheinend etwas zu sehr voneinander abgelenkt, um besonders gute Wachposten abzugeben. Nur gut, dass ich kein Jäger bin.
»Jacinda? Wo – wie –«
»Corbin hat uns gefunden. Die Höhle hat einen Hintereingang.« Ich laufe weiter in die Dunkelheit hinein, zu Will, und rufe den anderen zu: »Passt auf! Er ist immer noch da draußen!«
Tamra sagt irgendetwas, aber ich kann ihre Worte nicht verstehen, weil ich schon zu weit entfernt bin. Ich verschwinde in dem engen Tunnel und suche nach Will. Ich finde ihn an derselben Stelle vor, an der ich ihn zurückgelassen habe. Ich gehe in die Hocke, berühre ihn und bin so erleichtert, dass ich fast losschluchze, als ich spüre, dass sich seine Brust hebt und senkt. Er atmet noch. Er ist noch am Leben.
»Okay.« Plötzlich ist Deghans Stimme in der Dunkelheit neben mir zu hören. »Ich hab ihn.« Lautlos hebt er Will hoch und trägt ihn in den vorderen Teil der Höhle. Im Lichtschein der Lampe untersuche ich die Wunde an Wills Kopf. Sie ist nicht so tief, wie ich befürchtet hatte, und hat aufgehört zu bluten.
»Will«, sage ich und drücke seine Schulter.
Er stöhnt und schlägt meine Hand weg.
»Ich glaube, dass ihm nichts Schlimmeres passiert ist«, konstatiert Deghan. »Er kommt gerade zu sich. Und die Wunde sieht nicht allzu gefährlich aus.«
Will blinzelt langsam und kneift die Augen zusammen, weil ihn das Licht blendet. Er konzentriert sich auf mein Gesicht. »Jacinda? Was ist passiert?«
Ich schüttle den Kopf. Er kann mich nicht verstehen, aber selbst wenn – wir haben jetzt einfach keine Zeit für lange Erklärungen. Ich fasse Will am Arm und helfe ihm auf. Er zuckt zusammen. Wir müssen von hier verschwinden, bevor Corbin wieder auftaucht. Er oder andere. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er zum Rudel zurückgegangen ist und allen erzählt hat, wo sie mich finden können. Uns.
»Jacinda?« Der scharfe Ton in Tamras Stimme bringt mich dazu, mich umzudrehen. Sie sieht aber nicht mich an. Ich folge ihrem Blick …
… und entdecke Mirams Pritsche. Mirams leere Pritsche. Die zusammengeknüllte Jacke, die Miram als Kopfkissen benutzt hat, ist noch da – aber Miram selbst nicht mehr. Sie ist nirgendwo zu sehen.
»Miram«, ruft Tamra, sieht sich um und dreht sich im Kreis. Sie scheint zu hoffen, dass das Mädchen irgendwo in einer dunklen Ecke der Höhle kauert. Es stimmt natürlich, Miram ist ein Visiocrypter und kann sich unsichtbar machen, doch aus irgendeinem Grund bezweifle ich, dass das hier gerade der Fall ist. Als Tamra Miram nirgends entdecken kann, bleibt sie stehen und verkündet, was ich bereits weiß: »Sie ist weg.«
20
I ch nehme wieder meine Menschengestalt an und ziehe mir hastig ein paar von Cassians Klamotten über den Kopf. So schnell wir können, verlassen wir die Höhle. Will schafft es zu laufen, aber er ist langsam und ich bestehe darauf, ihn zu stützen. Ich lege mir seinen Arm um die Schultern und zusammen gehen wir weiter zwischen den Bäumen hindurch.
»Sie ist dort
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