Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
erbarmungslos umgemäht, weil ihm nicht klar war, dass Will auf unserer Seite steht.
Wills Konzentration ist gebrochen und der Erdsturm kommt augenblicklich zum Erliegen. Will fasst sich an die Stelle im Gesicht, an der der Draki ihn mit seinen Krallen erwischt hat, und ich sehe, wie Blut zwischen seinen Fingern hervorsickert.
Ich blinzle und versuche, mir schnell einen Überblick zu verschaffen. Chaos bricht aus, als ein halbes Dutzend Drakis kreischend über den Himmel fliegt und auf die Jäger herabstürzt. Es sind alles Onyxdrakis, die Soldaten unseres Rudels … und tun das, wofür sie ihr Leben lang trainiert haben. Cassian ist auch da und treibt einen Jäger in den Fluss hinein. Seine großen ledrigen Flügel sind weit ausgebreitet und er gleitet tief und flüssig dahin.
Mit einem verzweifelten Blick auf Will rufe ich nach Cassian, doch er blickt nicht zu uns. Er ist voller kalter Entschlossenheit, gierig darauf, es den Jägern heimzuzahlen. Das spüre ich. Das Gefühl überfällt mich wie quälender Hunger. Wenn Will und ich hier jemals lebend rauskommen wollen, dann werden wir das selbst in die Hand nehmen müssen.
Mehrere Drakis kreisen über uns, Raubvögel in der aufklarenden Luft, die einander in kehligen Lauten zurufen. Will liegt wie auf dem Präsentierteller am Boden, er ist ein leichtes Ziel. Angst um ihn macht sich in mir breit, als ich auf ihn zustürme.
Ich erkenne, dass Severin hoch über der ganzen Szenerie schwebt. Seine Flügel sind riesig, haben viele Kerben und die Spitzen sind ausgefranst und unregelmäßig. Sein Blick fällt auf Will und er stößt ein schrilles Kreischen aus.
Ich hechte auf Will zu und bin fest entschlossen, ihn zu beschützen.
Und dann treten Tamra und Deghan Seite an Seite aus den Bäumen hervor. Sie haben beide ihre Drakigestalt angenommen und wirken mächtig und wunderschön. Ein Furcht einflößendes Paar.
»Tamra«, rufe ich, während ich Will aufhelfe. Die blutigen Wunden in seinem Gesicht lassen mich zusammenzucken. »Mach sie bewusstlos, Tamra!«
Es ist die einzige Möglichkeit, wie wir das hier zu Ende bringen können, ohne dass jeder einzelne Jäger den Tod findet. Vielleicht wäre mir das vorher egal gewesen, aber jetzt … Jetzt liegen Mirams und Xanders reglose Körper nur ein paar Meter entfernt und ich will einfach nur, dass alles ein Ende hat, bevor noch mehr Blut vergossen wird.
Ich habe es alles satt. Und das hier sind Wills Familie und Freunde. Ich will nicht ihren Tod auf dem Gewissen haben und ich weiß, dass es schwer auf ihm lasten würde. Auf uns beiden.
Tamra nickt entschlossen und macht einen zielstrebigen Schritt nach vorn. Inmitten der Schüsse, Schreie und kreischenden Drakis streckt sie die Arme aus und Nebel beginnt, von ihr aufzusteigen.
Ich stehe ganz dicht bei Will, sehe ihr zu und bewundere die Gabe meiner Schwester. Sie kann damit Leben retten. Als Wächterin bedeutet sie Hoffnung und Rettung.
Doch der Nebel hat keine Gelegenheit, sich aufzubauen und sein Werk zu tun. Eine der vielen Kugeln, die durch die Luft sausen, trifft ihr Ziel.
Ich schreie auf, als der Aufprall Tamra stolpern lässt und sie eine Hand an die Stelle hebt, wo die Kugel sie am Kopf getroffen hat. Sie lässt die Hand sinken und starrt verständnislos auf das Blut an ihren Fingern.
Ich leide höllische Qualen … das Einzige, was dem jemals nahekam, war, Dad zu verlieren.
Deghan packt Tamra. Ihr Kopf hängt schlaff herab und kommt an seiner Schulter zum Liegen. Er legt sie sanft auf den Boden und ruft ihren Namen. Der Schmerz in seinem Gesicht spiegelt das wider, was auch ich spüre.
Fast augenblicklich beginnt der Nebel zu verdampfen und wir stehen wieder völlig schutzlos mitten auf einem Schlachtfeld.
»Tamra!«, brülle ich. Ich bewege mich in ihre Richtung, einen Arm fest um Wills Taille gelegt, weil ich ihn nicht loslassen will.
Wir kommen nur langsam vorwärts und ich glaube schon fast, dass wir sie nie erreichen werden, als ich plötzlich einen heftigen Schmerz in meinem Rücken spüre, der mich nach vorn schleudert.
Ich lande mit dem Gesicht auf dem Boden und bin unfähig, mich zu bewegen. Ich bin zu geschockt, zu stark verletzt. Tränen schießen mir in die Augen und mein Blick verschwimmt. Ich versuche, etwas zu sagen, aufzuschreien. Schmerzen breiten sich überall in meinem Körper aus. Und trotzdem sind die körperlichen Schmerzen kein Vergleich zu dem Elend in meinem Herzen. Tamra. Tamra!
Wills Gesicht schiebt sich vor meines. Seine
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