Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
seinem Gesicht, aber ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Ich wende mich an meine Schwester und Deghan. »Unsere Leute müssen davon erfahren, und zwar sofort. Jabel darf nicht ungestraft davonkommen. Sie ist eine Gefahr für das ganze Rudel.«
Ich spüre Wills Starren und blicke wieder zurück zu ihm. Er mustert mich einen Augenblick lang, dreht sich dann weg und starrt auf die üppigen Bäume, als sähe er sie zum ersten Mal. »Du wirst nie mit dem hier abschließen können«, murmelt er.
Ich befeuchte meine Lippen, die auf einmal ganz trocken sind, und will ihm erklären, dass sich gerade alles verändert hat und dass ich hier gebraucht werde. Wieder einmal. Dass ich direkt ins Rudel gehen und Gerechtigkeit verlangen werde und dass ich ihn nicht mitnehmen kann. Ich kann mir nicht auch noch Sorgen um seine Sicherheit machen.
»Will –«
Er hält eine Hand hoch und hält mich damit zurück. »Ich finde den Weg schon.« Und dann setzt er sich in Bewegung und entfernt sich von mir.
Ich stürze ihm nach, doch er schüttelt mich ab, ohne auch nur seinen Schritt zu verlangsamen.
Ich rufe ihm nach: »Wir treffen uns später und –«
Er dreht sich zu mir um und Zorn lodert in seinen haselnussbraunen Augen. »Da könnte ich lange warten. Du wirst nämlich nie auftauchen.«
Die Worte treffen mich wie ein Faustschlag ins Gesicht. Er geht weiter und lässt mich einfach stehen. Mir wird eng in der Brust, als er außer Sichtweite gerät. Weg von mir.
»Jacinda«, drängt Tamra dicht hinter mir, »wir haben das hier schon im Griff. Los, lauf ihm nach.«
Ich sehe Tamra an … und bemerke, wie weit hinter ihr Jabel im Dickicht verschwindet.
»Jetzt geh endlich, Jacinda«, sagt Tamra nachdrücklich.
Verzweiflung steigt in mir auf. Ich muss damit aufhören, mich zwischen zwei Welten zu zerreißen.
Meine Schwester hat recht. Sie hat das hier im Griff. Ich kann loslassen.
»Ich werde zurückkommen … oder mich zumindest melden«, sage ich schließlich und schaue sorgenvoll auf die Stelle, an der Will vor einigen Augenblicken noch gestanden hat. Tamra und ich werden auf jeden Fall in Kontakt bleiben, allein schon wegen Mum. Ich weiß nicht wirklich, ob ich jemals zurückkommen werde. Ich weiß nur, dass ich mit Will von hier fortgehe.
Meine Entscheidung ist gefallen.
Und im nächsten Moment laufe ich hinter ihm her. Ich bahne mir einen Weg durch das Blätterdickicht, renne zwischen den Bäumen hindurch und bin mir sicher, dass er noch nicht weit sein kann. Er ist verletzt und kommt nicht so schnell voran wie sonst. Ich behalte sogar den Boden im Auge und hoffe, dass seine Kopfverletzung ihn nicht hat ohnmächtig werden lassen. Ich hätte ihn nie allein losziehen lassen dürfen.
Wieder ist es diese unheimliche Stille, die mich in Alarmbereitschaft versetzt. Ich kann Will nicht hören, egal, wie angestrengt ich auch lausche. Ich bleibe stehen, um mich besser auf die Geräusche um mich herum konzentrieren zu können. Doch da ist nichts.
»Will«, flüstere ich laut und im selben Moment wird mir klar, dass ich ihn nicht beim Namen rufen sollte.
Ich blicke nach oben, immer noch auf der Hut vor Corbin – obwohl mich zu verfolgen, ihn jetzt wahrscheinlich am allerwenigsten beschäftigt. Aber da ist nichts am Himmel. Ich bewege mich weiter vorwärts, jetzt langsamer, und frage mich, wohin Will verschwunden ist. Bei meiner Geschwindigkeit hätte ich ihn längst einholen müssen. Kopfschüttelnd laufe ich weiter in die Richtung, die er genommen hat, und bin fest entschlossen, ihn zu finden.
Ein Vogel ruft über den stillen Wald hinweg und ich bleibe abrupt stehen. Ich kenne diesen Wald und seine Tiere und Geräusche genau. Und dieser Vogelruf war mehr als unnatürlich. Er passt nicht in die Umgebung. Will ist gut im Spurenlesen und ist sich der Gefahr wahrscheinlich ebenfalls bewusst.
Ich drehe mich um und beschließe, zu Tamra und Deghan zurückzulaufen. Ich muss sie warnen, dass wir nicht allein sind. Und ich hoffe, dass Will es sich anders überlegt und ebenfalls kehrt gemacht hat, als er bemerkt hat, dass noch jemand anders hier umherstreift. Zusammen sind unsere Überlebenschancen größer als allein.
So schnell ich kann, laufe ich zwischen den dicken Baumstämmen hindurch zurück und stoße mich an der rauen Rinde ab, um noch rascher vorwärts zu kommen.
Schwungvoll umrunde ich einen Baum – und krache gegen etwas Hartes. Ich verliere das Gleichgewicht, versuche mit beiden Händen, es wiederzuerlangen, und
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